Michelle Raven (11.03.2012)

Interview mit Michelle Raven

Literatopia: Hallo Michelle! Schön, Dir wieder ein paar Fragen stellen zu dürfen. Mit der „Ghostwalker“-Serie hast Du eine Riesenfangemeinde gewonnen, im April erscheint der letzte Band. Kannst Du kurz umreißen, worum es gehen wird?

Michelle Raven: Aber gerne. :-)

Im letzten Band der Ghostwalker-Serie wird im Prinzip der Hintergrund der ganzen Anschläge auf die Wandler in den vorherigen Bänden aufgedeckt. Es sind wieder alle Hauptpersonen der ersten fünf Bände dabei und natürlich auch etliche liebgewonnene Nebenpersonen. Hauptpersonen des letzten Bandes sind Harken und Mia, die Löwenwandlerin aus Namibia, aber auch Caruso und die Polizistin Dawn spielen eine nicht unerhebliche Rolle. Und auch Isabels und Bowens Weg wird man weiterverfolgen können.

Zum Inhalt: Nach der Flucht der gefangenen Wandler aus seinem Labor sinnt der Geschäftsmann Lee auf Rache. Die Gelegenheit bietet sich ihm, als er die Flüchtigen in einer Auswilderungsstation in Namibia aufspürt. Vor anderthalb Jahren hatte der Wandler Harken die Station verlassen, um die Leiterin Mia zu schützen. Nun ist die Löwenwandlerin dennoch ins Blickfeld seines Feindes geraten. Harken bleibt keine Wahl, als zurückzukehren und die Frau zu retten, die er liebt. Doch auch die Berglöwen und ihre Freunde sind in Gefahr, denn Lee lässt diesmal keine Zeugen zurück …

Literatopia: Wie fühlst Du Dich dabei, wenn nun der letzte Band erscheint – traurig, oder eher froh, Dich wieder neuen Projekten widmen zu können?

Michelle Raven: Eine Mischung aus beidem. Nachdem ich mich drei Jahre ausschließlich den Ghostwalkern gewidmet habe, ist es merkwürdig, sie nun gehen zu lassen. Andererseits aber freue ich mich auch darüber, endlich mal wieder etwas ganz anderes schreiben zu können und vor allem in mein angestammtes Genre Romantic Thrill zurückzukehren. Die Hunters warten ja auch darauf, dass ich endlich ihre Geschichten weitererzähle …

Literatopia: Welcher der „Ghostwalker“-Charaktere ist Dir nach der langen Zeit besonders ans Herz gewachsen?

Michelle Raven: Ich mag viele Charaktere sehr gern, die Männer liebe ich geradezu (allen voran Torik und Sawyer), aber seltsamerweise hat es mir Marisa besonders angetan. Sie ist selbst nach ihrem Happy End ständig in den weiteren Bänden aufgetaucht und konnte es einfach nicht lassen, sich einzumischen. Ich weiß gar nicht, was sie jetzt tun wird, wenn es gar keine neuen Abenteuer zu bestehen gibt.

Literatopia: Mittlerweile bist Du wieder zu deinen Wurzeln zurückgekehrt, den Romantic Suspenses. Auch wenn es „nur“ Neuauflagen sind, bestimmt die Familie Hunter doch wieder Dein Leben. Kommen nach dem Erfolg bei Egmont Lyx vielleicht doch noch neue Bände hinzu?

Michelle Raven: Ja, ich kann jetzt endlich die beiden noch fehlenden Hunter-Bände schreiben. Das war schon immer mein Plan, es hat nur leider damals wegen eines Verlagswechsels nicht mehr geklappt. Doch jetzt freue ich mich, endlich Jay und Chloe auch mit ihren Geschichten versorgen zu können. Im Moment ist gerade Jay dran, dessen Buch vermutlich im November 2012 erscheinen wird.

Literatopia: Mit „Riskante Nähe“ hast Du gerade den LoveLetter Award 2012 im Bereich Crime gewonnen. Ist die Zeit jetzt einfach reifer für SEALs, die starken Helden im Bereich des Landes, des Wassers und in der Luft, als für Fantasywesen?

Michelle Raven: Ich würde das nicht so ausschließlich sehen. Es gibt immer noch sehr viele Leser, die am liebsten Romantic Fantasy lesen und dazu gibt es nun (glücklicherweise für mich) auch eine steigende Anzahl an Lesern, die SEALs mögen. Irgendwer sagte neulich, der SEAL ist der neue Vampir, aber das sehe ich noch nicht so. Die Verkaufszahlen sprechen eindeutig dafür, dass Vampire (noch) die Zahnspitzen vorn haben. Ich hätte nichts dagegen, wenn sich das ändern würde. Lustigerweise hieß es früher immer von den Verlagen, dass deutsche Leser keine Militarys annehmen würden. Das habe ich schon 2003 mit ‚Riskante Nähe’ widerlegt, aber es hat lange gedauert, bis es mit Lyx endlich einen Verlag gegeben hat, der sich traut, SEAL-Bücher herauszubringen. Und der Erfolg gibt ihnen Recht. Was aber natürlich nicht heißt, dass sämtliche Romantic Thrills jetzt nur noch vor SEALs wimmeln sollten. Es gibt auch tolle Romane, die von ganz normalen Personen handeln, aber trotzdem richtig spannend sind.

Literatopia: Mit TURT/LE, die Anfang Juli erscheint, beginnst Du wieder eine weitere neue Serie. Kannst Du darüber schon etwas erzählen? Worum geht es, wer wird die Hauptrolle spielen? Wie viele Bände sind bereits geplant?

Michelle Raven: In der TURT/LE-Serie geht es um eine Gruppe Undercover-Agenten, die sich aus Angehörigen des Militärs, der Geheimdienste, aber auch der Polizei zusammensetzt. Sie wurde (von mir fiktiv) nach den Anschlägen vom 11. September 2001 gegründet, um der wachsenden Bedrohung durch Terroristen etwas entgegenzusetzen. Es gibt sowohl männliche als auch weibliche Agenten. Daher auch der Name: Terrorism Undercover Reconnaissance Team / Ladies Elite. Die TURTs sind auf diversen Militärstützpunkten in den USA stationiert, die Zentrale ist auf der SEAL-Basis Coronado in Kalifornien.

Im Prinzip ist der erste TURT/LE Band ein Spin-off von ‚Riskante Nähe’, zumindest was die Personen angeht. Es spielen nicht nur Clint Hunter und Matt Colter mit, sondern auch der Rest ihres ehemaligen Teams. Aber auch andere Bekannte tauchen auf, wie zum Beispiel Joe Spade aus ‚Eine unheilvolle Begegnung’ und aus ‚Gefährliche Vergangenheit’ Red und sein SEAL-Team. Die Helden sind diesmal Rose Gomez, die Witwe des in ‚Riskante Nähe’ bei dem Rettungseinsatz getöteten Ghost, und Rock Basilone, Senior Chief des SEAL-Teams.

Zum Inhalt des ersten Bandes:

Vor sieben Jahren kam der Mann von Rose Gomez bei einem riskanten Einsatz seiner Navy-SEAL-Einheit ums Leben. Nun bittet ein ehemaliger Teamgefährte sie um Hilfe. Roderic »Rock« Basilone ist auf der Suche nach zwei in Afghanistan vermissten amerikanischen Agentinnen. Rose willigt ein, ihm mit ihrem Wissen über das Land zur Seite zu stehen. Dabei entwickelt sie schon bald tiefere Gefühle für den schweigsamen SEAL. Aber kann sie sich erneut in einen Mann verlieben, der einen solch gefährlichen Job hat? Doch schon bald erhöht sich der Einsatz, denn die Spur der Agentinnen führt direkt in die Festung eines berüchtigten Warlords.

Bisher steht keine genaue Zahl von Bänden fest, die ersten beiden werden auf jeden Fall erscheinen, sie hängen auch inhaltlich zusammen. Danach werde ich sehen, wie viele Geschichten mir zu den TURT/LEs einfallen und es hängt natürlich auch davon ab, wie die Serie bei den Lesern ankommt.

Literatopia: Nach dem großen Erfolg Deiner Romane bei Egmont Lyx – schreibst Du trotzdem nur in Deiner Freizeit? Oder bist beruflich kürzer getreten, um mehr Zeit fürs Schreiben zu haben?

Michelle Raven: Ich arbeite weiterhin ganztags als Leiterin zweier Museumsbibliotheken und schreibe nur in meiner Freizeit. Bisher funktioniert das noch ganz gut, auch wenn ich mir ein wenig mehr reine Freizeit wünschen würde.

Literatopia: Deine Fans wünschen sich immer wieder Geschichten um Nebencharaktere, die in Deinen Büchern bereits ihren Auftritt hatten. Nicht nur die restlichen Familienmitglieder der Hunters, auch in einigen anderen Büchern gab es interessante Personen, die viele Sympathiepunkte einheimsten und nach ihrer eigenen Geschichte rufen. Gibt es hier schon konkrete Pläne?

Michelle Raven: Ich liebe meine Nebencharaktere auch und versuche immer, sie irgendwo noch einmal unterzubringen, um ihnen vielleicht doch noch ihre eigene Geschichte zukommen zu lassen. Zach Murdock aus ‚Vertraute Gefahr’ ist so ein Fall, er wird auf jeden Fall eine eigene Geschichte bekommen. Dann wären da natürlich noch die SEALs aus ‚Riskante Nähe’, die in den TURT/LE-Geschichten eine neue Chance bekommen (ob jeder sein Glück findet, kann ich noch nicht sagen). Auch Joe Spade aus ‚Eine unheilvolle Begegnung’ wird wieder aufgegriffen, allerdings erst mal nur als Nebenfigur.

Literatopia: Fanarbeit ist wichtig, nicht nur im Internet, sondern auch im realen Leben. Wir treffen Dich in vielen Foren, bei Lesungen und jetzt auch bei der LoveLetter Convention. Passen diese Aktivitäten noch in Deine Zeitplanung oder musst Du auf einiges verzichten, um an den Veranstaltungen teilzunehmen zu können?

Michelle Raven: Die Kommunikation mit meinen Lesern nimmt tatsächlich einen immer größeren Raum ein. Ich mache das sehr gerne und freue mich auch schon sehr auf die LoveLetter Convention im Juni. Natürlich nimmt das alles sehr viel Zeit in Anspruch, die mir dann beim Schreiben ein wenig fehlt. Aber es gehört einfach dazu.

Literatopia: Was hältst Du von Social Networks wie Facebook? Bist auch Du dort aktiv?

Michelle Raven: Grundsätzlich stehe ich Social Networks kritisch gegenüber und privat würde ich dort auch kein Profil anlegen. Aber gerade für Autoren ist es eine schöne Möglichkeit, ihre Bücher zu präsentieren und mit ihren Lesern in Kontakt zu treten. Deshalb habe ich auch eine Seite bei Facebook, auf der mich meine Leser besuchen können.  

Literatopia: Wie ist es mit der Konkurrenz: schaffst Du es überhaupt noch, selbst zu lesen? Ein bevorzugtes Genre? Oder ein Lieblingsautor? Welches Buch liegt gerade jetzt auf Deinem Nachttisch?

Michelle Raven: Ich lese vorwiegend in Bus und Bahn und schaffe dort tatsächlich recht viele Bücher. Am liebsten lese ich Romantic Thrills, hin und wieder auch Romantic Fantasy oder reine Thriller. Einen Lieblingsautor habe ich nicht, aber im Bereich Romantic Fantasy mag ich sehr gerne Nalini Singh, im Bereich Romantic Thrill Leslie Parrish, Pamela Clare und Cynthia Eden. Oder die alten Klassiker von Linda Howard, Sandra Brown, Suzanne Brockmann und Karen Robards. Im Moment lese ich gerade ‚Hotshot’ von Catherine Mann.

Literatopia: Was hast Du in diesem Jahr noch geplant? Einen literarischen Marathon von Lesung zu Messe über Abgabetermine, oder machst Du auch mal Urlaub? Und kannst Du dann überhaupt entspannen oder musst Du auch dort einfach schreiben?

Michelle Raven: Eine Recherchereise in die USA ist auf jeden Fall für den Sommer eingeplant. Schreiben werde ich während der drei Wochen kein Wort, sondern vielmehr die Landschaft, die Geräusche und Gerüche in mich aufsaugen, damit ich sie später in meinen Geschichten wiedergeben kann. Geplant ist für dieses Jahr an Terminen im Mai die DeLiA-Literaturtage in Grassau, im Juni die LoveLetter Convention in Berlin und im Oktober die Buchmesse in Frankfurt. Möglicherweise kommen auch noch Lesungstermine dazu, aber das weiß ich jetzt noch nicht.

Literatopia: Vielen Dank für das schöne Interview, Michelle!

Michelle Raven: Sehr gerne. Danke für die interessanten Fragen!


Autorenhomepage: http://www.michelleraven.de/

Interview vom Februar 2010

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Dieses Interview wurde von Patricia Twellmann für Literatopia geführt. Alle Rechte vorbehalten.