Das Ende (Steve Alten)

Verlag: Heyne (Dezember 2011)
Taschenbuch: 720 Seiten, € 8,99
Sprache: Deutsch
Originaltitel: Grim Reaper:End of Days
ISBN-13: 978-3453436107

Genre: Science Fiction


Klappentext

Das Ende aller Tage ist gekommen...

666 Jahre nachdem die Pest Europa heimsuchte und die Hälfte der Weltbevölkerung dahinraffte, ist der Schwarze Tod zurückgekehrt. Mitten in Manhattan bricht die Seuche erneut aus. Die Stadt wird hermetisch abgeriegelt und versinkt im Chaos. Nur eine Handvoll Überlebender vermag die Zeichen des Untergangs richtig zu deuten. Wird ihnen die Flucht von der Insel gelingen?


Rezension

Manhattan während eines UN-Gipfels, sämtliche wichtige Staatsoberhäupter der Welt sind anwesend – und eine religiöse Fanatikerin setzt einen hoch infektiösen, genmanipulierten  Pesterreger frei, dessen Inkubationszeit weniger als eine Stunde beträgt Um eine Pandemie zu vermeiden, wird die Insel komplett abgeriegelt und die Einwohner ihrem Schicksal überlassen, 6 Millionen Tote sind zwar schlimm, jedoch muß dieses Opfer gebracht werden, damit der Rest der Menschheit überleben kann. Durch dieses ausbrechende Chaos stolpert Patrick Shepherd, ein an Leib und Seele schwer traumatisierter Veteran des Irakkrieges, auf der Suche nach seiner Familie. Zusammen mit einem geheimnisvollen Begleiter muß er sich nicht nur den realen Gefahren auf den Straßen, sondern auch seinen eigenen Dämonen stellen ...

Für Freunde von Endzeitszenarien mag die Beschreibung soweit sehr vielversprechend klingen, auch der Beginn des Buches erfüllt noch alle Erwartungen. Als sich dann jedoch relativ schnell ein Erzählstrang mit einer religiösen Geheimgesellschaft befasst, welche die Welt retten möchte und deren Oberhaupt ein paranormal begabter Mönch ist, bekommt der Leser eine leise Ahnung, in welche Richtung es sich weiter entwickeln wird.
Vorläufig hält sich der Fantasy-Charakter aber noch in Grenzen, das Katastrophensetting entwickelt sich allmählich und es werden diverse Protagonisten ausführlich vorgestellt. Die Schlüsselposition nimmt dabei Patrick Shepherd ein, der sich in einem Krankenhaus in Manhattan von seinen Kriegsverletzungen zu erholen versucht. Er leidet unter Amnesie und Halluzinationen, hat gleichzeitig Visionen und gelegentliche Blackouts.
Für den Leser ist es nicht einfach, sich in den vielschichtigen Ebenen zurechtzufinden und den Überblick zu behalten, wann und wo man sich gerade befindet. Schon alleine Shepherds Persönlichkeit bewegt sich ständig zwischen Realität, Vergangenheit, Albträumen und sonstigen Visionen hin und her, dazu gesellen sich noch vier bis fünf weitere Handlungsstränge.

Im weiteren Verlauf driftet der Plot dann immer mehr in Richtung religiös-mystische Fantasy ab, für die das Katastrophenszenario eigentlich nur die Staffage darstellt.
Der Autor möchte eine Botschaft vermitteln, das wurde bereits in seinem zugegebenermaßen berührenden Vorwort offensichtlich, allerdings ist er bei der Umsetzung meilenweit über alle Ziele hinausgeschossen. 
Die Zeitsprünge bewegen sich mittlerweile zwischen der Jetztzeit, dem Irakkrieg, Adam und Eva, einem Pestausbruch im Mittelalter und der Arche Noah, die Logik erscheint zunehmend löcherig und der Leser fragt sich immer verzweifelter, wie das alles bloß auf einen Nenner gebracht werden soll.
Weil das noch nicht ausreicht, ist die Handlung zusätzlich mit Themen wie 9/11, Folter und sonstigen Kriegsverbrechen, Bushs desasteröser Politik. Kinderhandel und diversen Verschwörungstheorien überfrachtet, nur um einige zu nennen. Für sich genommen wären das alles spannende und interessante Einzelpunkte, in derartigen Mengen verschmilzt es jedoch zu einer Reizüberflutung, die nur noch erschlagend wirkt. Im weiteren Verlauf häufen sich dann pseudo-philosophische Diskurse über Gott, seine Identität und seine Absichten, die tiefgründig erscheinen sollen, jedoch mehr wie oberflächliches Blabla wirken. Zunehmend sieht man sich auch mit religiösen Wundern konfrontiert, die eine krude Mischung aus Elementen der Mystik, des Okkultismus und gängiger Fantasy bilden. Das alles strapaziert nicht nur die Geduld des Lesers, auch die Spannung bleibt dabei mehr und mehr auf der Strecke und macht das Buch zu einem zähen, nur wenig unterhaltsamen Lesevergnügen. Sehr bedauerlich, denn Steve Altens Schreibstil ist durchaus ansprechend   und lebendig, aber das alleine reißt es hier leider auch nicht heraus.

Der Schluß gestaltet sich einfach nur ärgerlich, ein sentimental – hanebüchener Mix aus Fantasy und dem Versuch, die Gestalt des Todes mit Anleihen aus der Bibel zu erklären. Selbst für einen solchen Plot wirkt das Ende unglaubwürdig und ziemlich lächerlich.


Fazit

Die Grundidee ist durchaus interessant. An sich war es auch gut gemeint gewesen, in seinem sämtliche Missstände anprangernden Rundumschlag hat Steve Alten allerdings viel zu viel gewollt und mit ‚Das Ende’ einen zähen, nur schwer verdaulichen Brocken vorgelegt.


Pro & Kontra

+ interessant angelegter Protagonist
+ Grundidee mit Potential
+ ansprechender Schreibstil

o stellenweise etwas blutig und brutal

- extrem viele Zeit- und Handlungssprünge
- Handlung restlos mit zu vielen Einzelthemen überfrachtet
- zu viel religiöse Mystik
- verquast-bibellastig
- nur mäßig spannend
- über weite Strecken sehr zäh und langatmig
- diverse logische Ungereimtheiten
- haarsträubendes Ende

Wertung:

Handlung: 1,5/5
Charaktere: 2,5/5
Lesespaß: 1,5/5
Preis/Leistung:3,5 /5