Engelsgrube (Eva Almstädt)

Verlag Bastei Lübbe, Oktober 2010
Taschenbuch, 288 Seiten, 6,95 €
ISBN: 9783404154654

Genre: Krimi


Klappentext

In den Gärten und Gewölben der historischen Altstadt Lübecks werden zwei Menschen brutal ermordet. Die Mordwaffen, ein antikes Stilett und ein Armeerevolver, wirken wie Requisiten in einem blutig inszenierten Drama. Kommissarin Pia Korittki zieht mit ihren Ermittlungen immer weitere und gefährlichere Kreise – und merkt zu spät, dass sie sich auf ein tödliches Katz- und- Maus- Spiel eingelassen hat.


Die Autorin

Eva Almstädt, 1965 in Hamburg geboren und dort auch aufgewachsen absolvierte eine Ausbildung in den Fernsehproduktionsanstalten des Studio Hamburg GmbH und studierte Innenarchitektur in Hannover. Seit 2001 ist sie freie Autorin und lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in Hammoor, Schleswig-Holstein.


Rezension

Mitten in der Menschenmenge auf dem Altstadtfest in Lübeck wird eine Frau von hinten mit einem Stilett erdolcht. Viele Augenzeugen, doch keiner hat den Täter gesehen. Man wird erst aufmerksam, als die Frau zu Boden stürzt. Zum Glück ist die Altstadt wie eine Insel, leicht abzuriegeln und so gibt es eine Menge an Zeugenaussagen. Pia Korittki macht sich mit ihrem Team an die Arbeit, wobei sie sich immer noch ausgegrenzt fühlt. Als einzige Frau in der Mordkommission hat sie es nicht einfach, sie muss sich immer noch beweisen und fühlt sich oft in dem eingeschworenen Team nicht anerkannt, ihre Intuitionen werden oft als weibliche Spinnereien abgetan. Hartnäckigkeit zahlt sich aber aus, und so findet Pia eine Übereinstimmung mit weiteren möglichen Morden, die allerdings gar nicht als solche erkannt wurden. Der einzige weitere Mord, mit dem sie sich gerade herumplagen, ist der Mord am Restaurantbesitzer Wolfgang Biederstätt, der in seinem Weinkeller erschossen wurde. Außerdem fallen ihr noch ein Selbstmord und ein natürlicher Todesfall ins Auge, wo sie gegen die Meinung der Kollegen hartnäckig Spuren verfolgt. Allerdings muss sie für ihre Hartnäckigkeit einen hohen Preis bezahlen.

In ihrem zweiten Fall hat sich Pia endlich etwas etabliert, obwohl sie sich immer noch nicht in ihrem Kommissariat wohlfühlt. Allerdings lebt sie gerne in Lübeck, ihr Privatleben liegt aber immer noch brach. Alleine der Gedanke an die bevorstehende Hochzeit ihres Halbbruders jagt ihr Schauer über den Rücken, außer mit ihrer Schwester Nele versteht sie sich mit ihrer Familie nicht so wirklich. Verbissen arbeitet sie daran, ihre eigenen Spuren verfolgen zu können, wobei sie auch schon mal sich die Schwäche ihrer Kollegen zu Nutze macht. Langwierige Ermittlungsarbeit zieht sich durch die Geschichte, man freut sich schon über Teilerfolge, damit es endlich voran geht. Irgendwie steht Pias Privatleben im Vordergrund, ihre Gedanken und Gefühle sind maßgebend. Gut nachzuvollziehen sind die Ergebnisse, die Leser sind immer gleichauf mit dem Ermittlerteam, obwohl so manches offensichtlicher ist und man schneller zu einem Fazit kommt. Der Fall ist interessant, die Auflösung etwas überraschend, allerdings gibt es noch ein paar lose Enden. Der Leser kann sich die Antworten zwar denken, wird zum Schluss aber nicht hinreichend aufgeklärt. Leider fehlt da doch so einiges, man erkennt zwar die Zusammenhänge, hat aber immer das Gefühl, nicht alles präsentiert zu bekommen. Atmosphärisch stimmt es aber wieder, es spielt sich einiges in Lübeck ab und Ortskundige werden ihre helle Freude haben. Das Titelbild ist hervorragend gewählt, man möchte sofort in dieser Häuserzeile versinken und die Schauplätze aufsuchen. Der Titel ist ein Straßenname, der eine wichtige Rolle spielt.


Fazit

Man kann den zweiten Fall mit Pia Korittki auch ohne den Vorgänger lesen, alles wichtige Private wird erläutert. Stimmige Atmosphäre, ein ungewöhnliches Mordmotiv, normale Ermittler und eine Kommissarin, die noch nicht richtig angekommen ist, ergeben eine gute Mischung aus Gewöhnlichkeit und Intuition, aus Überdruss, Hochnäsigkeit und doch Anerkennung zollend. Die Ermittlungen sind zwar zwischendurch etwas langwierig, doch man bleibt einfach am Ball, nur um zu sehen, ob sich Pias Sturheit bezahlt macht. Leider lässt das Ende einige Fragen offen und ein bisschen Wehmut über den Weggang einer Person ist auch dabei.


Pro und Contra

+ lokale Atmosphäre
+ ungewöhnliches Mordmotiv
+ hartnäckige Ermittlerin
+ entwicklungsfähige, bodenständige Charaktere

- nicht alle Fragen werden ausreichend beantwortet
- zu wenig Hintergrundinformationen
- Ermittlungen etwas langwierig

Bewertung

Lesespaß: 3,5/5
Charaktere: 3,5/5
Handlung: 3,5/5
Preis/Leistung: 3,5/5