Das Biest in Dir - Das Urteil der Götter (Felix Hänisch)

AAVAA (Januar 2012)
Taschenbuch, 271 Seiten
ISBN: 978-3845900520
€ 11,95 [D]

Genre: Fantasy


Klappentext

Er hat kein Gewissen. Er hat keine Skrupel.
Und das Schlimmste: Er ist wieder da!

Seit jeher ist Epsor die Heimat von Menschen, Elfen, Zwergen und Orks, doch obwohl der Große Krieg bereits seit 200 Jahren vorüber ist, verläuft das Zusammenleben der verschiedenen Völker keinesfalls harmonisch. Als dann auch noch die dunkelste aller Rassen neu zu erstarken beginnt, ist das für Skal und die beiden Iatas-Anwärter Darius und Therry der Anfang eines Abenteuers von nie gekanntem Ausmaß. Obwohl die beiden Jugendlichen noch am Anfang ihrer Ausbildung stehen, wird schon bald klar, dass nur sie die Macht in sich tragen, die von Nöten ist, um sich einem längst besiegt geglaubten Feind entgegenzustellen, der die Welt erneut mit Schrecken zu überziehen droht und dessen Macht selbst die Götter fürchten.


Rezension

Darius ist ein Dieb, der den Traum hat, irgendwann Großes zu vollbringen und sein Überleben nicht mehr mit Unrecht zu sichern. Als eines Tages zwei Iatas-Kämpfer erscheinen, ihn mit sich nehmen und zu einem von ihnen ausbilden wollen, eröffnet sich mit einem Mal die Möglichkeit, sich seinen Wunsch zu erfüllen. Schließlich willigt er ein, doch hat er noch keine Ahnung, dass sich eine Bedrohung in Epsor erhebt, der nur er und seine baldige Reisebegleiterin Therry etwas entgegenzusetzen haben.

Das Biest in dir – Das Urteil der Götter“ ist der Debütroman von Felix Hänisch und der Auftakt zu einer bisher zweiteiligen Reihe. Die Geschichte um Darius und Therry ist echte, klassische High-Fantasy im Stile von Eragon und Konsorten. Aktuell eine Seltenheit in einer von Vampiren und Werwölfen bevölkerten Literaturlandschaft. Die Story bietet alle gängigen Elemente wie den mächtig werdenden Helden, den Mentor, den Bösewicht, Verbündete, Kämpfe und Reisen. Gleichzeitig gelingt es dem Autor durchaus, individuelle Ideen einzubringen. Es werden dezent Dark-Fantasy Elemente verwendet und auch so dienen einige Ideen dazu, nicht gänzlich im Einheitsbrei zu versinken. Zwar lassen sich Parallelen zu den Großen Fantasyepen nicht leugnen, dennoch gelingt es durch einige Wendungen, dass man nie das Gefühl hat, einen lauwarmen Aufguss zu lesen. Besonders das Ende überrascht und macht neugierig auf den zweiten Band. Eine Bereicherung ist dieser Roman aber nur für diejenigen, die ihn mit dem Glauben lesen, dass noch kein Meister vom Himmel gefallen ist. Denn es lässt sich nicht leugnen, dass der Autor mit seinen 20 Jahren noch einiges an Luft nach oben hat. So sehr man auch erkennt, dass viel Herzblut in sein Erstlingswerk geflossen ist, so sehr muss man sich auch mit diversen Ärgernissen herumschlagen. Die Story wirkt ab einem gewissen Punkt gehetzt, als hätte man einen wichtigen Mittelteil einfach übersprungen. Sowohl Therry als auch Darius tragen die Macht in sich, das Böse zu besiegen, wissen aber weder, dass sie diese Fähigkeit besitzen, geschweige denn, wie man sie einsetzt; dennoch werden sie ohne große Vorbereitung auf den großen Endgegner losgeschickt. Überhaupt erscheinen einige Entscheidungen der Protagonisten fragwürdig oder unlogisch und machen es einem schwer, darüber hinwegzusehen. Wenn man das aber kann, wird man mit gut choreographierten Kämpfen und ein paar wirklich gelungenen Szenen belohnt.

Darius ist ein sehr sympathischer Charakter. Seine Zukunftspläne und seine Nervosität sie wirklich umzusetzen, machen ihn sehr lebendig. Er ist eher ein klassischer Held, der lernen muss, seine Fähigkeiten zu beherrschen, um die Welt zu retten, dennoch ist er tiefschichtig genug, um zu überzeugen und den Leser bei der Stange zu halten. Ebenso Skal, Darius’ Lehrer, ist eine gelungene Figur. Vermutlich sogar noch gelungener. Sein Alter und die erlebten Schicksalsschläge machen ihn ebenso grüblerisch und melancholisch als auch klug und vorsichtig, auch wenn er ebenfalls eher eine klassische Rolle einnimmt. Therrys Stellenwert in der Geschichte ist etwas geringer als Darius’. Ihre Zeit wird vermutlich aber im zweiten Teil noch kommen, denn ihr Geschichtsstrang und ihr Schicksal hinterlassen einen faden Beigeschmack beim Ausblick in die Zukunft und machen neugierig aus den Folgeband. Viel Schwächer kommen die auftauchenden Zwerge weg, die letztlich leider nur Randfiguren bleiben. Bei den kleinen Kriegern wird die Chance eine Nebengeschichte einzubauen nicht genutzt, stattdessen wird sie nur dezent gestriffen. Zudem erinnert sie an „Der Herr der Ringe“ und „Die Zwerge“ von Markus Heitz. Vor allem aber die mächtigen Gegner und Bösewichte der Geschichte schneiden nur mäßig ab, was hauptsächlich an den Dialogen liegt. Die mächtigen Alben Pahrafin und Saparin verlieren ihre Bedrohlichkeit sobald sie ihren Mund aufmachen und mit der Sprachgewandtheit eines 14-jährigen Jungen zu ihren Untertanen sprechen.

Tatsächlich lassen sich einige Ungereimtheiten mit zwei zugedrückten Augen ignorieren und die wenig furchterregenden Feinde fallen nicht so schwer ins Gewicht. Viel schwerer wiegt die fehlende Abwechslung im Schreibstil. Hänischs Tendenz zu Wurmsätzen eignet sich gut bei den ruhigen Szenen auf Reisen und zwischen den Kämpfen, leider finden sie auch dort Verwendung, wo es auf Atmosphäre und Spannung ankommt. Das Resultat sind die bereits erwähnten schön choreographierten Kämpfe, denen es aber ungemein an Tempo fehlt. Coole Szenen, deren Potential teils im Sand verläuft. Was schlichtweg schade ist. Zusätzlich werden viel zu oft Einschübe verwendet, die zwar Informationen liefern, aber das Erzähltempo ebenfalls in vielen Momenten der Geschwindigkeit berauben. Besonders unpassend jedoch sind sie in Dialogen, da sie dadurch unnatürlich wirken. Die Informationen sollen zwar dem Leser für besseres Verständnis dienen, würden so aber vermutlich nicht gesprochen werden.


Fazit

Das Biest in dir – Das Urteil der Götter“ ist ein Debüt mit sympathischen „guten“ und schwächelnden „bösen“ Protagonisten. Es bietet eine solide Story mit Überraschungen aber auch an der Logik kratzenden Ereignissen. Und coole Kämpfe müssen sich mit fehlendem Tempo herumschlagen. Übung macht den Meister aber Potential ist vorhanden.


Pro und Kontra

+ schöne Kämpfe
+ überraschendes Ende
+ die „Guten“

- die „Bösen“
- Schreibstil ohne Abwechslung
- lapidare Dialoge berauben der Atmosphäre
- Logiklöcher
Beurteilung:

Handlung: 2,5/5
Charaktere: 2,5/5
Lesespaß: 2,5/5
Preis/Leistung: 2,5/5