Alera - Zeit der Rache (Cayla Kluver)

Piper (März 2011)
Klappenbroschur, 512 Seiten,
14,95 € (D); 15,40 (A)
ISBN: 9783492702164

Genre: Fantasy / Jugendbuch


Klappentext

Die junge Königin Alera hat wider Willen den herrschsüchtigen Steldor geheiratet. Ihre große Liebe zu Narian musste sie dem Wohl ihres Volkes opfern. Denn Narian steht auf der Seite des Feindes. Doch während der Krieg die Länder erschüttert und Hass und Rachegefühle nährt, kann Alera Narian nicht vergessen. Es gibt nur einen Weg, ihre Liebe zurückzugewinnen. Und dafür muss Alera das Undenkbare wagen ...


Rezension

Cayla Kluver ist achtzehn Jahre alt und lebt mit ihrer fünfköpfigen Familie in Wisconsin. Mit ihrem Debüt Alera – Geliebter Feind, eine Geschichte über Pflicht, Verrat und Liebe, präsentierte die junge Autorin und Tochter zweier Anwälte im August 2010 einen Roman, der gleich nach seinem Erscheinen mit Preisen und Auszeichnungen geehrt wurde. „Zeit der Rache“ setzt nun die Geschichte über die junge Königstochter Alera weiter fort. Phantastisch, kurzweilig und, so hofft der geneigte Leser, ebenso originell.

>> Während er die Zügel aufnahm, murmelte er: „Sobald wir von hier fort sind, bist du mir eine Erklärung schuldig.“ Er drückte die Fersen in die Flanken der Stute, und als wir in scharfem Galopp lospreschten, wurde ich gegen ihn geworfen. Wir hielten uns von den Straßen und Wegen fern, blieben stets in der Deckung des Waldsaums und näherten uns der Stadt in großem Bogen. <<

Alera ist die Königin Hytanicas und ihr eitler Ehemann Steldor herrscht über das Land; sie hingegen über den Haushalt und das mehr schlecht als recht. Denn Alera kann sich nur schwer in das Leben einfügen, dass ihr aufgezwungen wurde und erst Recht in ihre Ehe mit einem Mann, der keinen Platz in ihrem Herzen hat. Doch Steldor ist, entgegen seiner Natur, sehr geduldig. Er gibt Alera Zeit, um sich an ihn zu gewöhnen; ihn näher kennen zu lernen. Dennoch scheint die emotionale Lage der Königin aussichtslos, bis alles schlussendlich noch schlimmer wird: Narian, ihre große Liebe, erobert an der Seite des feindlichen Overlords Hytanica und bringt Chaos und Verderben. Alle die Hoffnungen der Beiden scheinen sich in Luft aufgelöst zu haben, bis eine Frau, die Schwester des Feindes, das wahre Potenzial der jungen Königin erkennt ...

Cayla Kluvers wahr gewordener Traum geht mit Zeit der Rache in die nächste Runde und entführt einmal mehr in die Welt Hytanicas. Die in den USA lebende Autorin schafft es hierbei wieder gut zu unterhalten durch ihre jugendliche Leichtigkeit, ihre Leidenschaft und die doch eher (manchmal zu) episch anmutenden Taten ihrer Charaktere, die das Interesse des Lesers zu wecken verstehen. Und wie auch schon im ersten Band wird an phantastischen Elementen oder genauen Beschreibungen des Landes gespart. Etwas, dass man der Autorin inzwischen nicht mehr wirklich verübeln kann und will, denn der Schwerpunkt war von Beginn an gänzlich anderer Natur. Zeit der Rache festigt nun das Vorangegangene; im positiven, wie im negativen Sinn und so ist es auch nur wenig verwunderlich, dass wieder weite Teile dieses Romans gefallen, der trotz seines Charmes leider aber weit kindlicher wirkt. Und diese Schwächen, von der man erhoffte hatte, Cayla Kluver würde sie auf ihre eigene Art noch umgehen können, enttäuscht. Stattdessen mangelt es dem zweiten Band durch und durch an Reife und der Autorin scheinbar ebenso an eigenen Erfahrungen, um Alera und ihre Entwicklungen angemessen authentisch (zumindest in einem gewissen Mindestmaß) darzustellen. Denn die junge Königstochter ist durch ihren Aufstieg in der Gesellschaft keines Falls umgänglicher oder gar klüger geworden. Immer noch unbeherrscht und von Leidenschaft getrieben, erfüllt sie weder ihre eigenen Erwartungen noch die ihres Reichs, das doch angeblich immer an erster Stelle stehen soll. Doch Alera kann weder ihren Zorn auf ihren Vater, den Hass auf ihren Ehemann oder gar ihre Liebe zu Narian vergessen. Der plumpe Trotz der darauf folgt soll vom Leser scheinbar als Stärke gedeutet werden, doch genau das Gegenteil wird durch die einzelnen Geschehnisse erwirkt. Denn statt sich auf die Seite des jungen Mädchens zu stellen, fühlt sich der geneigte Leser eher gelähmt von den pubertären Eskapaden, die immer wieder unnötige Wellen im Seitenmeer des Buches schlagen. Steldor hingegen, ihr Ehemann und im ersten Band wahrlich arrogant charakterisiert, gewinnt immer mehr an Sympathie. Mit der Zeit wird er, und natürlich auch der heroische London, der schon im ersten Band das Herz des Lesers zu bestechen verstand, zum heimlichen Helden und zur Bezugsperson des jugendlichen Frauenherzens. Er steht, neben dem Hofleben und dessen nichtige Wichtigkeiten (wie Tratsch, Nörgeleien und Tagesbewältigung) immer wieder auf die eine oder andere Art im Mittelpunkt bis schlussendlich der Feind vor den Toren steht. Die angeblich sehr harten Kämpfe bis an diesen Punkt erlebt der Leser nur über Dritte; die Perspektive bleibt ganz der jungen Königin treu und mit den Angriffen, rücken schlussendlich auch Aleras Herzensangelegenheiten und unpassenden Reaktionen mehr und mehr in den Hintergrund.

Von Gut und Böse ist bald die Rede und von einer magischen Gabe, die von Generation zu Generation weiter gegeben wird. Diese Ideen gefallen, auch wenn sie nicht neu sind, so fügt sich der schlussendliche Handlungsverlauf gut ins Gesamtgeschehen. Cayla Kluver verfeuert hierbei, um die Dramatik zu erhöhen, so manch merkenswerten und vertrauten Charakter. Dennoch tut der Druck, der hierbei auf den Protagonisten lastet, gut und weiß im Endeffekt wieder zu überzeugen und einen Gutteil der ersten Hälfte aus dem kritischen Focus des Lesers zu ziehen. Im Endeffekt ist es diesem Ende, das aber auch nicht durch und durch perfekt sein will, zu verdanken, dass der Leser gerne weiterlesen wird. Denn einen weiteren Teil wird es, laut der Autorin, sicherlich geben.

Sprachlich bewegt sich Cayla Kluver auf einem gleichbleibenden Niveau. Sie überzeugt durch Details, sofern sie sich diesen widmet und bietet durch ihren Sprachfluss und die gewählte Ich-Perspektive zwar nicht immer vielseitige Einblicke in den Verlauf der Geschichte, sehr wohl aber genug, um vor allem jugendliche Leser zu fesseln, oder solche die nicht immer ganz auf Logik pochen. Für sie wird Zeit der Rache vor allem ein liebevoll gezeichnetes Buch mit Unterhaltungswert sein und genau darin liegt, den Beginn außen vor gelassen, die Stärke des Romans.


Fazit

Cayla Kluver schafft es leider nicht, wie erhofft, sich mit der Fortsetzung von Geliebter Feind auch für reifere Leser bemerkbar oder wirklich lohnenswert zu machen. Sie schreibt flüssig, besticht immer noch auf ihre jugendliche, manchmal auch naive Art, dennoch aber verliert die Reihe vor allem durch die unreife Darstellung der Protagonistin an Schwung. Empfehlenswert vorwiegend für Jugendliche bietet Alera dennoch aber den Reiz, den Träumen eines Mädchens zu folgen, das trotz mancher Mängel schafft, mitfiebern zu lassen.


Pro und Kontra

+ interessante Charaktere
+ flüssig und teils amüsant zu lesen
+ zum Ende hin sehr spannend
+ nette Jugendfantasy

o für junge Erwachsene
o Gewalt und Folter gegen Ende

- viel verschenktes Potenzial
- Aleras Liebe zu Narian nicht völlig nachvollziehbar
- Protagonisten etwas zu nervend
- Band zwei kein Hardcover mehr
- so manche Logikschwächen

Bewertung:

Handlung: 2,5 / 5
Charaktere: 3,5 / 5
Lesespaß: 3,5 / 5
Preis/Leistung: 3 / 5


Rezension zu "Alera - Geliebter Feind"