Leviathan erwacht (James Corey)

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Heyne Verlag (April 2012)
Taschenbuch, 656 Seiten, EUR 14,99
ISBN: 978-3453529311
 

Genre: Science-Fiction


Klappentext

Im Weltall gibt es kein Gesetz

Die Menschheit hat das Sonnensystem kolonisiert. Auf dem Mond, dem Mars, im Asteroidengürtel und noch darüber hinaus werden die Rohstoffe abgebaut. Aber die Sterne sind den Menschen bisher verwehrt geblieben. Als der Kapitän eines kleinen Versorgungsschiffs einen havarierten Frachter aufbringt, ahnt er nicht, was für ein gefährliches Geheimnis er in Händen hält. Ein Geheimnis, das die Zukunft der menschlichen Zivilisation für immer verändern wird …


Rezension

Zugegeben: Die Anzahl der Bücher, deren Klappentext genau so oder ähnlich wie dieser hier beginnt, ist groß – und sie scheint mit fast jeder neu erscheinenden Space-Opera zu wachsen. Doch sollte diese mangelnde Kreativität der Klappentexter potenzielle Leser nicht dazu verleiten, sich dieses Buch entgehen zu lassen: Denn mit „Leviathan erwacht“ präsentiert James Corey einen rundum gelungenen Vertreter dieses Subgenres, der mit vielen durchdachten Details, einer guten Grundidee und vor allem richtig guten Charakteren punkten kann.

Ganz so trivial, wie die ersten Sätze des Klappentextes vermuten lassen, ist die Situation im Sonnensystem nämlich keineswegs: Es herrscht verbitterte Rivalität zwischen den privilegierten Bewohnern der „Schwerkraftsenke“ – also der Planeten Erde und Mars – und den „Gürtlern“ – den Bewohnern des Asteroidengürtels, die dort in Raumstationen ein entbehrungsreiches Dasein führen. Anstelle sich also einfach einer „die Menschen besiedeln friedlich das Sonnensystem“-Schablone zu bedienen, schafft Corey eine spannende und zudem viel realistischere Version dieser klassischen Ausgangssituation. Eindrücklich schafft er es dabei, dem Leser ein sehr gutes Bild der angespannten politischen Lage zu machen – besonders mit Hilfe stimmiger Details.
Diese Situation droht zu eskalieren, als der heruntergekommene Eisfrachter von Kapitän Holden angegriffen wird – und dieser mit einem unbedachten Funkspruch den Mars in Verbindung mit dem Angriff bringt. Denn nun droht ein offener Krieg zwischen dem Gürtel und dem Mars.

Gleichzeitig wird auf einer der Stationen des Gürtels der Cop Joe Miller mit der Aufgabe betraut, eine vermisste Frau zu finden: Eine Aufgabe, die ihn hineinzieht in ein Netz aus Intrigen und Geheimnissen von erschreckendem Ausmaß.
Denn was sich nun entwickelt, ist eine spannende, überraschende und unterhaltsame Odyssee durch das Sonnensystem, wobei man stets merkt, dass Corey auf etwas Größeres hinarbeitet. Gekonnt flechtet er politische Überlegungen und Ränke ein, ohne den Leser abzuhängen, entwickelt er eine Geschichte, deren Größe man erst nach und nach erfasst. Denn genau solche Ideen sind es, die die Besonderheit der Science-Fiction ausmachen. Natürlich versäumt es Corey überdies nicht, dem Gesamtwerk durch eine Vielzahl weiterer „klassischer“ Sci-Fi-Elemente den Touch zu verleihen, den man bei der Aufmachung auch erwarten darf. Raumschiffe, Raumschlachten, Raumstationen und vieles mehr runden so das Gesamtbild einer gelungenen Space-Opera ab.

Dass obendrein die Charaktere überzeugen können vervollkommnet das Gesamtbild eines rundum gelungenen Buches. Hierbei tut sich besonders Miller hervor, dessen innere Zerrissenheit und Abdriften in Richtung Wahnsinn zwar – besonders in Verbindung mit dem „altgedienter Cop“-Schema – nichts Neues ist, dafür aber umso glaubwürdiger herübergebracht wird. Die konstante Entwicklung über den gesamten Roman kauft man ihm dabei ebenso ab, wie seine Gedankengänge und sein Handeln. Ähnliches gilt für Holden, der die Rolle des „Weltraumhelden mit Befehl über einen Seelenverkäufer“ übernimmt.


Fazit

„Leviathan erwacht“ kann nahezu auf ganzer Linie überzeugen – eine spannende, actiongeladene Space-Opera mit schönen Ideen und gelungenen Charakteren. Dabei geht sie einen Schritt weiter, als ein bloßes „Weltraum-Spektakel“ zu sein – ganz so, wie man es sich für Science-Fiction wünscht. Die ein oder andere kleinere Länge trübt den Lesespaß kaum.


Pro & Kontra

+ gute Grundidee
+ Autor holt aus der „Die Menschen haben das Sonnensystem besiedelt …“-Schablone mehr heraus, als man bei diesem Allgemeinplatz vermuten würde
+ gelungene Charaktere

- hin und wieder kleinere Längen

Wertung:
alt

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 3/5


Tags: Space Opera, Hard SF, Raumfahrt, Mars, Kapitalismuskritik