Die Zeitwanderer (Stephen R. Lawhead)

Verlag: Bastei Lübbe (Oktober 2011)
Taschenbuch: 432 Seiten, € 12,99
Sprache: Deutsch
Originaltitel: Bright Empires 1 - The Skin Map
ISBN-13: 978-3404206483

Genre: Fantasy


Klappentext

Ley-Linien. Uralte Pfade, die sich schnurgerade von einem mystischen Ort zum anderen ziehen. Nur eine verrückte Theorie? Oder sind es tatsächlich Tore zu anderen Zeiten und Welten? Als der junge Kit Livingstone eines Tages seinem Urgroßvater begegnet, der sich bester Gesundheit erfreut, schenkt er dessen Erklärungen keinen Glauben. Doch dann verschlägt es Kits Freundin Wilhelmina auf einem dieser Pfade ins Unbekannte, und Kit macht sich auf eine abenteuerliche Suche durch Raum und Zeit.


Rezension

Kit Livingstone ist ein Versager-Typ, in dessen Leben nie etwas Außergewöhnliches passiert. Als er jedoch durch Zufall auf eine Ley-Linie gerät und dort seinem quicklebendigen Urgroßvater begegnet, gerät sein Weltbild ins Wanken. Er möchte diese Entdeckung mit seiner Freundin teilen, die ihm natürlich kein Wort glaubt, doch als er mit ihr zusammen auf einer dieser Linien wandert, kommt sie nicht am Zielpunkt an und geht irgendwo in Zeit und Raum verloren. Kit setzt nun alles daran, sie wiederzufinden, was sich nicht nur sehr kompliziert, sondern auch überaus gefährlich gestaltet ...

Was ganz harmlos mit einem geplatzten Einkaufsbummel beginnt, entwickelt sich im Handumdrehen zu einem Abenteuer ungeahnten Ausmaßes, bei dem nicht nur von Ort zu Ort, sondern auch noch durch unterschiedliche Zeiten gesprungen wird.
Die Einführung in diese wunderbare Welt ist dem Autor ausgezeichnet gelungen, der Protagonist wird plötzlich aus seiner Welt hinaus und in etwas völlig Phantastisches versetzt –  und muß sehen, wie er damit zurechtkommt. Der Leser kann dabei an den Gedanken und Gefühlen der Charaktere ausführlich teilhaben und erlebt ihre Veränderungen hautnah mit. Besonders Wilhelmina, die sich auf einer Ley-Linie quasi verläuft und von dem Ergebnis völlig unvorbereitet getroffen wird, ist gezwungen, eine gewaltige Entwicklung durchzumachen und über sich selbst hinauszuwachsen. Alle Hauptcharaktere lernt man als Leser nach und nach besser kennen, und alle haben das Potential zu Tiefe und Persönlichkeit.

Sehr schnell fächert sich die Handlung in mehrere Einzelstränge auf, denn selbstverständlich gibt es auch einen so schurkischen wie geheimnisvollen Gegenspieler, genauso wie einen Mann, der alle diese Linien einst kartographiert hat und damit eine Art Schlüsselposition einnimmt. Anfangs ist es nicht immer ganz ersichtlich, in welchen Zusammenhängen die einzelnen Personen zueinander stehen, doch nach und nach entsteht ein Handlungsgefüge, welches erahnen lässt, dass die Story gewaltige Ausmaße annehmen wird.

Die einzelnen Epochen, in denen die Handlung stattfindet, sind ausführlich recherchiert und werden bildhaft und anschaulich wiedergegeben; eine Vorliebe des Autors für Geschichte ist nicht zu übersehen.
Lebendig und humorvoll erscheint der Schreibstil, der sich unterhaltsam liest und den Personen gelegentlich sogar eine leicht flapsige Ausdrucksweise verleiht. Die flotte Erzählweise macht das Lesen einfach, doch durch die ständigen Zeitsprünge, die oft sogar innerhalb eines Kapitels passieren,  muß man gelegentlich darauf achten,  wo und vor allem, wann man sich gerade befindet.
Über weite Teile merkt man dem Buch an, dass man den Beginn einer fünfteiligen Serie  in Händen hält: Von der Handlung her passiert nicht einmal sonderlich viel, Action ist zwar vorhanden, jedoch auf ein Minimum beschränkt. Auch hätten viele Szenen gerne noch etwas ausführlicher dargestellt sein können. Mit Blick auf etwas viel Größeres wird hier ein gewaltiges Setting aufgebaut und auch diverse Weichen gestellt; eine solide Basis, die vier Folgebände tragen muß – und die, wie es aussieht, das auch vermag. Im ersten Band wird demnach vieles begonnen und so gut wie nichts gelöst, die Protagonisten stehen zum Schluß, wie auch der Leser, vor unzähligen Fragen und das Buch endet sehr offen. Es bleibt der Wunsch, zu erfahren, wie es weitergeht.

Der zweite Band wird unter dem Titel ‚Das Knochenhaus’ voraussichtlich im April 2012 ebenfalls im Bastei Lübbe Verlag erscheinen.


Fazit

Ein sehr gut gelungener Auftakt zur fünfteiligen Saga ‚Die schimmernden Reiche’, die sich viel vorgenommen und definitiv den Leseappetit geweckt hat. Die Fortsetzung darf mit Spannung erwartet werden.


Pro & Kontra

+ lebendige Gestaltung der Charaktere
+ gute Ideen und interessante Wendungen
+ spannend erzählt
+ stimmungsvolle Beschreibungen
+ viel Potential für die Nachfolgebände

o Schreibstil stellenweise etwas ‚flapsig’
 
- die einzelnen Szenen bleiben etwas zu oberflächlich
- sehr häufige und unvermittelte Handlungssprünge
- der Beginn eines Mehrteilers ist etwas zu deutlich zu merken

Wertung: 

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 3,5/5