Großstadtaugen (Helen Aerni / Stella Brandner / David Füleki / Carla Miller / Petra Popescu / Carolin Reich)

Knaur (06/11)
ca. 190 Seiten, 6,99 EUR
ISBN: 978-3-426-53011-5

Genre: Mystery, Fantasy


Klappentext

In einer Großstadt passiert täglich Wundersames, Schauerliches, Unbemerktes, Grausames.
Sechs Graphic short stories berichten von düsteren Geheimnissen zwischen scheinbar eintönigen Hausfassaden, Straßenlärm und Stadtalltag.


Rezension

In „Großstadtaugen“ werden düstere Geschichten erzählt, die zeigen, wie viel um uns herum passieren könnte, was wir während unseres eintönigen Alltags gar nicht mitbekommen würden. So geht es beispielsweise um die Geisterjägerin Sidonie, die als Wahrsagerin arbeitet und so den Aberglauben der Menschen nutzt, um an die tatsächlich existierenden Geister heran zu kommen, deren Jagd ihre wirkliche Aufgabe ist. Dass dies einfacher klingt als es ist, muss ihre junge Auszubildende, Minna, sehr bald feststellen. Vor lauter Übermut geht Minna alleine auf Geisterjagd und versagt kläglich. Aber was tun, wenn einem ein Monster entwischt?

Eine andere Geschichte zeigt das Leben eines weiblichen Nachtmahrs, einem dunklen Wesen, das sich von Alpträumen ernährt. Während sie durch die Nacht wandert und nach Nahrung sucht, muss sie feststellen, dass sie nicht so frei und unbesiegbar ist, wie sie immer angenommen hat, denn auch solch mächtige Wesen wie Nachtmahre haben ihre Schwachpunkte.

Wieder eine andere Geschichte zeigt den schmerzlichen Verlust der Liebe. Was, wenn man den geliebten Menschen ganz in seiner Nähe hat, sich aber nicht an ihn erinnert? Kann man darunter wirklich leiden? Aly weiß immer wieder, dass sie etwas sehr wichtiges vergessen hat, aber was kann es nur sein? Sie weiß genau, sie darf es nicht vergessen und trotzdem kann sie es nicht greifen. Glücklich kann sie ihr Leben durch diese Tatsache nicht nennen.

Die verschiedenen Zeichenstile sind sehr unterschiedlich. So gibt es die eher skizzenhaften Zeichnungen von Carla Miller, oder die eher dunkel gehaltenen Bilder von Carolin Reich. Teilweise sind noch große Verbesserungsmöglichkeiten zu erkennen, so sind beispielsweise die Bewegungen der Story „aID“ eher steif und unwirklich dargestellt. In der Short-Story „Erstes Date“ sind die Beine der Charaktere durchgängig zu kurz geraten, wodurch alle eher gedrungen wirken.

Entwicklung gibt es in den Geschichten nicht wirklich, dafür sind sie zu kurz. Die Zeichner haben es allerdings alle geschafft, überraschende Wendungen einzubauen und den Leser mit verschiedensten Geheimnissen neugierig zu machen. Allerdings hätte man teilweise wesentlich mehr aus den Ideen herausholen können. In den wenigen Seiten, die pro Story zur Verfügung standen, war allerdings nicht viel Spielraum dafür. Da hätte man jedem Zeichner ruhig ein paar Seiten mehr spendieren können. Etwas enttäuschend ist, dass hinter den Ideen gute Aussagen stecken könnten, doch letztendlich lernen die Charaktere nichts aus ihren Handlungen. Dem Leser wird eine Situation vorgestellt, die sich im Grunde nicht ändert. Es wäre wünschenswert, dass die Zeichner zukünftig mehr auf die lehrreichen Aussagen ihrer Geschichten achten. Besonders die Story „Erstes Date“ von David Füleki hat ein sehr überraschendes Ende, das manche Leser extrem irritieren könnte.


Fazit

Eine Sammlung netter Geschichten, die sich auf jeden Fall für Liebhaber deutscher Mangas eignet. Wer sich unsicher ist, sollte auf jeden Fall einmal reinschauen, denn der „deutsche“ Stil unterscheidet sich meist sehr vom gewohnten Mangastil.


Pro & Contra

+ fantasierreiche Ideen
+ überraschende Wendungen
+ geheimnisvolle Geschichten

o ausbaufähige Zeichnungen

- ausbaufähige Storyerzählung
- keine lehrreichen Aussagen

Bewertung

Handlung: 3/5
Charaktere: 2,5/5
Zeichnungen: 2,5/5
Lesespaß: 3/5
Preis/Leistung: 2,5/5