Wenn die Biiken brennen (Hrsg. Bartholomäus Figatowski)

Wenn die Biiken brennen (Hrsg. Bartholomäus Figatowski)
Verlageinundsiebzig Rudi Duwe (April 2009)
200 Seiten, 12,90 EUR
ISBN 978-3928905763

Genre: Phantastik-Antholgoie


Klappentext

In dieser Anthologie wird das Bundesland Schleswig-Holstein in ein phantastisches Licht getaucht. Ein Biikenfeuer auf Amrum lockt zwei unerwartete Gäste aus dem Meer an. Ein Föhrurlauber nimmt einen geheimnisvollen Anhalter mit. Im Hafen von Laboe macht eine Möwe den Schnabel auf und vermeldet ein Unglück. Ein Wassermann ist dankbar und will vier Mädchen aus der todgeweihten Stadt Rungholt retten. Dutzende Fässer feinsten Jamaika Rums werden mit 200 Jahren Verspätung in einem Flensburger Kontor abgeliefert. Doch die Empfänger wissen nicht, ob sie sich freuen oder lieber fürchten sollen.


Die Autoren

Claus Beese, Jonas-Philipp Dallmann, Conny Franken, Martin Gregor-Ax, Petra Hartmann, Jule Jenders, Karl-Otto Kaminski, Rolf Kamradek, Manfred Lafrentz, Chris Lind, Judith Merchant, Kai Riedemann, Rainer Schorn, Nadja Sennewald, Jörg Weigand, Karla Weigand und Verena Wolf sind alle mit Schleswig-Holstein verbunden, sei es durch ihre Herkunft, ihren Wahlwohnort oder ihr favorisiertes Urlaubsziel. Alle haben schon veröffentlicht, Kurzgeschichten, Anthologien oder Bücher.


Rezension

Das Biikebrennen, abgeleitet vom friesischen Biike, Bake bzw. Feuerzeichen, ist ein traditionelles Volksfest in Nordfriesland (in Schleswig-Holstein), das am 21. Februar, dem Vorabend des Petritags, gefeiert wird. Es ersetzt hier teilweise das sonst weit verbreitete Osterfeuer.

17 phantastische Kurzgeschichten liegen hier in einer sehr schön gestalteten Anthologie vor, wobei das Titelbild einen sofort in die richtige Stimmung versetzt. Die Hauptakteure in den Kurzgeschichten sind immer wieder Wind, Blitz, Donner, ab und an mal die Sonne und natürlich Wasser. Ganz viel Wasser in allen Formen, als Regen, als Meer, als Sintflut und immer wieder die Sturmflut, die über das Land hereinbricht und alles mitreißt und unter sich begräbt. Allen Geschichten haftet ein Hauch Phantastik an, Geister tauchen auf und retten Leben oder wollen selbst gerettet werden.

Die Sturmflut, genannt Groten Mandränke, von 1362 wird häufiger beschrieben. Sie hat das Dorf Rungholt überflutet, und so mancher Geist taucht gerne noch einmal auf und möchte seine Seele retten, indem er anderen hilft oder um die Sünden der Väter zu tilgen. Alle sieben Jahre in der Johannisnacht erscheint Rungholt erneut, um danach wieder unterzugehen. Ein paar der Kurzgeschichten sind diesem Ereignis gewidmet und gehen auf verschiedene Art und Weise mit den Geistern um.

Wir lernen dabei viele verschiedene Geister kennen. Geister, die Schuld auf sich geladen haben, Geister, die endlich gefunden werden wollen, Geister, die noch eine Fracht ausliefern müssen, Geister, die durch Tagebücher kommunizieren; wir begegnen Wassermännern und Meerjungfrauen.

Eine Geschichte hebt sich wohltuend vom mystischen Touch der anderen ab, man wird in seine Kindheit zurückversetzt und wartet gespannt mit der Meerjungfrauenprinzessin auf den Weihnachtsmann. Eine wirklich bezaubernde Geschichte, aus der die Freude und der Glaube an den Weihnachtsmann und an Wunder geradezu heraussprudeln. Man wird in eine zauberhafte Unterwasserwelt versetzt, aus der man eigentlich gar nicht wieder auftauchen möchte.

Alle Geschichten haben ein offenes Ende - es bleibt der Fantasie des Lesers überlassen, was genau passiert ist oder noch passieren wird. Manche Geschichten enden allerdings leider sogar so abrupt, dass man hektisch das Buch nach der Fortsetzung durchblättert. Manchmal bleibt einfach auch nur ein dickes Fragezeichen im Gesicht stehen.

Obwohl das Buch recht dünn ist, liest man doch ziemlich lange daran - aber das liegt auch im Charakter der Kurzgeschichten. Man kann sich nicht fallen lassen, man muss schon sehr aufmerksam lesen, denn es verstecken sich sehr viele Informationen in den wenigen Sätzen einer Geschichte. Kaum ist man drin, ist die Geschichte auch schon wieder zu Ende - das Manko der Kurzgeschichten. Danach muss man erst einmal innehalten und reflektieren, was man da gerade gelesen hat - und ausgiebig über das Ende nachdenken. Hier hängt das meiste einfach in der Luft und bleibt dem Leser überlassen. Man kann nicht sofort zur nächsten Geschichte wechseln, dafür sind sie in sich zu komplex und man täte ihnen Unrecht, wenn man sie im Geiste nicht erst einmal verarbeitet.


Fazit

Nette kleine, phantasievolle Geschichten, die alle einen mystischen Touch und fast immer einen geschichtlichen Hintergrund haben. Für Schleswig-Holstein-Liebhaber ein Muss, genauso wie für Liebhaber mystischer Geschichten. Für alle anderen ist es ein interessanter und abwechslungsreicher Ausflug ins Reich der Geister, der Unterwasserwesen und in die phantastische Geschichte Schleswig-Holsteins.


Pro und Contra

+ bekannte Orte
+ geschichtlicher Hintergrund
+ Flair der Küste
+ interessant und abwechslungsreich

- oftmals zu kurz
- offene Enden
- manche Geschichten enden zu abrupt

Wertung: 

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 3/5
Preis/Leistung: 2/5