Der Tote vom Maschsee (Susanne Mischke)

Verlag Piper, Februar 2008
TB, 296 Seiten, € 14,00
1. Fall mit Bodo Völxen
ISBN 978-3492051460

Genre: Krimi


Klappentext

Am Ufer werden die Sonnenschirme aufgespannt, ein Segelboot gleitet über die glitzernde Oberfläche des Maschsees. Doch im grünlichen Wasser treibt eine kalkweiße Leiche.
Es ist Julia Alexa Wedekins erster Arbeitstag, und er endet mit einem grausigen Leichenfund. Die Tochter aus gutem Hause und Jahrgangsbeste der Polizeihochschule hat gerade erst ihre Umzugskisten in Hannover verstaut, als sie schon ihren ersten Fall zu lösen hat. Voller Elan stürzt sie sich in die aufreibende Herausforderung. Doch nur ihr Chef, der brummige Hauptkommissar Bodo Völxen, ist froh über die engagierte Unterstützung – endlich hat er mehr Zeit, sich zu Hause auf dem Land seiner Schafzucht zu widmen. Die anderen Kollegen in der Mordkommission dagegen sind skeptisch. Der raubeinige Fernando Rodriguez und kluge, aber unnahbare Oda Kristensen glauben, dass der Fall eine Nummer zu groß für die Neue ist. Denn der Tote im Hannoverschen Maschsee ist ein namhafter Psychiater, dem sein Mörder symbolträchtig die Zunge abgeschnitten hat. Die Zunge des Toten liegt auf dem Stöckener Friedhof in Hannover, auf dem Grabmal der Opfer des Massenmörders Fritz Haarmann. Schnell findet die Kripo Hannover heraus, dass es sich bei dem Ermordeten um einen Experten für Sexualstraftäter handelt, dessen kühle, rationale Thesen sogar im Fernsehen für Aufregung gesorgt haben. Aber wer wollte den Mann so symbolträchtig zum Schweigen bringen?


Die Autorin

Susanne Mischke wurde 1960 in Kempten geboren und lebt heute in Hannover. Sie war mehrere Jahre Präsidentin der „Sisters in Crime“ und erschrieb sich mit ihren subtilen psychologischen Kriminalromanen eine große Fangemeinde. Für das Buch „Wer nicht hören will, muss fühlen“ erhielt sie die „Agathe“, den Frauen-Krimi-Preis der Stadt Wiesbaden. Zuletzt erschienen von ihr „Liebeslänglich“ und drei Hannover Krimis, die auch über die Grenze Niedersachsens hinaus großen Erfolg haben.
Weiteres zur Autorin: http://www.susannemischke.de


Rezension

Seine Zunge auf dem Grabmal der Opfer eines Massenmörders – was wollte der Mörder von Martin Offermann damit nur ausdrücken? Wem ist der Psychiater mit seinen Vorträgen über Sexualstraftäter so dermassen auf die Zehen getreten, dass er zum Schweigen gebracht werden musste. Hat das etwas mit dem Gutachten eines Sexualstraftäters zu tun, der zwar noch inhaftiert ist, über dessen Freilassung aber nachgedacht wird? Für Jule Wedekins ersten Fall ein ganz schönes Kaliber, bei dem die übermotivierte und engagierte Neue über so manche Ecke denken muss. Schnell wird allerdings klar, in welche Richtung der Fall geht und mit Frau Dr. Fender haben sie nicht nur eine undurchsichtige, sondern auch noch eine betörend schöne Verdächtige, für die sich Fernando ganz besonders einsetzt.

Mit diesem Fall führt Susanne Mischke ihre vier Ermittler ein. Jule, gerade als Verstärkung ins Team gekommen, ist übermotiviert. Frisch in eine eigene Wohnung gezogen, hat sie noch nicht einmal alles ausgepackt, als schon ihr Vater sie vor neue Tatsachen stellt. Fernando verfällt den Reizen einer gewissen Verdächtigen und hat so einige Schwierigkeiten mit dem Verehrer seiner Mutter, mit der er noch zusammen wohnt. Sie ist doch seine Mutter, wie kann sie sich dann noch für jemand anderen interessieren. Bodo beschäftigen seine Schafe und deren Haltung, man ist erstaunt, wieviele schäfliche Ausdrücke es doch in der deutschen Sprache gibt, die man beiläufig benutzt, die Bodo jetzt aber besonders auffallen. Und Oda hat Schwierigkeiten mit ihrer pubertierenden Tochter, die unbedingt einen Sarg als Bett haben möchte. Wie sich so manche Probleme lösen lassen oder sich von Fall zu Fall weiter hochtreiben hat Susanne Mischke mit viel Humor oder auch einer angemessenen Portion Dramatik gelöst.

Historisch wird der Leser auf jeden Fall beiläufig gut informiert. Jule, als Hobbyhistorikerin, weiß vieles zu berichten, immer wieder interessant, wie Altes und Neues vermischt wird, sogar im aktuellen Fall gibt es historische Hintergründe. Man merkt der Autorin die Liebe zu ihrer Stadt an, Geschichte, spielend und spannend an den Mann gebracht – immer wieder ein Erlebnis. Der Fall an sich wird immer verzwickter, denn es tauchen immer neue Verdächtige auf. Wie fühlen sich Opfer, wenn ihr eigener Täter wieder vor der Freilassung steht? Kann man solche Erlebnisse jemals ganz verarbeiten? Wie so oft erweist sich eine einzige Handlung als ein Stein, der eine ganze Lawine ins Rollen bringt und Leben eine Bahn gibt, die sie niemals vorher gewählt hätten.

Man kann gespannt sein, wie sich die vier Ermittler mit ihren speziellen Eigenschaften noch weiter entwickeln werden – bisher liegen schon vier Bücher insgesamt vor. In jedem gehen sie ein Stück weiter ihres Weges, der nie langweilig wird. Eingebettet in eine stilvolle Umgebung wird sich noch so einiges ergeben, man muss die Bücher nicht unbedingt in ihrer Reihenfolge lesen, für die Entwicklung der Ermittler ist es allerdings hilfreich. Das Cover ist passend zum Titel gewählt, das typische Hannoverfeeling fehlt allerdings. Authentisch bleibt das Buch auf jeden Fall, wer bekannte Orte mag und auf bekannten Spuren wandelt, bekommt zusätzlich sogar noch einen spannenden Fall geliefert.


Fazit

In ihrem Erstling ist es Susanne Mischke gelungen, Ermittler mit speziellen Eigenschaften, die sie sehr gut charakterisieren mit einem spannenden Fall zu verknüpfen. Nicht nur von Hannover lernt man völlig neue Seiten kennen, auch die Ermittler zeigen mit viel Herz, dass sie auch nur Menschen mit verständlichen Schwächen, aber auch Stärken, sind. Dazu die geschickt eingeflochtene Historie Hannovers garantieren ein Lesevergnügen, welches nicht nur von Spannung begleitet ist.


Pro und Contra

+ überraschende Wendungen
+ gehaltener hoher Spannungsbogen
+ bekannte Orte
+ interessante, sympathische Charaktere
+ aufregende, geschichtliche Exkursionen
+ spezielle Eigenschaften der Ermittler

- Erzählstil im Präsens

Wertung


Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5