Johann und Pfiffikus Gesamtausgabe Bd.1 - Der Page des Königs (Peyo)

johannpfiffikus

Verlag: Toonfish; 1.Auflage (November 2011)
176 Seiten, Hardcover, 29,95 €
ISBN-13: 978-3-86869-995-1

Genre: Humor/ Mittelalter/ Abenteuer


Klappentext

„Johann und Pfiffikus“ zählt zu jenen seltenen Comic-Schöpfungen, die mit nur wenigen Alben ganze Generationen von Lesern geprägt haben und die seither als zeitlose Klassiker gelten.

Es war diese Serie, in der Peyo sein Erzähltalent erstmals richtig entfalten konnte - und er schuf dabei eine sorgsam durchkomponierte, lebendige und leichte Mischung aus Fantasie und Humor, mit der er wie kein Zweiter sein Publikum zu verzaubern verstand.

Dieses Meisterwerk lässt sich nun in der vorliegenden Gesamtausgabe, ergänzt um zahlreiche seltene oder bislang unveröffentlichte Dokumente, endlich wieder oder neu entdecken.

 


Rezension

Noch vor den Schlümpfen, die mit Sicherheit seine bekannteste Schöpfung sind, erschuf Pierre Culliford, besser bekannt unter dem Namen Peyo, einen weiteren Klassiker der Comicliteratur: Johann und Pfiffikus. Anfangs musste der Page des Königs seine Abenteuer noch alleine bestehen, aber schon im dritten albenlangen Abenteuer erhielt er in Form des kleinen Chaoten Pfiffikus und dessen Ziege Ricki tatkräftige Unterstützung. Bis dahin war es allerdings ein relativ langer Weg. Zunächst tauchte Johann, als noch blonder Jüngling, 1946 in kurzen Comicstrips auf. Viel zu sagen hatte er am Anfang auch noch nicht. Die Comics funktionierten ohne Sprache. Aber nach und nach wurden die Geschichten länger und Johann gewann an Profil. Sowohl inhaltlich als auch zeichnerisch. Am 11. September 1952 erschien Johann zum ersten Mal im Magazin „Spirou“, einer der bedeutensten Zeitschriften für Comcis im franko-belgischen Raum. Von dort an wurde Johann immer erfolgreicher, wenn er auch später immer im Schatten der Schlümpfe stehen sollte, so dass Peyo sogar die Arbeit an der, von ihm bevorzugten, Serie zu Gunsten der Schlümpfe einstellte. Aber bis dahin verging noch einige Zeit. Im vorliegenden Band der Gesamtausgabe sind neben einem umfangreichen redaktionellen Teil folgende Abenteuer enthalten:

Bösenbergs Racheschwur

Der Herr von Bösenberg versucht bei einem Turnier gegen den Grafen Friedburg zu betrügen, indem er die Lanze seines Gegners manipuliert. Doch Johann bekommt dies mit und warnt den Grafen. In folgedessen verliert Bösenberg und schwört Rache. Er will die Burg des Königs erobern und schleifen. Für Graf Friedburg ist der Pranger vorgesehen. Doch zunächst einmal schmuggelt er einen Spion ins Schloß des Königs. Nach einigem Hin-und-Her geling es Johann und seinen Verbündeten die Gefahr zu bannen und Bösenberg seiner gerechten Strafe zuzuführen. Schon das erste lange Abenteuer Johanns weiß zu überzeugen. Erzählerisch gibt s nichts zu bemängeln. Die Geschichte wird gut und flüssig erzählt und trotz der vielen Ereignisse, bleibt sie auch für kleinere Leser jederzeit nachvollziehbar.

Der Herr von Burg Eckstein

Ritter Hugo, der älteste Sohn des Barons von Eckstein, kehrt nach drei Jahren zurück. Wie er erfahren muss, steht es nicht gut um das Land und die Untertanen seines Vaters. Der Baron verschwand eines Tages während der Jagd. Seitdem herrscht Hugos jüngerer Bruder Bertram über Eckstein und dieser ist kein so guter Herrscher wie sein Vater. Die Abgaben wurden erhöht, so dass den Menschen nicht mehr viel zum Leben bleibt. Zusätzlich ziehen Plünderer durchs Land. Allerdings ist Bertram nicht schlecht, ihn interessieren nur Wein und Spiel mehr als alles andere. Das ändert sich aber schnell, als Johann ein Attentat auf Hugo verhindert und Bertram aus der Reserve lockt. Gemeinsam machen sich Johann, Hugo und Bertram daran, herauszufinden, wer hinter dem Verschwinden des Barons steckt und die Plünderer auf das Land losgelassen hat. Spannend, ungewöhnlich und einfallssreich ist Der Herr von Burg Eckstein, die vielleicht beste Geschichte des Bandes, auch wenn es gleich mit einer der bekanntesten und wichtigsten Geschichten weitergeht.

Der Kobold aus dem Felsenwald

Peyo griff bei diesem Abenteuer Johanns auf einen Plot zurück, den er vorher schon zweimal in Kurzgeschichten mit seinem Protagonisten verarbeitet hatte. Die Prinzessin wird entführt und Johann versucht sie zu retten. Als neues Element fügte Peyo allerdings den titelgebenden „Kobold“ ein. Dieser ist niemand anderes als Johanns späterer ständige Begleiter Pfiffikus. Hier steht er allerdings noch mehr oder weniger auf der anderen Seite des Gesetzes, bevor er Johann hilft und so in der Gunst des Königs steigt. Auch wenn die Geschichte um die Prinzessin an sich nicht originell ist, so reißt das Erscheinen Pfiffikus` es mehr als nur raus. Ein leicht anarchistischer, aber nicht böser Humor hält Einzug und macht Johanns Abenteuer noch amüsanter und vor allem interessanter. Man hat es vorher nicht bemerkt, aber ab jetzt würde der kleine, blonde Chaot einfach nur fehlen. Das vielleicht wichtigste Abenteuer der Beiden und auch eins der unterhaltsamsten mit viel Witz.

Zeichnerisch kann man sehr schön die Entwicklung Peyos nachvollziehen. Anfangs noch sehr einfach gehalten, fast skizzenhaft, gewinnen die Figuren und Hintergründe immer mehr an Form und Schärfe. Man kann förmlich sehen, wie es Peyo wohl immer leichter gefallen sein muss, Gesichter und Figuren zu zeichnen und sich sein altbekannter Strich entwickelte, wenn er hier auch noch nicht zur Vollendung kommt. Allein schon deswegen ist der Band für Peyo-Anhänger ein Muss.

Wie eingangs schon erwähnt, hält der erste Band der Gesamtausgabe umfangreiches Hintergrundmaterial bereit. Neben einem biografischen Teil, der bis 1951 reicht, gibt es eine Einführung zu jedem enthaltenen Band, die Titelbilder der Abenteuer, Skizzen aus den Erstauflagen, Eklärungen, ein Großteil der vorher schon erschienenen Kurzgeschichten, Ankündigungen aus Spirou und als besonderes Schmankerl dann noch die Zeichnungen der ersten Seiten der Überarbeitung Peyos von Der Kobold aus dem Felsenwald, mit der er das erste Album an das Aussehen der neueren Bände anpassen wollte. Leider stellte er diese Arbeit nie fertig. Besser kann eine Gesamtausgabe wohl nicht ausgestattet sein.


Fazit

Johann und Pfiffikus ist ein Klassiker und dem zollt die Ausgabe von Toonfish mehr als nur Rechnung. Die Geschichten sind durch die Bank alle interessant, spannend und mit Humor versehen.Wenn auch zeichnerisch noch nicht auf der gewohnten Qualität eines Peyo, stört dieser Umstand keineswegs, kann man so die Entwicklung einer Comiclegende wunderbar nachvollziehen und den Geschichten tut dies keinen Abbruch. Ausstattung und Aufbereitung sind perfekt und man muss Toonfish für diese wunderbare Ausgabe ein großes Kompliment aussprechen.


Pro & Contra

+ Pfiffikus`erster Auftritt
+ umfangreiches Hintergrundmaterial
+ Entwicklung des Zeichners Peyo ist nachvollziehbar

0 noch sind nicht alle Zeichnungen perfekt und manches gewöhnungsbedürftig

Bewertung:

Charaktere: 4/5
Zeichnungen: 3,5/5
Humor: 4/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/ Leistung: 5/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Peyo:

Rezension zu Johann und Pfiffikus Gesamtausgabe Bd.2 – Hexerei und Zaubersprüche
Rezension zu Johann und Pfiffikus Gesamtausgabe Bd.3 – Räuber und Plünderer
Rezension zu Johann und Pfiffikus Gesamtausgabe Bd.4 – Die Schlumpfjahre

Rezension zu Die Schlümpfe Bd.1 – Blauschlümpfe und Schwarzschlümpfe
Rezension zu Die Schlümpfe Bd.28 – Schlumpfine greift ein

Rezension zu Benni Bärenstark Bd.1 – Die roten Taxis
Rezension zu Benni Bärenstark Bd.13 – John-John
Rezension zu Benni Bärenstark Bd.14 – Auf den Spuren des weißen Gorillas

Rezension zu Benni Bärenstark Gesamtausgabe Bd.1
Rezension zu Benni Bärenstark Gesamtausgabe Bd.2
Rezension zu Benni Bärenstark Gesamtausgabe Bd.3

Rezension zu Die Schlümpfe – Kompaktausgabe Bd.1
Rezension zu Die Schlümpfe – Kompaktausgabe Bd.2
Rezension zu Die Schlümpfe und das verlorene Dorf Bd.1