Ice - Hüter des Nordens (Sarah Beth Durst)

durst s.b-ice-hterin des nordens

Lyx Verlag, Februar 2012
Taschenbuch, 292 Seiten,
übersetzt von Katrin Harlaß
12,99 € (D), 13,40 € (A)
ISBN: 978-3-8025-8602-6
Leseprobe

Genre: Fantasy/ Romatik


Klappentext

Für die Liebe überschreitet sie die Grenzen der Welt …
Die junge Cassie ist in den endlosen Weiten der Arktis aufgewachsen. Ihre Großmutter erzählte immer, dass Cassies Mutter vom Nordwind entführt wurde. Cassie hat nie daran geglaubt – bis sie einem Eisbären begegnet, der plötzlich zu ihr spricht. So erfährt sie, dass die Geschichte aus ihrer Kindheit wahr ist. Um ihre Mutter zu befreien, muss sie ein altes Versprechen einlösen und die Frau des Eisbären werden. Cassie willigt ein, und schon bald entwickelt sich eine zarte Bindung zwischen ihr und dem magischen Wesen. Doch über dem Bären liegt ein Fluch, der ihre Liebe in größte Gefahr bringt …

 


Rezension

Vampire, Werwölfe, Elfen, Feen – Romantik im Genre Fantasy kennt viele Spielarten. Neues findet sich selten. Sarah Beth Durst besinnt sich in Ice – Hüter des Nordens jedoch zurück auf altbewährtes und schafft etwas Frisches, das an die Märchen von Grimm erinnert.

Schauplatz für die interessante Liebes- und Leidensgeschichte der jungen Cassie sind die klirrend kalten Eiswüsten der Arktis. Diese und ihre Bewohner, insbesondere die Eisbären, bilden einen Schwerpunkt in Dursts Buch, so dass man sich schnell in das endlose Weiß versetzt fühlt und den Drang verspürt, sich tiefer in seine Decken zu kuscheln.

Die Arktis, die Bären – diese Faszination ist es, die auch Cassies Leben bestimmt. Als Tochter eines Polarforschers ist sie in der Weite der Arktis aufgewachsen und teilt seine Leidenschaft für die Erforschung der Eisbären. Einen Tag vor ihrem 18. Geburtstag bricht sie alleine auf ins Eis, um der Spur eines Eisbären zu folgen. Sie findet das Tier, doch es entkommt, indem es sich scheinbar ins Nichts auflöst. Irritiert erzählt das Mädchen am Abend ihren Vater davon. Anstatt sich über sie lustig zu machen, wie erwartet, gerät dieser allerdings in Aufregung und will sie noch in derselben Nacht ausfliegen lassen. Bevor es dazu kommt, trifft Cassie den Bären wieder. Direkt vor dem Lager der Polarforscher erzählt er ihr das Lieblingsmärchen ihrer Kindheit, über die Tochter des Nordwindes, die ihm einst versprochen war, stattdessen einen Menschen heiratete und dafür vom Wind in das Reich der Trolle geweht wurde. Nur dieses Mal ist es ihre Mutter, die die besagte Windtochter sein soll, und bevor diese entführt wurde, versprach sie dem Bären ihre Tochter im Austausch für ihre Freiheit.

» Er war eine Ballung von Schatten am Rande des Lichtkreises der Station. Sie konnte den Umriss seiner Schnauze und die Rundung seiner Schultern erkennen. „Cassandra Dasent“, sagte er, seine Stimme ein sanftes Grollen.
Ihr Herz setzte aus.

Er sprach. «

Zuerst zweifelt Cassie noch an den Worten des Bären, aber das Versprechen, ihre Mutter zu retten, falls sie ihn heiratet, lässt sie schließlich in eine Verbindung einwilligen. Gegen den Willen ihrer Eltern reist sie mit dem Bären auf sein Schloss, lernt ihn lieben und wird nicht nur in seinem Schaffen – Bär ist der „Wächter“ der Polarbären, verantwortlich für die Verteilung der Seelen - Teil seines Lebens.

Wie in vielen Märchen und Sagen ist es die Neugier, die die keimende Beziehung bedroht. In der Nacht bricht Cassie ihr Versprechen und betrachtet das menschliche Gesicht ihres Gemahls, ohne zu wissen, dass sie ihn damit den Trollen ausliefert, die einst ihre Mutter gefangen hielten. Nun muss sie sich aufmachen, in das Land östlich der Sonne und westlich des Mondes, um ihren Geliebten zu befreien. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, denn Cassie ist schwanger und ohne einen Wächter ist den Eisbären das Aussterben sicher.

Die Liebe zur Natur, zur Arktis und zum rücksichtsvollen Umgang mit den Lebewesen darin, ist ein wichtiger Inhalt von Ice –Hüter des Nordens. In einem klaren, schnörkellosen Stil malt Durst die Welt aus Eis und seine Bewohner dem Leser direkt vor das innere Auge und zeugt eine eisige Atmosphäre. Wo das Setting punktet, leiden jedoch die Charaktere. Cassie am Anfang noch sehr naiv und in jedem zweiten Satz ihr Schicksal in Frage stellend, wird zwar während ihrer Reise konsequent ausgebaut. Ihr Vater, die anderen Bewohner der Station sowie ihre Mutter, der eigentliche Grund für die Einwilligung in die Hochzeit mit dem Bären, bleiben allerdings nur blasse Randfiguren. Auch die mystischen Wesen, die Cassie während der Suche nach ihrem Gemahl trifft, sind im Ansatz zwar interessant gestaltet, entfalten ihr Potenzial aber nur selten, da die Kürze der meisten Begegnungen eine Tiefenwirkung entgegenstehen.

Inhaltlich liegt der Fokus von Ice für manchen Leser vielleicht zu sehr auf der Protagonistin und deren Gefühle für ihren Bären. Von Beginn an geht alles etwas zu schnell, läuft die Geschichte zu reibungslos. Wirklich spannend wird es erst, sobald die beiden getrennt sind, verschärft noch durch Cassies voranschreitende Schwangerschaft. Fast, als wäre nun Raum zum kreativen Durchatmen frei geworden, den Durst auch sehr gut zu nutzen weiß, wie sie mit einigen Ideen und Wendungen, insbesondere hin zum Ende beweist.


Fazit

Sarah Beth Durst kreiert ein modernes Märchen über eine junge Frau, die in der Zwangsheirat mit einem mystischen Eisbären die Liebe ihres Lebens findet, diese durch Neugier verliert und neu erringen muss.  Obwohl als Liebesgeschichte angelegt, punktet Ice – Hüter des Nordens vor allem abseits der etwas aufgesetzt wirkenden Romantik. Die Inszenierung der Arktis, die Idee von Schöpferwesen, die über die Seelen einzelner Arten wachen, sowie Cassies Reise zu ihrem Geliebten sind es, die dieses Buch zu einem unterhaltsamen Erlebnis werden lassen.


Pro und Contra

+ Cassies erzwungene Reise
+ die Arktis
+ kreative Gestaltung der Schöpferwesen
+ unvorhergesehenes, attraktives Ende
+ Cover mit teilweisem Glanzdruck

- zumeist einseitige Charaktere
- Potenzial einzelner interessanter Stränge nicht ausgeschöpft
- Liebesgeschichte ist zu schnell zu perfekt

Wertung: alt

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 3/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 3,5/5