Auf zu neuen Horizonten (Frank Adam)



Bastei Lübbe Verlag (Oktober 2011)
Taschenbuch, 416 Seiten, EUR 8,99
ISBN: 978-3404165872

Genre: Historik


Klappentext

Kapitän Sven Larsson setzt die Segel für sein letztes großes Abenteuer

1782. Amerika ist endlich unabhängig. Für Kapitän Sven Larsson gilt es nun, die junge Nation auf Erfolgskurs zu bringen. Sein Plan: nach Ostindien zu segeln, um dort neue Handelsmärkte zu erschließen. Mit seiner Familie an Bord sticht er in See. Doch die Überfahrt verläuft alles andere als ruhig, denn in den fremden Gewässern wimmelt es nur so von ruchlosen Piraten, Mördern und Entführern. Wird es Sven Larsson gelingen, sich und seine Lieben sicher ans Ziel zu bringen?


Rezension

Sven Larsson ist stolzer Bürger der verheißungsvollen, neuen Nation Amerika. Und als solcher hat er wirklich alle Hände voll zu tun, diese „auf Kurs“ zu bringen. Denn auch wenn der Kampf um die Unabhängigkeit zu Ende geht – die britischen Seeleute machen weiterhin die Gewässer der Chesapeake Bay unsicher. Nicht genug damit gestaltet sich der Aufbruch in die Unabhängigkeit für die junge Nation schwieriger als gedacht – Individualinteressen der einzelnen Staaten stehen den „Vereinigten“ Staaten im Wege.
In diese spannende Ausgangssituation hinein legt Frank Adam seinen letzten Roman und schafft so die Grundlage für eine Geschichte, die dem Anspruch der „Historik“ durchaus in vielen Teilen gerecht wird und auch Potential für Spannung bietet. All dies kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, was „Auf zu neuen Horizonten“ Tatsächlich ist; ein Melodram nämlich, das selbst Rosamunde Pilcher zur Ehre gereichen würde. Schade eigentlich, dass ein vom Ansatz her so vielversprechendes Buch derartig nervtötende Auswüchse annehmen kann.

Da wäre zum einen Sven Larsson, der herzensgute Kapitän, der immer das Richtige tut, seiner Zeit um Jahrzehnte voraus ist und eine reizende Ehefrau mit entzückenden Kindern hat. Diese Familie nimmt er auch prompt mit auf das große Abenteuer, das da heißt „Indien“. Und so kommt der Leser das ganze Buch über in den zweifelhaften Genuss der hölzern wirkenden Dialoge zwischen Larsson und seiner Frau, wenn sie erlebtes rekapitulieren und erörtern, wie man sich am besten zu verhalten habe. Dabei geht es oftmals so schmalzig zu – nicht nur zwischen den beiden -, dass man die Charaktere am liebsten Packen möchte, um sie so lange zu schütteln, bis sei einen geraden Satz zustande bringen. So aber strotzt der gesamte Roman vor unauthentisch wirkenden Dialogen, in denen die Charaktere ihre ach-so-heile Welt zelebrieren, sich „anständig“ verhalten, oder dem Gesprächspartner versichern, er verhalte sich anständig.

Fast noch schlimmer sind jedoch die Antagonisten, die wirklich dermaßen strunzdumm sind, dass von einem wechselseitigen Handlungsaufbau zwischen Protagonisten und Gegenspielern wahrhaftig keine Rede sein kann. Vielmehr läuft es auf das Schema „Kleinkarierter Gauner und/oder unterbelichteter Pirat wollen Larsson und seiner Crew Böses. Larsson bemerkt dies und vereitelt es gekonnt“. In dem seltenen Fall, dass die Ganoven sich einmal geschickter anstellen, kommen sie dennoch nicht viel weiter – der gnadenlosen Brillanz Svensons sei Dank. Und hilft die nicht, dann ist da ja immer noch der gute alte Zufall.

Dabei ist die Handlung von der Idee her eigentlich spannend und hat durchaus auch ihre gelungenen Momente. Denn bei all den Mängeln muss man Adam zugutehalten: von Seeabenteuern versteht er etwas. Und so werden Leser, die das Meer, Schiffe und den „Aufbruch in die Ferne“ lieben, durchaus über weite Teile auf ihre Kosten kommen.
Denn was wäre besser geeignet, als eine Seereise von Amerika über Südafrika bis in den indischen Ozean, um diesen Aufbruch und das Abenteuer des offenen Meeres umzusetzen.
Hinzu kommen jede Menge tolle Schauplätze, die doch für die eine oder andere Schwäche zu entschädigen vermögen – sei es die Chesapeake Bay, in deren verzweigten Armen überall Gefahren lauern können, sei es das offene Meer mit seinen Naturgewalten, oder sei es der indische Ozean, an dessen Küste exotische Städte mit fremden Verführungen locken.


Fazit

Leider größtenteils mehr seichtes Melodram als packender Abenteuerroman, kann „Auf zu neuen Horizonten“ dennoch mit dem Setting punkten. Über Schwächen wie unglaubwürdige Charaktere, noch unglaubwürdigere Antagonisten sowie hölzerne und bisweilen unerträglich schmalztriefende Dialoge tröstet dieses aber nur zum Teil hinweg.


Pro & Kontra

+ geschichtlicher Hintergrund
+ schöne Schauplätze
+ „hält, was das Cover verspricht“

- melodramatische Züge
- Pro- und Antagonisten unglaubwürdig
- Dialoge wirken gestellt

Wertung:

Handlung: 3/5
Charaktere: 2,5/5
Lesespaß: 3/5
Preis/Leistung: 4/5