Das Rad der Zeit - Die Türme der Mitternacht (Brandon Sanderson/ Robert Jordan)

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Verlag: Piper (Oktober 2011)
Taschenbuch; 624 Seiten; 9,99 €
ISBN-13: 978-3492268387

Genre: Fantasy


Klappentext

Brandon Sanderson widmet sich nach Robert Jordans Tod der Vollendung des Welterfolgs „Das Rad der Zeit“. Mit „Die Türme der Mitternacht“ führt der die Verbündeten in den alles entscheidenden Kampf: Die Welt des Rads scheint verloren. Perrin muss sich im Wolfstraum gegen den finsteren Gefolgsmann des Dunklen Königs behaupten. Und Länder versinken im Chaos, während Rand al'Thor versucht, seiner Bestimmung gerecht zu werden. Wird die letzte Schlacht einen unerwarteten Ausgang nehmen?


Rezension

Die Türme der Mitternacht
ist der zweite Teil des gleichnamigen englischen Originals, welches als ein Roman erschien. Glücklicherweise hat sich Piper entschieden beide Teile Der Traum des Wolfs und Die Türme der Mitternacht gleichzeitig herauszubringen und damit die deutschen Leser nicht zu lange auf die Folter zu spannen, wie es mit Perrin, Mat, Rand, Egwene und all den anderen weitergeht. Wie schon beim Vorgängerbuch erwähnt, war die Trennung in zwei Bücher dieses Mal besonders schwer. Die Stelle an der im letzten Band abgebrochen wurde, verlangte geradezu nach sofortiger Fortsetzung, die glücklicherweise auch gekommen ist. Somit geht es in der Handlung auch direkt nahtlos weiter.

Perrin muss sich den Weißmänteln stellen, um endlich von einer großen Last befreit zu sein. Nach seiner Gerichtsverhandlung bricht er umgehend auf, oder will es zumindest, doch etwas hält seine Machtlenker davon ab ein Wegetor zu erschaffen. Er begibt sich in den Wolfstraum und macht eine folgenschwere Entdeckung. Um eine aktuelle Bedrohung zu beseitigen, muss er sich dem Schlächter stellen und ihn besiegen. Während des Kampfes in der Welt der Träume trifft er dort auf Egwene, die ihren ganz eigenen Kampf gegen eine der Verlorenen austrägt. Rand al'Thor ist hingegen dabei alles für die letzte Schlacht einzurichten. Er unterrichtet Egwene davon, dass er gedenkt die Siegel zu brechen, die den Dunklen König binden. Nur so könnte dieser endgültig besiegt werden. Ebenso sammelt er die Heere um sich und tritt in mehr als einen Ort als der Retter in der Not auf.
Die Hauptlast des Romans liegt aber dieses Mal auf den Schultern von Mat Cauthon. Er ist es, der zu den titelgebenden Türmen der Mitternacht reisen muss, in dem Versuch Moiraine Damodred zu retten, die entgegen der landläufigen Meinung noch am Leben zu sein scheint. Nur drei dürfen diese Aufgabe angehen, nicht mehr, weswegen sich Mat zusammen mit Thom und Noal auf den Weg macht. Am Ende muss er eine Prophezeiung für das Wohl aller erfüllen.

Zum ersten Mal bekommt der Leser in Die Türme der Mitternacht einen Eindruck davon, was es wirklich heißt, wenn Rand al'Thor in einen Kampf mit der Einen Macht eingreift. Sicher hat man schon zuvor Kämpfe mit der Macht erlebt, aber dieses Mal wird das volle Zerstörungspotential eines Machtlenkers offenbart. Dies wird so eindrucksvoll von Brandon Sanderson beschrieben, dass man das Gefühl hat, selbst dabei zu sein. Und es ist nicht unbedingt das Angenehmste von allen. Für einen Moment schimmert währenddessen, der alte Rand al`Thor durch, der, der keine Gnade kannte. Doch fängt er sich wieder und ist fast gleich wieder der, der er für die Rettung der Welt sein muss. Rand al`Thor ist damit seine Eindimensionalität, die er lange hatte, wieder los. Er ist jetzt vielschichtiger, hinterfragt sich, aber zweifelt nicht mehr an sich und seiner Bestimmung.

Perrin Aybara macht in diesem Buch seine größte Entwicklung durch. Er stellt sich seinen Problem und lernt zu akzeptieren, wer er ist. Er nimmt seinen inneren Wolf an, aber auch die Verantwortung für die Menschen, die ihm folgen. Er wandelt sich zu einem Anführer, den schon lange viele in ihm sahen. So gesehen öffnet er endlich seine Augen und sieht. Im Zusammenhang mit ihm sind mit Sicherheit die Szenen im Wolfstraum und das Schmieden seines neuen Hammers am wichtigsten und beeindruckensten. Erstere gleich auf mehrere Weise. Hier nimmt er den Wolf in sich an und hier ist es auch, wo er sich seinem Herausforderer stellt und zum ersten Mal einen Teilsieg davontragen kann. Das Schmieden des Hammers hingegen, wirkt wie direkt aus unserer Sagenwelt entstammend. Voller Mystik und archaischer Kraft. Besser hätte man dies nicht schreiben können.

Aber wie gesagt, die Hauptlast trägt Mat Cauthon. Auch wenn der Handlungsstrang um die Türme der Mitternacht recht kurz daher kommt, ist er doch der bestimmende und wichtigste, wodurch der Titel des Romans vollkommen gerechtfertig ist. Wie der Spieler und das geborene Glückskind sich mit einigem Widerwillen auf den Weg macht und gegen die Wesen antritt, die jenseits der Türen der Türme auf ihn warten, ist einfach spannend und mehr als gut geschrieben. Denn als langer und treuer Leser des Rad der Zeit, weiß man, seine Chancen stehen alles andere als gut, mit heiler Haut davonzukommen. Mat Cauthon ist ein Held Widerwillen, ein Mann der tut, was er tun muss, entweder aus seinem Ehrgefühl heraus oder weil er sich verpflichtet hat. Gegebene Versprechen und Verpflichtungen wird er immer erfüllen. Ebenso würde er sich nie über das Wohl vieler stellen, auch wenn er es niemals zugeben würde und so fällt ihm die Wahl in dem verwirrenden Labyrinth der Türme sehr leicht. Mehr denn je, wird Mat von Brandon Sanderson als treuer Freund gezeichnet, der bis zu seinem Leben alles geben würde, für eine geliebten Menschen. Trotzdem verliert er nie seine zynische Weltsicht und seinen Sarkasmus. Wenn man die Rad der Zeit – Bücher schon aus einem Grund lesen sollte, dann wegen Mat Cauthon, Frauenheld, Spieler und Feldherr.

Abgesehen von den großen Charaktermomenten beschäftigt sich Brandon Sanderson natürlich auch mit der großen Geschichte. Vieles wird weiter vorangetrieben. Die Konflikte um die Schwarze Burg weiten sich aus und es steht die Frage im Raum, ob einer der Verlorenen dahintersteckt. Heere des Lichts und des Schattens treffen aufeinander und in fast jeder Zeile ist zu spüren, dass die Letzte Schlacht kurz vorm Ausbruch steht. Letzte Nebenhandlungsfäden schwenken auf die Zielgerade ein. Der kommende Abschlussband wird nahezu frei davon zu sein und sich ganz auf die Haupthandlung konzentrieren können. Den Leser wird vermutlich ein wahrlich grandioses Finale erwarten, denn dieses deutet sich auf den letzten Seiten von Die Türme der Mitternacht mehr als nur an.

Brandon Sanderson Schreibstil ist nach wie vor äußerst lebendig und mitreißend. Manchmal hat man sogar das Gefühl, er hat die Figuren in ihrer Komplexität fast besser erfasst, als Robert Jordan. Ein größeres Kompliment kann man ihm eigentlich nicht mehr machen. Er hat es wirklich geschafft, bisher ein fesselndes Ende für Das Rad der Zeit zu schreiben. Robert Jordan dürfte zufrieden sein.


Fazit

Die Türme der Mitternacht ist ein weiterer großartiger Band aus dem Rad der Zeit. Einige Handlungsstränge werden zu einem Ende gebracht und alles für den Abschluss der Reihe vorbereitet. Wenn dieser dann auch nur die Hälfte von dem hält, was Türme der Mitternacht verspricht, dürfte den Leser von Robert Jordan und Brandon Sanderson ein gewaltiges Finale erwarten.


Pro & Contra

+ die Reise innerhalb der Türme
+ Perrins Kampf mit dem Schlächter

Bewertung: alt

Handlung: 5/5
Charaktere: 4,5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 5/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Brandon Sanderson/ Robert Jordan:

Interview mit Brandon Sanderson (deutsch / englisch)

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Tags: Brandon Sanderson