Sephira - Ritter der Zeit: Das Blut der Ketzer (Corina Bomann)

Ueberreuter (Juli 2011)
496 Seiten; Hardcover; 17,95 Euro
ISBN: 978-3800055913

Genre: (historische) Fantasy / Jugendroman


Klappentext

„In den Geschichten meines Volkes heißt es, dass Zeit keine Bedeutung in Walhall hat. Doch für uns, die Sephira, stimmt das so nicht. Rasch läuft uns die Zeit davon, wenn wir Menschenleben retten wollen. Schwer sind die Wunden, die die Zeit uns zufügt. Und schmerzhaft ist die Erinnerung an das, was wir auf unserem Weg durch die Zeit verlieren. Dafür, dass sie uns unverändert lässt, fordert die Zeit von uns Unsterblichen den höchsten Preis …“


Rezension

Corina Bomann lebt in Norddeutschland, arbeitete elf Jahre im medizinischen Bereich und machte dann ihr liebstes Hobby zum Beruf. Seither verfasst sie historische Romane für Jugendliche sowie Erwachsene, schreibt unter verschiedenen Pseudonymen und schwärmt für prunkvoll anmutende Kleider. Mit „Sephira – Ritter der Zeit: Das Blut der Ketzer“ setzt sie ihre im Juli 2010 begonnene Reihe nun weiter fort. Sie erzählt über die Tücken der Unsterblichkeit, über alte Feinde, neue Gefahren und eine Liebe, die unendlich scheint.

>> Vom Grauen gepackt sah er sich um. Die Dunkelheit ringsherum schien zu wabern. Etwas näherte sich seine Bettstelle! Plötzlich schoss eine Dolchklinge auf ihn zu. Vincenzo fuhr instinktiv in die Höhe, bog seinen Körper zur Seite und wirbelte dann im Halbkreis um den Angreifer herum … <<

Herbst 1294: Über einhundert Jahre sind vergangen, seit Laurina sich den Sephira angeschlossen hat, um die Geschicke der Welt zum positiven zu verändern. Gemeinsam mit den Assassinen lebt sie nun jedoch zurückgezogen. Es gibt nicht viel zu tun, nicht viele Menschen zu retten, im Heiligen Land. Stattdessen genießt Laurina ihre Zeit mit Gabriel. Seine Liebe gibt der Lamie die nötige Kraft, um die Geschicke der Bruderschaft eifrig zu notieren. Doch alles Glück scheint bald vergänglich. Malkuth, der ehemalige Emir von Sultan Nureddin, tritt erneut mit einem hervor mit einem schrecklichen Plan: gemeinsam mit den Dschinn möchte er nicht nur die Sephira vernichten, sondern die Welt beherrschen …

Historische Schauplätze, gefährliche Kreuzzüge, mutige Assassinen, spannende Abenteuer und bedrückende Unsterblichkeit – Corina Bomann meldet sich erneut mit ihrem erfrischenden Erfolgsrezept zurück. Absolut authentisch in den geschichtlichen Details und niemals langweilig, präsentiert sie damit eine Geschichte, die den Leser erneut in den Genre-Mix historische Fantasy entführt. Eine Nische. Oft farblos und unausgewogen, was Zutaten und Umfang betrifft. Die „Sephira“ beweisen jedoch einmal mehr wie sehr eine solche Mischung bestechen kann. Gemeinsam mit altbekannten Charakteren, begibt sich der Leser jedoch erst einmal in langatmigere Gefilde. Die Assassinen werden näher erforscht, rücken (wie im ersten Band erwünscht) vielseitig in den Vordergrund und lassen die Handlung nur langsam an Fahrt gewinnen. Prägnant sind alle Details, umfassend die Herzlichkeit, die Corina Bomann mit viel Charme an ihre Fans zu bringen versteht. Ein Vorteil, der für ein bisschen Langatmigkeit gut entschädigt, bei Laune hält sowie letztendlich auch zu den spannenderen Passagen treibt. Denn schlussendlich gilt es nicht nur ein aussterbendes Volk zu retten, die Templer zu besiegen und Geschichte zu schreiben, nein, auch der Erzfeind der Assassinen tritt erneut auf den Plan. Bemüht, die Bruderschaft zu zerstören, verbündet er sich mit einer zweiten Rasse Unsterblicher und beschwört damit eine neue Katastrophe herbei. Eine, die auch Laurina selbst an ihre Grenze und die Schranken ihrer Unsterblichkeit treibt. Ist es wirklich so schön, unsterblich zu sein? Eine wertvolle Gabe zu hüten, ohne sie mit Unschuldigen teilen zu dürfen? Und wie viele Menschenleben darf man opfern, bis man selbst zum Schuldigen wird? – Diese und andere Fragen stellen sich dem, im besten Fall, jugendlichen oder junggebliebenen Leser. Antworten werden natürlich nicht schuldig geblieben. Im Gegenteil, denn die Autorin geht immer wieder indirekt auf verschiedenste Graustufen ein und zeigt am Ende, was sich zwischendurch missen lässt: eine weniger heile Welt, die auch Assassinen überfordern kann.

Wenn überhaupt, dann ist diese Tatsache – die oftmalige Überlegenheit – (verbunden mit so mancher Unglaubwürdigkeit) das letztendlich größte Manko der bisher so schön und liebenswürdig gestalteten „Sephira“-Reihe. Zu lange bleibt zu vieles kontrollierbar, selbst dann, wenn es tatsächlich gilt in schwierigen Situationen zu bestehen. Corina Bomann liebt ihre Protagonisten, das merkt man ihr an. Als rechtschaffende Assassinen sind und bleiben sie gut, obwohl ihre Gemeinschaft im Grunde ebenso verwerfliches tut. Sie morden. Auch den Tod Unschuldiger nimmt die Bruderschaft manchmal schweren Herzens in Kauf. Dennoch wird ihr Tun sehr schnell zu schön geredet, entschuldigt oder aber gerechtfertigt. Weniger, wäre eindeutig etwas mehr gewesen. Positiver Nebeneffekt ist dennoch die Sympathie, die hierbei entsteht. Man kommt nicht umhin einzelne Charaktere zu verehren. Auch die historischen Verknüpfungen (Katharer, Templer, Papst und Könige), Landschaften (Rom, Britannien), Beschreibungen und eingeflochtenen (Lebens-)Wahrheiten gefallen gut. Sayd sticht als Charakter erneut ungemein hervor, aber auch die anderen Protagonisten lernt man näher kennen. Hierbei ermöglicht gerade der Handlungsaufbau eine grandiose Abwechslung, die in einem besseren, noch spannenderen, Finale endet. Eines, das viele Hintergedanken beweist und erneut hungern lässt nach mehr aus Corina Bomanns Feder.

Als wir Giselles Schlafzimmer betraten, summte Madame d´Aziéme eine Melodie und strich ihrer Enkelin behutsam über den Kopf. Zunächst wirkte sie nicht so, als hätte sie uns bemerkt. Erst als sie mit ihrer Melodie fertig war, zog sie die Hand zurück und sah uns an.

(Seite 429)


Fazit

„Sephira – Ritter der Zeit: Das Blut der Ketzer“ setzt den Auftakt der Sephira-Reihe sehr gelungen fort und lässt sich als beinahe rundum gelungen bezeichnen. Die wenigen Mankos die bleiben, werden aufgewogen durch eine große Portion (wenn auch manchmal sehr unschuldig anmutenden) Charme, der den Leser ungehemmt ins Geschehen und damit in den Bann der Bruderschaft zieht. Für Jugendliche und Junggebliebene, die abenteuerliche Geschichten voller Ehre, Pflicht, Treue und Spannung lieben, immer mehr ein Muss!


Pro und Kontra

+ angemessenes Jugendbuch (sowie für Junggebliebene)
+ teils tiefgründige, liebenswerte Protagonisten
+ vertretbare Werte annehmbar verpackt
+ würdige, tiefergehende Fortsetzung
+ unterschiedliche, packende Erzählperspektiven
+ einfach, doch auch spannend bis zum Schluss
+ wunderhübsches, preiswertes Hardcover
+ unvorhersehbar & komplex

o Gut und Böse (gerade noch passend dargestellt)
o phantastischer Elemente nicht im Vordergrund

- manchmal zu unschuldig gestaltet

Wertung:

Handlung: 4,5 / 5
Charaktere: 5 / 5
Lesespaß: 5 / 5
Preis/Leistung: 5 / 5


Rezension zu "Sephira - Ritter der Zeit: Die Bruderschaft der Schatten"
Interview mit Corina Boman