Anansi Boys (Neil Gaiman)

Heyne (März 2007)
Seiten: 448
Paperback, Broschur, 448 Seiten, 13,5 x 21,0 cm
ISBN: 978-3-453-26530-1
ca. € 12,00 [D] | € 12,40 [A]

Genre: Fantasy

(Anmerkung: Gelesen wurde die englische Originalausgabe. Abweichungen des Schreibstils in der deutschen Version werden nicht beachtet)


Inhalt

Fat Charlie Nancy ist ein anständiger Mensch. Er hat eine Verlobte und einen Job, den er überraschend lange schon ausübt. Seine Beziehung zu seinem Vater besteht seit Jahren nicht mehr, dennoch lässt er sich überreden seinen Vater zur Hochzeit nach England einzuladen. Sein Vater ist inzwischen jedoch tot – umgekippt auf einer Karaokebühne in Florida.

Als sei das noch nicht genug, erfährt Fat Charlie, dass sein Vater ein Spinnengott war und dass er einen Bruder Namens Spider hat. Dann steht Spider plötzlich auf seiner Türschwelle und macht sein Leben interessanter ... und gefährlicher.


Rezension

Neil Gaiman ist einer der erfolgreichsten Autoren überhaupt. Der gebürtige Engländer und Wahlamerikaner ist besonders bekannt für seine Comicreihe Sandman und hat zahlreiche Drehbücher und Romane geschrieben, von denen viele mit Preisen ausgezeichnet wurden, dazu gehört unter anderem American Gods.

Anansi Boys ist nun der Folgeband zu diesem Werk. Die Geschichte ist jedoch in keiner Weise mit American Gods verbunden und kann als Eigenwerk betrachtet werden. Es spielt lediglich im gleichen Universum, in dem Götter unter uns weilen. Und auch hier schickt uns der Autor in eine uns bekannte und gleichzeitig in eine völlig neue, fremde Welt, voller Magie und mystischer Wesen.

Es beginnt, wie es ja meistens der Fall ist, mit einem Lied.
(Anansi Boys)


Mit einem Lied fängt die Geschichte an und Gaimans Art zu erzählen schafft es tatsächlich eine eigene Melodie zu kreieren, die sich mit den geschriebenen Worten vermischt und sich bis zum Schluss durchzieht.
Überhaupt ist die Erzählweise sehr speziell. Die Übergänge zwischen Erinnerungen, Träumen und Gesprächen in der Gegenwart sind so flüssig, dass man sie kaum merkt. Es scheint, als sei jedes Wort gekonnt mit dem nächsten verwoben, wie es sonst nur Anansi der Spinnengott kann. Und obwohl oft nicht wirklich viel passiert, kommen keine Längen auf, stattdessen führen die Protagonisten witzige Gespräche, die einem regelmäßig ein Lächeln aufs Gesicht zaubern.
Lediglich die teils monotonen Sätze könnte man anmerken, aber in Anbetracht der strikteren Subjekt-Prädikat-Objekt-Satzstellung im Englischen, ist das ein Manko, das man gerne übersieht.

Aber nicht nur die Dialoge sind witzig, auch die Charaktere sind humorvoll bis skurril. Jeder hat seine eigene kleine Macke, die sie menschlich und liebenswert macht. Das passiert aber auf sehr subtile Art und Weise und unter vollständigem Verzicht auf Klamauk oder Übertreibung. Neil Gaiman nutzt stattdessen den Humor und die Eigenheiten von realen Menschen. Egal ob es sich um einen chronischen Nörgler oder einen Gutmenschen handelt. Besonders der Hauptprotagonist, Fat Charlie, ist ab der ersten Zeile sympathisch und man fiebert ununterbrochen mit, sobald sein neuerworbener Bruder damit beginnt, sein Leben auf den Kopf zu stellen.

Die Handlung ist stimmig bis zum Schluss. Zu keinem Zeitpunkt wirkt sie konstruiert und bringt einige Wendungen mit sich, die man schlicht nicht vorhersehen konnte. Während Charlies Begegnung mit seiner familiären Vergangenheit sehr viel Spaß breitet, sind die Konfrontationen mit den Tiergöttern "am Anfang der Welt" sehr spannend erzählt. Leser, die auf der Suche nach Innovationen, Humor und Spannung sind, werden hier alles in Massen finden.


Fazit

Wenn jede Geschichte ein Lied ist, wie es im Buch so schön heißt, dann ist Anansi Boys eine tolle Komposition, die vom ersten bis zum letzten Ton stimmig ist.


Pro und Kontra

+ witzige Dialoge
+ moderne und kreative Fantasy
+ melodisch erzählt


Beurteilung:

Handlung 5/5
Charaktere: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5


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