Ready Player One (Ernest Cline)



Penhaligon Verlag (März 2012)
gebunden, mit Schutzumschlag und Leseband
512 Seiten, EUR 19,99
ISBN: 978-3-7645-3090-7

Genre: Science-Fiction

Klappentext

Im Jahr 2044 hat die reale Welt für Wade Watts nicht mehr viel zu bieten. Und so flieht er – wie die meisten Menschen – in das virtuelle Utopia von OASIS. Hier kann man leben, spielen und sich verlieben, ohne von der bedrückenden Realität abgelenkt zu werden. Da entdeckt Wade in einem Online-Game den ersten Hinweis auf einen unsagbar wertvollen Schatz, den der verstorbene Schöpfer von OASIS in seiner Cyber-Welt versteckt hat. Plötzlich ist Wade eine Berühmtheit, doch er gerät auch in das Visier eines Killerkommandos – in OASIS und in der Realität. Wade weiß, dass er diese Hetzjagd nur überleben kann, wenn er das Spiel bis zu seinem unvorhersehbaren Ende spielt …

Rezension

Auch, wenn der Klappentext nicht sonderlich originell klingt, so lässt doch schon das Cover vermuten, dass man es hier nicht bloß mit einem gewöhnlichen „Virtual Reality“-Roman zu tun hat. Wie aber passen der „80er-Jahre Stil“ des Covers und das Jahr 2044 zusammen?
Hier kommt der im Klappentext erwähnte „Schatz“ ins Spiel – im wahrsten Sinne des Wortes. Denn der Schöpfer der virtuellen Realität „OASIS“ hat in seinem Testament bestimmt, dass derjenige, der ein von ihm verstecktes „Easter Egg“ zuerst findet, sein gesamtes Vermögen erbt. Und dieser Schöpfer war ein leidenschaftliches Kind der 1980er, weshalb man besagtes „Easter Egg“ nur mit Hilfe von geballtem „Nerd-Wissen“ über dieses Jahrzehnt finden kann.

Aber der Reihe nach – Virtual Reality? Easter Egg? Wem beim Titel noch nicht klar war, an welche Zielgruppe sich „Ready Player One“ richtet, merkt dies spätestens nach einigen Seiten: Denn wer mit dem Thema Videospiele nichts anfangen kann, wird höchstens dann noch Freude an dem Buch finden, wenn ein großes Interesse an der Popkultur der 1980er Jahre besteht. Und genau dies ist auch das charakteristische Merkmal des Romans: Denn auch, wenn die Geschichte in der Zukunft spielt, so ist sie doch eine leidenschaftliche Hommage an dieses Jahrzehnt – eine Mischung, die überraschend gut funktioniert und dem Buch einen ganz eigenen Charme einhaucht. Die so entstehende Atmosphäre und die vielen, vielen Anspielungen sind dabei die Triebfeder des Lesespaßes – denn die Handlung als solche kann zu diesem nicht entscheidend beitragen: Geradlinig und vorhersehbar zeigt diese die Struktur eines typischen Jugendbuches. Dennoch schafft Cline mit viel Action, coolen Charakteren und witzigen Einfällen, den Leser stets bei der Stange zu halten ohne dass dieser sich langweilt. Nicht zuletzt durch die vielen Möglichkeiten, die der Tatsache entspringen, dass der Großteil der Handlung „online“ stattfindet. Was anfänglich noch etwas befremdlich wirkt, wird schnell zur Selbstverständlichkeit, wenn man in die wirklich coolen Szenen eintaucht – seien es Kämpfe mit Monstern, abgedrehten Waffen oder Ausflüge in Vehikeln, die die Popkultur der 80er hervorgebracht hat – Cline nutzt seine Möglichkeiten virtuos und fackelt dabei ein wahres Feuerwerk an Anekdoten und Anspielungen ab.
Und auch wenn diese Fokussierung auf das Thema „80er“ etwas willkürlich erscheint: Spaß macht sie allemal. Die Begeisterung des Autors für das Thema ist so deutlich zu spüren, dass sie leicht auch auf den Leser übergreifen kann – nicht weiter verwunderlich bei einem Autor, der Besitzer eines echten „De Lorean“ – dem Auto aus „Zurück in die Zukunft“ ist.

Beste Voraussetzungen also für eine Geschichte, die wirklich Neues bietet. Abgemildert wird dieser Vorzug allerdings durch das ein oder andere Altbekannte Element. So haben zwar die Charaktere durchaus ihre starken Momente – allerdings sind sie eher nach dem altbewährten Muster für Jugendbuchcharaktere gestrickt. Zwar funktioniert das tadellos, sorgt aber nicht gerade für Überraschungen. Ähnliches gilt für die Handlung, bei der Erzähltempo und Spannungsbogen zwar stimmen, die aber ansonsten hauptsächlich durch geradlinige Action überzeugt, anstatt wirkliche Raffinesse zu zeigen. Trotzdem holt Cline aus der Grundidee so viel heraus, wie möglich, lässt die Charaktere von einem Ende der Oasis bis zum anderen reisen, ersinnt Monster, Rätsel, Schurken und auch die eine oder andere überraschende Wendung, sodass man letztendlich gut unterhalten wird – mehr allerdings nicht.

Fazit

Diese skurrile „Retro-Science-Fiction“-Mischung macht Spaß und bietet vielerlei witzige und ausgefallene Ideen – sofern man zu der recht eng gefassten Zielgruppe aus Computerspielfans und 80er-Jahre-Liebhaber gehört. Raffinierte Charakterentwicklungen oder Handlungsbögen sollte man bei dem in vielerlei Hinsicht an ein Jugendbuch erinnernden Roman aber nicht erwarten.

Pro & Kontra

+ toller Mix aus Science-Fiction und 80er-Jahre-Flair
+ sehr viele Anspielungen auf Popkultur der 80er
+ witzig, temporeich und actiongeladen
+ viele unterhaltsame Ideen

o richtet sich an eine recht kleine Zielgruppe

- teilweise zu linear und vorhersehbar

Wertung:

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 3,5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4/5