Die Legende von Isaak - Sündenfall (Ken Scholes)



Blanvalet Verlag (August 2010)
Klappbroschur, Karte im Vor- und Nachsatz
544 Seiten, EUR 15,00
978-3442266722
Die Legende von Isaak 1

Genre: Fantasy


Klappentext

Als Rudolfo, der Herr der Neun Wälder, eine gewaltige Rauchsäule aufsteigen sieht, erkennt er, dass etwas Schreckliches geschehen ist – und dass die Zeiten des Friedens vorbei sind: Die Metropole Windwir, in der das gesamte Wissen einer längst vergessenen Vergangenheit bewahrt wurde, ist nur noch ein Haufen schwelender Trümmer. Doch inmitten des Ruinenfeldes stoßen Ruolfo und seine Männer auf den geheimnisvollen Metallmann Isaak. Ist der gramerfüllte Isaak der einzige Überlebende der Katastrophe – oder hat er sie womöglich ausgelöst?


Rezension

Mit einem Paukenschlag eröffnet Scholes seinen kreativen Fantasy-Roman, der zugleich den Auftakt zur der Reihe „Die Legende von Isaak“ bildet: Die wichtigste Stadt der benannten Lande – Windwir – wird von einem Moment auf den nächsten komplett zerstört; nur eine Rauchsäule und ein Feld aus Asche erinnern noch an die einst so prächtige Stadt.

In rascher Reihenfolge werden nun die Protagonisten eingeführt, die als Point-of-View-Charaktere jeweils eigene Kapitel haben. Originell und mit Liebe zum Detail zeichnet Scholes seine Figuren, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Teils erfrischend unkonventionell, teils altbekannt sind sie doch stets authentisch und bleiben keine leeren Hüllen. Scholes versteht es, sie mit Hilfe von kleinen Details mit Leben zu füllen und hierbei jedem einen individuellen Anstrich zu verleihen.
Dabei reicht die bunte Palette an Charakteren von einem jungen Novizen über einen Zigeunerkönig bis hin zu einem geheimnisvollen Papst. Und auch den Namensgeber für die Reihe – Isaak – hat man so bisher noch nicht gesehen; er ist ein durch Magie zum Leben erweckter Mann aus Metall und darüber hinaus ein Artefakt aus alten Zeiten, der seine eigenen Geheimnisse mit sich trägt.
Dieser Charakter ist ein gutes Beispiel dafür, wie ein auf der einen Seite klassischer High-Fantasy-Roman mit auf der anderen Seite netten Ideen und Details aufgelockert wird – was eine erfreuliche Mischung ergibt.

Und all diese Figuren haben einen Bezug zur Zerstörung Windwirs – eine Gegebenheit, die Scholes dazu nutzt, eine spannende und originelle Handlung auf die Beine zu stellen. So entsteht ein Geflecht aus Intrigen, Verdächtigungen und Möglichkeiten, das zunehmend dichter wird und in dem so mancher Charakter nicht das ist, was er zu sein scheint.
Hierbei nimmt Scholes sich Zeit, um alles an seinen Platz zu rücken, Charaktere weiterzuentwickeln und Ereignisse zum rechten Zeitpunkt geschehen zu lassen. Manch einem mag das Buch daher etwas gemächlich vorkommen, doch auf der anderen Seite ist bei der Handlung dafür eine Art Grundgerüst erkennbar, das dieser Hand und Fuß verleiht. Und auch, wenn sich am Ende des ersten Bandes einiges aufklärt, bleibt doch umso mehr im Dunkeln – jedoch auf eine Art und Weise, die nicht penetrant als Cliffhanger erscheint, sondern bei der klar wird, dass für gewisse Details einfach noch mehr aufgeklärt werden muss – eine Aufgabe, der sich die folgenden Bände stellen werden müssen.
Trotzdem bleibt auch die Handlung durch viele gelungene Details und Wendungen lesenswert.

Der Hang zu ausschmückenden und vertiefenden Details kommt nicht zuletzt dem Setting zu Gute – nicht nur die Welt ist durchdacht und auf eine Weise beschrieben, die dem Leser das eintauchen leicht macht, sondern sie hat überdies einen überzeugenden Hintergrund, der die Geschichte noch authentischer wirken lässt und zudem gekonnt in diese eingebunden wird. Ein für diese Art von Fantasy überaus passender, bildlicher und eleganter Schreibstil runden dieses Bild ab.


Fazit

Eine gelungene Mischung aus Abwechslung und klassischer High-Fantasy.


Pro & Kontra

+ gute Charaktere
+ durchdachtes, überzeugendes Setting
+ Kompromiss aus High-Fantasy und neuen Ideen

o Handlung wirkt teilweise etwas gemächlich

Wertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 3,5/5