Die Krieger der Königin: Falkenherz (L.J. McDonald)

Knaur (Dezember 2011)
377 Seiten; 9,99 Euro
ISBN: 978-3-426-50947-9

Genre: Fantasy / Jugendroman


Klappentext

Seit die junge Lizzy denken kann, liebt sie Ril, den Gestaltwandler. Aber der durch eine alte Wunde geschwächte Krieger fühlt sich ihrer nicht würdig und hält sich von ihr fern – bis Lizzy von einer Bande Sklavenhändler entführt wird. Sofort macht Ril sich mit Lizzys Vater Leon auf die Suche, denn er ist der Einzige, der sie aufspüren kann. Doch mit jedem Schritt, dem sie sich ihrem Ziel nähern, wächst auch die Gefahr, denn um Lizzy zu befreien, müssen sie es mit einer nahezu unbesiegbaren Macht aufnehmen …


Rezension

L. J. McDonald lebt in der Nähe von Ottawa und hätte nie gedacht, dass sich so viele Leser für ihre gefühlvollen Geschichten begeistern würden. Aus dem Manuskript-Stapel eines Schreibwettbewerbs gezogen, überzeugte sie in Amerika wie im deutschsprachigen Raum und präsentiert nun mit „Die Krieger der Königin – Falkenherz“ den zweiten Band ihrer durchweg spannend geschriebenen Sylphen-Reihe.

>> Der Sylph stand mit Gabralina in der Mitte eines Kreises der Zerstörung von ungefähr hundertfünfzig Meter Radius. Außer dem Gras direkt unter ihren Füßen war alles andere einfach verschwunden. Das Mädchen sah sich erstaunt um und streichelte geistesabwesend den Arm ihres Kriegers, der sie hielt. Er nahm das als Einladung und fing an, an ihrem Hals zu lecken. „Wow“, presste sie hervor, „du hast die Biene wirklich getötet.“ „Und alles andere auch!“, brüllte Leon. „Das war nicht nötig, Wass!“ <<

Sechs Jahre nachdem Solie und Hedu ihr eigenes Königreich gegründet haben, scheint die Gemeinschaft der Sylphen gefestigt und nur mäßig erfolgreich von anderen Mächten bedroht. Mehr Krieger, mehr Frauen – mehr Glück von Jahr zu Jahr. Doch nicht für Lizzy, die immer noch die Hoffnung hegt, Ril würde sich für ihre Liebe erwärmen. Eine Hoffnung die der Leser, besonders nach dem ersten Band, aus vollem Herzen teilt. Denn Ril sowie seine Lizzy waren schon in L.J. McDonalds Debüt ein Highlight. Doch nun ist er verletzt und sie nahe daran, sich etwas leidenschaftslos nach einem anderen umzusehen. Schnell wird der Leser ins Geschehen gezogen und oft auch dazu verführt zu Lächeln. Humor, das erneute Wiederholen von Hintergrundinformationen und die ersten Spannungsschübe wechseln sich hierbei ab. Bald steht fest, dass nur Ril und Leon eine wirkliche Chance haben, Lizzy aus den Fängen bösartiger Sklavenhändler zu befreien, die sie einfach verschleppt haben. Und so beginnt ein Abenteuer, das in seiner Handlung geradezu aufregend gestaltet ist. Überraschend neue Ideen, ganz schön viel Unterdrückung und noch mehr Emotionalität lassen den Leser rasch von Seite zu Seite blättern. Der Stil ist leserlich, die Beschreibungen gelungen und dennoch bleibt das kleine Manko – selbst in diesen dramatischen Entwicklungen – vieles vorauszusehen. Etwas mehr hätte L.J. McDonald ihre Leser schon verwirren dürfen. Auch etwas bitter wirkt die erneute Pauschalisierung von Gut und Böse. Unterdrücker und Opfer, Mächtige und Hilflose, die sich letztendlich mit der Hilfe ihrer Helden befreien – das Konzept ist durchschaubar, die Charaktere aber bestechen erneut. Mehr noch, sie bezaubern. Sowohl Ril und Leon, als auch Lizzy und ihre neuen Freunde, die in einem Harem gehalten werden, als wären sie Nutzvieh, zeigen sich sehr durchdacht. In ihrem Gefängnis herrscht zum einen ein rauer Ton, zum anderen eine sehr mächtige Diktatur, die gelernt hat ihre Krieger in jeder Weise zu unterdrücken. Die Gestaltwandler dürfen weder sprechen, sich wehren oder sich gar in die ihnen zur Verfügung gestellten Frauen verlieben. Ihre Namen bestehen aus Nummern und genährt werden sie durch sogenannte Futtersklaven. Auch Ril wird einer von ihnen, beherrscht durch einen neuen Meister sowie innerlich verstümmelt von einer ganzen Kette taktisch ausgetüftelte Befehle. Nur Leon bleibt als Hoffnung, der einen wahrlich beängstigenden Weg findet, seine Lieben zu befreien.

Bedenkt man die Schwerpunkte, so überrascht es nicht, dass manches Detail wenig jugendfreundlich wirkt. Äußerst grenzwertige Momente innerhalb der Handlung sind allerdings selten und werden durch die besonderen Charaktere sehr schnell ausgeglichen. Denn gerade mit Ril und seinem Herrn, Leon, fiebert man immer wieder mit. Zerrissen zwischen Pflicht und gutem Willen (irgendwo aber auch Egoismus) ist ihre Beziehung sehr eindringlich geglückt. Anspielungen aus dem vorangegangen Roman werden würdig fortgesetzt und auch die Entwicklung der Liebesgeschichte lässt wenig zu wünschen übrig. Ebenso wie ihre Liebe zu Details, konnte sich die Autorin auch ihren Stil bewahren. L.J. McDonald schreibt wieder sehr flüssig, weiß mit vielen guten Szenen zu unterhalten und erzählt mit märchenhaften, etwas naiven Unterton bis zum Ende ihre, dieses Mal mit mehr Action bedachte, Geschichte. Ein sehr leichtverdaulicher Lesegenuss wie man ihn länger nicht mehr genießen durfte.

Kein Sylph hatte sich je dem unterzogen, was Leon verlangte. Sie gehorchten ihrer Königin und ihren Meistern. Sie waren geboren, zu gehorchen, und genossen es, wenn die Befehle freundlich waren. Aber was wollte Leon? Ril war sich nicht sicher, ob sein Meister überhaupt verstand, warum er bat. Leon bat ihn, sich selbst aufzugeben, den Kern seiner Individualität zu opfern. Er wäre nicht mehr Ril. Er wäre nur noch eine Verlängerung von Leon. Seine eigenen Gefühle und Wünschen würden aufhören, eine Rolle zu spielen …

(Seite 291)


Fazit

Mit „Die Krieger der Königin – Falkenherz“ setzt L.J. McDonald ihren Reihenauftakt sehr gekonnt sowie spannend fort. Für Neueinsteiger der Reihe ebenso zu verstehen, zeigt sich die Handlung noch spannender, die Charaktere ebenso überzeugend und der Lesegenuss schon nach wenigen Seiten in bester Form. Leser, – jung wie alt –, die liebend gerne Erzählungen über wahre Freundschaft, Zusammenhalt und Gemeinschaft lesen, sind hier immer noch richtig und dürfen sich auf eine Fortsetzung im August 2012 freuen!


Pro und Kontra

+ nettes Jugendbuch (sowie für Junggebliebene)
+ würdige sowie spannende Fortsetzung
+ sehr liebenswerte Protagonisten
+ unaufdringliche Liebesgeschichte
+ vertretbare Werte annehmbar verpackt
+ unterschiedliche, spannende Erzählperspektiven
+ erfrischend neue Details innerhalb der Reihe

o Gut und Böse
o simpler Stil

- zu vorhersehbar

Wertung:

Handlung: 4 / 5
Charaktere: 4,5 / 5
Lesespaß: 4,5 / 5
Preis/Leistung: 4 / 5


Rezension zu "Die Krieger der Königin" (1)