Die Saga von Sonea - Die Heilerin (Trudi Canavan)



Penhaligon Verlag (Mai 2011)
gebunden, mit Schutzumschlag
576 Seiten, EUR 19,99
ISBN: 978-3764530426
Die Saga von Sonea 2

Genre: Fantasy


Klappentext

Lorkin, der Sohn der schwarzen Magierin Sonea, wurde in Sachaka entführt. Seine Häscher hoffen, von ihm die Kunst der Heilung durch Magie zu erlernen, die in Sachaka unbekannt ist. Lorkin weiß jedoch, dass diese Fähigkeit im Falle eines Krieges einen enormen Vorteil birgt. Er ist fest entschlossen, das Geheimnis zu wahren. Aber dann lernt er Tyvara kennen – und verliebt sich in sie …

Währenddessen verfolgt seine Mutter Sonea in ihrer Heimat Kyralia einen abtrünnigen Magier, der seine Dienste an die Diebesgilde verkauft hat. Doch ein Mord, begangen mit schwarzer Magie, lenkt sie von ihrer Aufgabe ab. Denn es gibt nur zwei Magier, die dazu fähig sind: der Schwarze Magier Kallen, der ein wasserdichtes Alibi hat – und Sonea selbst! Sonea muss alles daran setzen, das Vertrauen der Magiergilde zurückzuerlangen. Denn ohne sie ist Kyralia einem Angriff der Schwarzen Magier von Sachaka hilflos ausgeliefert …


Rezension

Wie schon im ersten Band der Trilogie treibt Canavan auch in diesem zweiten Band die Handlung an vielen unterschiedlichen Fronten voran. Dabei werden bekannte Charaktere von neuen unterstützt, sodass die Charaktervielfalt sogar noch verstärkt wird.
Wie es für den Vorgänger allerdings schon typisch war, bremsen auch diesmal die vielen unterschiedlichen Handlungsstränge die Gesamthandlung gehörig aus, der so entstehende schleppende Eindruck hätte vielleicht etwas abgemildert werden können, indem Canavan die Kapitel - und somit die zusammenhängende Erzählzeit der unterschiedlichen Charaktere – etwas länger gemacht hätte.
Das wohl größte Problem ist aber weiterhin, dass die Gesamthandlung ziellos vor sich hin mäandert - eine Schwäche, die im ersten Moment nicht einmal offensichtlich ist, denn trotzdem sind die Teilhandlungen interessant, mitunter spannend und vor allem gut beschrieben. Mit vielen erfreulichen Details weiß Canavan dem Leser ein vielseitiges Bild ihrer Welt zu bieten. Dazu gehören nicht nur Beschreibungen des Settings, sondern auch Elemente, die man so noch nicht oft in der Fantasy vorfindet. Ein Beispiel hierfür ist die Geschichtsforschung, die Dannyl in Sachaka betreibt: Denn die Geschichte von Canavans Welt ist keinesfalls bekannt, sondern muss mühevoll anhand von Quellen rekonstruiert werden – eine schöne Idee in einem Genre, wo die Hintergründe der jeweiligen Welten stets wie selbstverständlich präsentiert werden – wenn überhaupt.

Wohin das alles indes führen mag, bleibt größtenteils unersichtlich. Und so fällt auch „Die Heilerin“ dem verbreiteten Problem zweiter Teile von Trilogien zum Opfer; dem Problem eines „Durchhängers“, wo die Handlung eigentlich auf einen zwischenzeitlichen Höhepunkt zustreben sollte. Einen durchgehenden, ununterbrochenen Spannungsbogen sucht man leider vergebens. Was noch erschwerend hinzukommt, ist eine gewisse Vorhersehbarkeit, die so sicherlich nicht nötig gewesen wäre.

Immerhin – keinen der Point-of-Views kann man als wirklich langweilig bezeichnen, denn so unterschiedlich und vielfältig die vorkommenden Charaktere sind, so verschieden sind auch deren Handlungsstränge. Sei es Sonea, die sich mit der Innenpolitik der Gilde herumschlägt oder seien es Dannyl und Lorkin, die in Sachaka jede Menge erleben. Und dann ist da noch ein komplett neuer POV-Charakter: Lilia, eine junge Magieschülerin, die sich mit der geheimnisvollen Naki anfreundet und mit ihr gemeinsam dem Geheimnis der schwarzen Magie bedrohlich nahe kommt.
Die Tatsache, dass ein komplett neuer Charakter sozusagen eigens „auf die schwarze Magie angesetzt“ wird – denn diese ist immerhin ein nicht unbedeutendes Handlungselement – ist zwar durchaus erfreulich; wie diese dann aber letztendlich dargestellt wird, kann eigentlich nur als herbe Enttäuschung betrachtet werden. Denn auch, wenn das Konzept schon aus anderen von Canavans Büchern bekannt ist – so unspektakulär, wie Lilia die ach-so-schreckliche schwarze Magie erlernt, geht deren „Zauber“ nahezu komplett verloren und man fragt sich, warum sie in Kyralia überhaupt so geächtet ist.

Mit Lilia begegnet man einem weiteren recht typischen Vertreter von Canavans Charakteren: Gut beschrieben und nachvollziehbar, jedoch mit der deutlichen Tendenz, sich sehr viele Gedanken zu machen. Dabei wird man den Verdacht nicht los, dass das Buch etwas kürzer ausgefallen wäre ohne all die Selbstzweifel und Überlegungen, die selbst kleinste fallengelassene Bemerkungen anderer Charaktere auslösen. Das schon bekannte Stilmittel des inneren Monologs wirkt hier doch an mancher Stelle etwas überstrapaziert.


Fazit

Zwar liest sich auch der zweite Band von Canavans neuer Trilogie angenehm und wieder kann dieser mit sehr vielseitigen Charakteren, Handlungssträngen und Schauplätzen aufwarten. Leider bringt aber auch dieser zweite Teil noch immer keine Klarheit darüber, worauf Canavan denn nun hinaus will.


Pro & Kontra

+ vielseitige Charaktere, POVs und dadurch Handlungsstränge
+ schöne Details
+ trotz ziellos wirkender Handlung spannend

o Gedanken der Charaktere sowie deren innere Monologe wirken manchmal übertrieben und dadurch nicht immer authentisch

- noch immer nicht erkennbar, worauf die Handlung hinaus läuft
- Lilias Begegnung mit der schwarzen Magie wirkt konstruiert
- teils vorhersehbar

Wertung:

Handlung: 3/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 3,5/5
Preis/Leistung: 4,5/5


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