Das Gesetz der Neun (Terry Goodkind)

Verlag: Blanvalet (17.Januar 2011)
Taschenbuch, Klappbroschur: 544 Seiten, € 10,00
Sprache: Deutsch
Originaltitel: The Law of Nines
ISBN-13: 978-3-442-37646-9

Genre: Fantasy-Thriller 


Klappentext

Alex Rahl ist einer der aufstrebenden jungen Künstler der USA. Doch als er an seinem 27. Geburtstag Jax Amnell kennen lernt – und sie davor bewahrt, überfahren zu werden – ändert sich sein ruhiges Leben schlagartig. Plötzlich haben es Männer von einer Bösartigkeit, die er sich bislang nicht einmal vorstellen konnte, auf Alex abgesehen. Die Erklärung, die ihm Jax dafür anbietet, ist absolut unglaubwürdig. Schließlich gibt es keine Magie und parallelen Welten, oder?


Rezension

In der alten Welt, die man bereits aus Goodkinds ‚Schwert der Wahrheit’ – Zyklus kennt, ist ein machtbesessener Herrscher wieder einmal auf dem besten Weg, sämtliche Magie auszumerzen und die Menschen dort in Chaos und Tyrannei zu stürzen. Alexander Rahl, ein Nachfahr des vor langer Zeit auf ‚unsere’ Erde ausgewanderten Lord Rahls, ist der einzige, der das laut einer Prophezeiung verhindern kann. An der Seite der schönen und geheimnisvollen Jax, die unvermittelt aus dieser Parallelwelt in sein Leben tritt, macht er sich auf, die alte Welt zu retten...

Lesern von ‚Schwert der Wahrheit’ dürfte dieses Setting bekannt vorkommen, tatsächlich wirkt ‚Das Gesetz der Neun’ über weite Strecken wie eine stark gekürzte Zusammenfassung dieser Bände, deren Handlung lediglich in unsere Zeit und auf unsere Erde versetzt wurde. Mit diesem Buch liefert Goodkind einen mäßig spannenden Actionthriller, bei dem die Handlung sehr mager und durch und durch vorhersehbar ausfällt. Fantasy kommt praktisch nicht vor, da Magie in unserer Welt nicht funktioniert.

Der Plot entwickelt sich absolut gradlinig, es existieren weder Verwicklungen noch Nebenstränge und überraschende Wendungen passieren eigentlich nur dann, wenn ein Charakter unlogisch handelt. Auffällig sind die streckenweise unglaublichen Längen, in denen eben Geschehenes noch einmal in Dialogform wiederholt und nicht selten auch noch einmal später erneut abgehandelt wird. Von Ereignissen und Zusammenhängen aus der anderen Welt erfährt man lediglich ansatzweise aus Jax’ Erzählungen, also ausschließlich aus zweiter Hand, was nicht dazu beiträgt, sich in der Story heimisch zu fühlen. Beschreibungen von Örtlichkeiten sind zwar vorhanden, vermögen aber nicht wirklich Stimmungen zu vermitteln.

Farblos und zweidimensional präsentieren sich die Charaktere, die Helden sind gut, die Schurken böse – und darüber hinaus gibt es keinerlei Differenzierungen. Auf diese Weise wächst dem Leser weder einer der Protagonisten ans Herz, noch erscheint die Gegenseite wirklich furchterregend. Personen wie Bethany oder Ben, die zumindest das Potential zu etwas mehr Tiefgang gehabt hätten, werden nach einigen kurzen Auftritten aus dem Verkehr gezogen. Nebulös bleibt die weibliche Hauptperson Jax, über deren genaue Funktion und Stellung in der Parallelwelt sowie ihre dortigen Verbündeten man nichts erfährt. Leser, die mit der Vorgeschichte vertraut sind, können sich zwar einiges zusammenreimen, wirklich klar wird es jedoch nicht und gelegentlich anklingende, interessante Erklärungsansätze werden im Keim erstickt.
Regelrecht ärgerlich stößt allerdings die Unglaubwürdigkeit bei der Personengestaltung auf. Alex Rahl hat von seinem Großvater zwar einiges theoretische Wissen über Kampftechniken mitbekommen, erarbeiten mußte er sich diese Fähigkeiten aber nie. Doch plötzlich ist er Spezialist im Messer- und Nahkampf und vermag gegen wahre ‚Kampfmaschinen’ von Kriegern zu bestehen, selbst wenn er unter Drogen gesetzt wurde, verletzt und restlos erschöpft ist und die Gegner zudem in klarer Überzahl auftreten. Die Schurken dagegen, die als brutale, erfahrene und bis zum Äußersten entschlossene Elitekämpfer angekündigt werden, bei denen man eine hervorragende Ausbildung wohl voraussetzen darf, agieren unfähig bis zur Lächerlichkeit und lassen sich reihenweise und ohne größere Schwierigkeiten abschlachten.

Gekämpft wird häufig und viel, wobei derartige Szenen zwar temporeich aufgebaut sind, aber immer nach demselben Schema ablaufen. Der Autor wartet dabei mit bluttriefenden Schilderungen auf, doch auf Dauer ist das zuwenig, um den Leser zu fesseln. Dieser hört irgendwann auf, die zahlreichen aufgeschlitzten Hälse, gebrochenen Genicke und zerschmetterten Knochen zu zählen, beginnt sich zu langweilen und sehnt sich stattdessen nach mehr Handlung genauso wie nach wirklicher Spannung, die wegen der extremen Vorhersehbarkeit aller Ereignisse einfach nicht aufkommen will. 
Ebenfalls belanglos lesen sich die Dialoge, deren einfallslose Strukturierung nebst den zahllosen Wiederholungen nicht unterhalten, sondern ermüden. Auch der gesamte Schreibstil gestaltet sich sehr einfach, wirkt in die Länge gezogen und etwas unbeholfen, was beim Leser den Wunsch weckt, längere Passagen quer zu lesen oder einfach zu überspringen. Beides ist problemlos möglich, ohne den Anschluß zu verlieren.

Positiv erscheint das Cover, das ansprechend und geschmackvoll im Stil der ‚Schwert der Wahrheit’ – Bände konzipiert wurde. Auf der herausklappbaren Innenseite befindet sich eine Karte der alten Welt, die hier allerdings vollkommen überflüssig ist, denn die Handlung spielt ausschließlich in den USA, und bis auf den ‚Palast des Volkes’ wird keiner der darauf verzeichneten Orte auch nur erwähnt. 


Fazit

Ein Roman, bei dem leider alles, was schief gehen kann, auch schiefgegangen ist, er verfügt weder über den Zauber eines Fantasywerkes noch über die Spannung eines Thrillers. Dazu kommt die extrem schwache Gesamtgestaltung, die beinahe schon lieblos wirkt. Es bleibt zu hoffen, dass Goodkind, ein erfahrener Autor, der es nachweislich besser kann, in künftigen Werken aus seinem Formtief herausfinden wird.


Pro & Kontra

+ schönes Cover

o stellenweise sehr blutig

- Charaktere flach und unglaubwürdig
- zuviel Schwarzweißmalerei
- Handlung mager, abgedroschen und stellenweise zu trivial
- uninteressant weil zu vorhersehbar
- keine überraschenden Wendungen
- ständig gleich ablaufende Kampfszenen
- zu viele Wiederholungen
- logische Schnitzer
- wenig stimmungsvolle Beschreibungen
- unbeholfener Schreibstil und platte Dialoge
- unglaubwürdiger Schluß

Wertung:

Handlung: 1/5
Charaktere: 1/5
Lesespaß: 1,5/5
Preis/Leistung: 2,5/5