The Goon Bd.3 - Meine mörderische Kindheit (Eric Powell)

goon 3

Cross Cult (Juli 2009)
Hardcover, Seiten: 144
Preis 19,80€
ISBN: 978-3941248229

Genre: Humor/Horror


Klappentext

Es gibt nichts Schöneres, als in alten Fotoalben zu blättern, Jugenderinnerungen mit ehemaligen Schulfreunden zu teilen und das Gedächtnis nach alten Kinderflausen zu durchstöbern – außer man heißt Goon und hat seine Kindheit damit verbracht, Schuldnern die Kniescheiben zu brechen, Zombies zu köpfen und die Schulbank des harten Straßenlebens zu drücken. Ein Ausflug in die frühen Jahre des liebenswerten Totschlägers und seines messerschwingenden Kompagnons Franky. Außerdem: Der Goon verteilt kräftige Schellen an Monsterspinnen, nur leicht wahnsinnige Wissenschaftler und menschenfressende Landstreicher.


Rezension

Es ist also raus. Der Goon ist nicht der Handlanger Labrazios, der vom Abschaum der Stadt gesucht, aber ums Verrecken nicht gefunden werden kann. Denn schon vor 15 Jahren hat der Goon den Gangster kalt gemacht, als dieser seine Tante tötete. Er nimmt das Notizbuch an sich, das alle Namen von Labrazios Feinden und Schuldnern enthält, und zieht los, um die große Stadt aufzumischen. Doch aller Anfang ist schwer und auch ein Goon muss einstecken lernen. Wer nimmt schon einen kleinen, unproportional gewachsenen Jungen ernst, der Gelder eintreiben möchte? Richtig, niemand. Und zusätzlich tauchen plötzlich Zombies in der Stadt auf, die an seinen Knochen nagen wollen. Immerhin steht der Goon nicht alleine da. Ein feiges Muttersöhnchen namens Francis steht ihm zur Seite. Der Beginn einer innigen Freundschaft und einer steilen Karriere im Zombiesverkloppen.

Der Titel "Meine mörderische Kindheit" lässt eigentlich keinen Zweifel daran, worum es im dritten Band der grandiosen Comicreihe geht. So viel Fragen gilt es noch zu klären: Wer ist eigentlich dieser Goon? Wo kommt er her und wie hat er es geschafft der gefürchtetste Mann der ganzen zombieverseuchten Stadt zu werden? Nach einem kurzen Ausflug in Band 2 spendiert Eric Powell, dass verrückte Genie hinter "The Goon", einen weiteren Rückblick, der den Zombieschreck und seinen Kumpel Franky näher beleuchtet. Von den sechs Geschichten ist dies die einzige, die eine Brücke zu den vorangegangenen Bänden baut und der Reihe etwas mehr Tiefe verleiht. Eine aufschlussreiche und spaßige Geschichte, die im Angesicht des brachialen Humors der weiteren fünf Stories in diesem Band den kürzeren zieht. Wer braucht schon Tiefgründigkeit? Denn es sind wieder die durchgeknallten Nebenstränge, die dem Leser die Lachtränen in die Augen treiben. In "The Goon und die Familie Grave" zum Beispiel versucht Goon den Zombiepriester von seinem Nachschub an Leichen abzuschneiden. Houstus Grave und seine missgebildeten Zwillingssöhne buddeln nämlich kürzlich Verstorbene wieder aus, um die Zombiearmee zu verstärken. Diese chaotische und furiose Episode steckt voller kranker Gags und untermauert noch einmal die Einzigartigkeit von Eric Powells groteskem Sinn für Humor. Das Glanzstück ist aber eine kurze Horrorepisode mit dem Titel "Der Angriff der Seehexe". Ein nicht zu übertreffender Genuss des schlechten Geschmacks. Obwohl es einen klaren Gewinner gibt, sind alle, wirklich alle Geschichten lesenswert und einmalig. Selbst die "Werbungen" zwischen den Episoden bringen den Leser zum Grinsen.

Wenn es Powell gelingt, sich weiterhin von Band zu Band zu steigern, wie es bisher der Fall war, dann wird es ein Fest. Es geht offenbar immer morbider und politisch unkorrekter, auch wenn die Messlatte nach "Meine mörderische Kindheit" sehr hoch gesetzt wurde. Aber dieses Niveau zu halten, würde schon reichen.
Und erneut muss der potentielle Leser gewarnt werden, sich blind in das vermeintliche Vergnügen zu stürzen, denn "The Goon" ist kurz zusammengefasst einfach nur falsch - in jeglicher Hinsicht. Das Gesehene, kann nicht ungesehen gemacht werden. Die Charaktere sind Sexisten, Perverse, Zurückgebliebene, Irre und Triebgesteuerte und doch sind sie so überzeichnet, dass sie schon wieder liebenswert sind. Allen voran Goon selbst und sein Buddy Franky, die bei ihrer Zombiejagd so deftig austeilen, dass man aus Mitleid auf die Seite der Zombies wechseln möchte.

Die Comicreihe könnte gut und gerne ohne hohe Zeichenkunst auskommen. Vorbilder für schlecht gezeichnete Comics, die trotz oder gerade wegen ihrer Strichmännchen-Kritzeleien funktionieren, gibt es genügend. Die Kinnlade fällt beim Lesen von "The Goon" aber nicht nur dann herab, wenn ein Behindertenwitz erzählt wird, sondern auch wenn man sich die Ölzeichnungen ansieht, die die Cover zieren, oder die Cover der Einzelausgaben, die in diesem und den vorangegangenen Comics netterweise eingebaut wurden. Ebenso herausragend sind die Bleistiftzeichnungen, die Powell immer dann nutzt, wenn er in die Vergangenheit springt.


Fazit

"The Goon" ist eine erstklassige Comicreihe und "Meine mörderische Kindheit" ist der bisher stärkste Band. Kaum zu glauben, aber der Grad an politisch unkorrekten Witzen und morbiden Einfällen wurde noch einmal erhöht. Irrsinn in Perfektion.


Pro und Kontra

+ weitere Geschichte zur Vertiefung der Charaktere
+ geniale Zeichnungen in allen Techniken
+ einmaliger Humor
+ neue bizarre Gegner für Goon
+ "Der Angriff der Seehexe"
+ bewährtes Cross Cult Design mit vielen Extras

Beurteilung:

Handlung: 5/5
Charaktere: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5


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