Verliebt in Virgin River (Robyn Carr)

Verlag Mira, April 2012
Original: Temptation ridge, übersetzt von Barbara Alberter
Band 6 aus Virgin River
TB, 433 Seiten, € 7,99
ISBN 978-3862783045

Genre: Belletristik


Klappentext

Die junge Shelby träumt von Freiheit, Abenteuer – und der großen Liebe. Sie hat schon eine genaue Vorstellung von Mr. Right. Ihr Traummann muss ein glatt rasiertes Kinn, Hosen mit Bügelfalten und einen Hochschulabschluss haben. Luke Riordan, den sie in dem kleinen Örtchen Virgin River kennenlernt, ist das genaue Gegenteil. Doch ausgerechnet der gut aussehende Ex-Pilot weckt eine verzehrende Sehnsucht in ihr – und ein Gefühl, das sie nicht benennen kann. Dabei ist er über zehn Jahre älter als sie, zynisch und offensichtlich nur auf einen One-Night-Stand aus...


Die Autorin

Als Robyn Carr mit Ende zwanzig ihrem Ehemann zu seinen Einsätzen als Air Force- Helikopterpilot folgte, konnte sie ihrem eigentlichen Beruf als Krankenschwester nicht mehr ausüben. So begann sie erst zu lesen und dann selber zu schreiben. Inzwischen sind von der erfolgreichen Bestsellerautorin und Mutter von zwei Kindern über 25 Romane erschienen.


Rezension

Shelby ist endlich frei von Verpflichtungen. Ihre Mutter, die sie bis zu ihrem Tode gepflegt hat, ist friedlich eingeschlafen und sie kann sich nun auf ein Leben vorbereiten, was ihr die letzten Jahre vorenthalten wurde. Finanziell gesichert möchte sie reisen und danach eine Ausbildung beginnen, am liebsten als Krankenschwester. Erst einmal erholt sie sich auf der Farm ihres Onkels, dem ehemaligen General Walt, der dort noch mit seiner Tochter Vannie und deren Mann Paul lebt. Luke Riordan ist ein ehemaliger Hubschrauberpilot, gerade frisch aus der Army entlassen und dreizehn Jahre älter als Shelby. Zusammen mit seinem Bruder Sean hat er ein großes Haus am See mit ein paar Hütten gekauft, welches er nun herrichten möchte, um es dann gewinnbringend weiterverkaufen zu können. Er braucht Erholung vom Militär, bevor er sich überlegt, was er mit seinem weiteren Leben anfangen will. Schon beim ersten Zusammentreffen mit Shelby ist er hin und weg, die sich von einem pummeligen Mädchen in eine strahlende Schönheit gewandelt hat. Seitdem kreisen seine Gedanken bei Tag und Nacht nur um Shelby, ihren Köper, ihre Haare und ihre reizvolle Art, zu reiten. Shelby ergeht es ähnlich, spätestens nach einem Blick auf seinen Werkzeuggürtel verabschiedet sie sich innerlich von dem vorgefertigten Bild ihres Traummannes. Denn das wird nun von Luke eingenommen – wenn es da nicht noch einen kleinen Makel gäbe. Denn Luke möchte keine ständige Beziehung, einmal hat er sich gehörig verbrannt, seitdem traut er keiner Frau mehr über den Weg. Außerdem ist Shelby viel zu jung für ihn, sie hatte doch noch nichts vom Leben, ergo wird sie ihn sowieso für etwas Jüngeres wieder verlassen.

Spätestens in diesem Band fühlt man sich nach Stepford versetzt, in das Dorf der makellosen Frauen. Alle sind wunderschön und haben perfekte Figuren, selbst Shelby musste erst einmal ein paar Kilo abnehmen, bevor sie hier mitspielen durfte. Authentischer wäre es allerdings gewesen, wenn sie ihre Kilos behalten hätte und auch mal eine nicht so perfekte Frau den Traummann findet. So suggeriert Robyn Carr ein immerwährendes Bild von Schönheit, welches auch ständig erwähnt wird. Neu angekommene Männer fühlen sich in den Himmel versetzt – und nicht in ein kleines Dorf in den Bergen. Eine weitere große Thematik dieser Serie ist das Misstrauen und die Angst vor Bindungen, alle Protagonisten sind irgendwie gebrannte Kinder, die nach schlechten Erfahrungen alle Männer oder Frauen über den gleichen Kamm scheren. Lukes ständige Beteuerungen, dass er ja nur eine Affäre ohne Verpflichtung möchte, nervt nach einiger Zeit einfach nur. Zum Glück geht Shelby sehr selbstbewusst damit um, mit Charme und Humor wickelt sie ihn schon bald um den Finger. Sie ist überhaupt eine sehr sympathische Person, die mit beiden Beinen fest im Leben steht, um ihren Wert weiß und genaue Vorstellungen von der Zukunft hat. Warum dann immer alle meinen, es besser als sie zu wissen, ist unverständlich.

Für Ablenkung zwischendurch sorgen die weiteren Protagonisten, wenn ihre Geschichte sich einfach nur weiterentwickelt oder eine neue beginnt, die hier noch nicht ihren Abschluss findet. Wenn die Begegnung zwischen Abby und Cameron etwas seltsam anmutet, so ist doch noch viel Potential vorhanden, auch wenn Abby wie ein verschrecktes Huhn handelt und durch ihr ständiges Misstrauen Cameron gegenüber einen unsympathischen Eindruck hinterlässt. Cameron begegnet ihr mit viel Ernst und Humor, seinen logischen Behauptungen kann sie sich nicht widersetzen, er zeigt ihr eindeutig, dass jede Sache zwei Seiten hat und alle Männer deshalb nicht gleich agieren. Ansonsten werden noch viele neue Charaktere eingeführt, Luke hat noch vier Brüder und eine verwitwete Mutter, die alle nach einer eigenen Geschichte schreien, sympathisch, wie sie sind. Durch Tragödien am Rande beweist Robyn Carr durchaus Realitätssinn, nicht immer geht alles positiv aus. Mira beweist mit der Coverwahl wieder einmal, wie sehr sie den Sinn und die Atmosphäre der Serie hervorheben, stimmungsvolle Plätze wurden lauschig in Szene gesetzt, wahrscheinlich hat man irgendwann ein genaues Bild von der Landschaft, wenn man alle Cover nebeneinander legt.


Fazit

Neue Charaktere lockern das Bild von Virgin River wieder einmal auf. Einige gehen, andere kommen, so ist diesmal für viel Abwechslung gesorgt. Die Charaktere sind durchaus sympathisch, und alte Bekannte können wir ein weiteres Stück ihres Lebens begleiten. Bis auf den vierten Band sollte man allerdings durchaus die Reihenfolge einhalten, denn Geschichten entwickeln sich weiter, die in vorherigen Bänden ihre Grundlagen hatten.


Pro und Contra

+ beschauliche Atmosphäre
+ realistische Problembewältigung
+ liebenswerte und bekannte Charaktere
+ interessante Probleme und deren Lösung
+ sich zuhause fühlen
+ viele verschiedene Ereignisse, dadurch wird es nie langweilig
+ ein Treffen von guten Freunden

o manches vielleicht etwas zu kurz abgehandelt

- Liebesbeziehung zu überstürzt
- zu perfektes Aussehen der Charaktere
- oft unverständliches Handeln

Wertung

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5


Rezension zu "Neubeginn in Virgin River" (Band 1)

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