Sternenwind (Brenda Cooper)

Verlag: Blanvalet (August 2011)
Taschenbuch 512 Seiten,  € 8,99
Sprache: Deutsch
Originaltitel: Chelo Lee 01. The Silver Ship and the Sea
ISBN-13: 978-3442267996

Genre: Science Fiction


Klappentext

Chelo Lee, ihr Bruder Joseph und vier andere Waisen sind auf dem Planeten Freemont gestrandet. Das Schicksal hat die sechs genetisch verbesserten Kinder dazu verdammt, ausgerechnet unter Kolonisten zu leben, die jeden Eingriff in die Natur verteufeln!
Chelo Lee und ihre Gefährten haben die Wahl: Sie müssen sich mit den Kolonisten arrangieren, bis sie das ganze Ausmaß ihrer gesteigerten Fähigkeiten nutzen können, oder sie fliehen in die atemberaubend schöne Wildnis von Freemont – wo Tausende tödlicher Gefahren lauern …


Rezension

Chelo, ihr Bruder Joseph und vier andere Jugendliche sind die letzten Nachkommen der sogenannten ‚Modifizierten’, die vor etwa 10 Jahren einen Krieg gegen die Kolonisten von Freemont geführt - und verloren - hatten. Diese sechs Kinder ließ man am Leben und nahm sie in die Kolonie auf, doch die Angst der Kolonisten vor ihren Fähigkeiten steigt ständig an, bis die Situation zu eskalieren droht ...

Die Story wird linear und ohne Nebenstränge in Ich-Form aus der Sicht der Protagonistin Chelo erzählt und steigt, nach einer kurzen Vorrede, in welcher die zum Verständnis wichtigsten Zusammenhänge und Hintergründe erklärt werden, direkt in das Tagesgeschehen der Kolonie ein.
Die sechs genetisch verbesserten Jugendlichen haben es zunehmend schwer, nicht nur die feindselige Umgebung fordert ihren Tribut, auch machen ihnen die ständig zunehmenden Vorurteile und das Misstrauen der anderen Kolonisten zu schaffen. Sehr schnell bekommt der Leser eine gute Vorstellung von der gesellschaftlichen Situation und auch von den Problemen, denen die sechs ausgesetzt sind. Ein wenig unglaubwürdig mutet dabei an, wie wenig die Kinder von den ganzen negativen Strömungen beeinflusst zu sein scheinen. Mit Ausnahme des Mädchens Alicia, die von ihrer Pflegefamilie wirklich schlecht behandelt wird, haben sich die anderen fünf einen zu großen Teilen freundlichen und ausgeglichenen Charakter bewahrt und wirken dadurch oft älter und erwachsener, als sie es eigentlich sind.

Wurde auf die Schilderung aller wichtigen Charaktere einige Sorgfalt verwendet, erscheint die ganze Umgebung, die zweifellos viele interessante Aspekte zu bieten hätte, ziemlich flach und nur rudimentär ausgearbeitet, was sehr bedauerlich ist.
Das Gewicht liegt klar auf der Entwicklung der sechs Jugendlichen, die in einem durch und durch ablehnenden Umfeld ihren Platz und überhaupt eine Zukunft finden müssen. Die Autorin bedient sich dabei einer klaren, sehr einfachen Ausdrucksweise, auch werden diverse Aspekte stark vereinfacht dargestellt und behandelt. Auf diese Weise mutet der Roman über weite Strecken wie ein Jugendbuch an und der Plot erscheint manchmal fast etwas flach.
Action findet sich fast keine, auch atemberaubende Wendungen sucht der Leser vergeblich. Dennoch kommt beim Verfolgen der charakterlichen Entwicklung der sechs, die plötzlich innerhalb kürzester Zeit erwachsen werden müssen, einige Spannung auf, derartige Szenen sind sehr emotional und mitreißend gestaltet und auch das Ende erscheint zwar unerwartet, aber nachvollziehbar.
Die im Buch thematisierte Problematik läßt sich ohne weiteres auch auf real bestehende Gesellschaftsformen anwenden, der Roman möchte sich wohl auch ein wenig als Kritik an vorurteilsbehaftetem Denken verstanden wissen. Unglücklicherweise wird diese Botschaft etwas sehr plump vermittelt.

Der Nachfolgeband wird unter dem Titel ‚Das silberne Schiff’ voraussichtlich im März 2012 ebenfalls bei Blanvalet erscheinen; der deutsche Erscheinungstermin des dritten Bandes steht derzeit noch nicht fest.
Mit ihrer Silver-Ship-Trilogie gewann Brenda Cooper den Endeavour-Award 2008, der jährlich für Literatur im Bereich  Science Fiction und Fantasy vergeben wird.


Fazit

Science Fiction mit gesellschaftskritischen Tönen, eine Mischung, die durchaus spannend dargereicht wird. Der Roman garantiert keine überragende, jedoch solide Unterhaltung für Leser, die statt eines actiongeladenen, technischen Feuerwerkes eher Wert auf Psychologie und menschliche Schicksale legen.


Pro & Kontra

+ differenzierte und nachvollziehbare Charaktere
+ sympathische Protagonisten
+ sehr emotional
+ überraschendes Ende

o Erzählung in Ich-Form
o kaum Action
o Technik spielt nur untergeordnete Rolle

- Beschreibung der Kolonistenwelt eher mager
- Schreibstil teilweise sehr jugendlich
- Plot streckenweise zu flach
- manche Konflikte zu naiv gelöst
- leicht aufdringliche Vermittlung moralischer Botschaften

Wertung:

Handlung: 2,5/5
Charaktere: 3,5/5
Lesespaß: 3/5
Preis/Leistung: 4,5/5

Tags: Space Opera