So wahr uns Gott helfe (Michael Connelly)

Verlag Heyne, Juni 2011
Originaltitel: The Brass Verdict
Originalverlag: Heyne
Aus dem Amerikanischen von Sepp Leeb
Taschenbuch, Broschur, 528 Seiten,
€ 9,99 [D] | € 10,30 [A] | CHF 14,90
ISBN: 978-3-453-43527-8

Genre: Justizthriller


Klappentext

Als der Anwalt Mickey Haller ins Gericht von Los Angeles gerufen wird, ahnt er nicht, dass eine folgenschwere Entscheidung vor ihm liegt. Überraschend wird ihm der hochkarätige Klientenstamm seines Kollegen Jerry Vincent übertragen, doch als Haller den Hintergrund erfährt, ist ihm nicht nach Feiern zumute. Vincent wurde Opfer eines kaltblütigen Mordanschlags. Da eine seiner Akten verschwunden ist, liegt der Verdacht nahe, dass der Mörder unter Vincents Klienten zu finden ist. Haller zögert dennoch nicht lange und übernimmt Vincent aktuellen Fall. Der Filmmogul Walter Elliot ist des Mordes an seiner Ehefrau und deren Geliebten angeklagt. Elliot beschwört seine Unschuld, und Hallers findet tatsächlich bald den entscheidenden Hinweis, der den Angeklagten entlastet. Doch der ermittelnde Detective Harry Bosch hat seine Zweifel, und auch Haller ist nicht gänzlich von Elliots Unschuld überzeugt. Zu spät erkennt er, dass die Beweislage manipuliert wurde. Mit diesem Wissen gerät er in tödliche Gefahr.


Der Autor

Michael Connelly lebt und arbeitet in Florida. Bereits für seinen Debütroman – Schwarzes Echo – wurde er mit dem renommierten Edgar Award ausgezeichnet. Zahlreiche Preise und Ehrungen folgten. Neben den Romanen um Detective Harry Bosch wurde er vor allem durch seine Bestseller – Der Poet, Das zweite Herz, Schwarze Engel, Dunkler als die Nacht und Die Rückkehr des Poeten bekannt.


Rezension

Eigentlich war sich Mickey Haller noch gar nicht wieder im Klaren, ob er überhaupt wieder als Anwalt arbeiten wollte. Als er dann unerwartet die Klienten eines ihm bekannten Anwalts erbt, muss er sich entscheiden, ob er sie in der Luft hängen lässt oder doch wieder in die Arena tritt und sich für nun seine Mandanten einsetzt. Zusammen mit seiner Exfrau und deren Freund, einem hochgradig effizienten Ermittler wälzt er die Akten und entscheidet, welche Fälle er weiter vertritt und welche er abgibt. Dringend ist der Fall des Filmmoguls Walter Elliott, der angeblich seine Frau und deren Geliebten erschossen haben soll. Schon steht er wieder im Ring uns schwingt seine imaginären Fäuste gegen das Establishment und diejenigen, die etwas zu vertuschen haben.

Man merkt die Detailkenntnis Michael Connellys, welche sich immer wieder in genauen Beschreibungen von Gerichtsvorgängen und Anwaltsprozederen niederschlägt. Nie hat man den Eindruck von Schaumschlägerei oder sinnlosem Gefasel – eher im Gegenteil, eindrucksvoll bekommt man die Tücken des amerikanischen Rechtswesens präsentiert. Fristen, die eingehalten werden müssen, Mandanten, die man einfach so erben kann und vor allem die Beweise, die fast niemals hieb- und stichfest sind. In Amerika gilt ein Angeklagter unschuldig, bis die Schuld erwiesen ist – manchmal ist aber beides schwer zu beweisen. Schnell vergräbt sich Mickey in dem Fall, immer nach hinten auf seine Feinde schauend, denn irgendetwas haftet dem Fall an, was er nicht benennen und erkennen kann. Merkwürdige Vorgänge fangen im Kleinen an, bis sie zu lebensbedrohlichen Situationen werden. Mickey versucht ständig, seine Fälle im Auge zu behalten, was ihm manchmal sehr erschwert wird, kleinste Details fehlen, die möglicherweise eine wahre Lawine ins Rollen bringen.

Spannend ist es – und wie gewohnt unvorhersehbar. Jedesmal, wenn man meint, das war es jetzt, kommt wieder etwas Unerwartetes. Wie Kaninchen aus dem Hut so zaubert der Autor Indizien, Beweise und Geständnisse ans Tageslicht. Menschen sind einfach nicht das, was sie sein wollen oder den anderen glauben machen, was sie sind. Mickey steht an einem Scheidepunkt, man merkt seine Zweifel an dem ihm gewählten Beruf, an seinen Fällen und vor allem an seinen Mandanten. Dazu kommt noch ein Wiedersehen mit Harry Bosch, der auf seine unnachahmliche Art wieder ermittelt. Beide geben sich entscheidende Hinweise, haben aber genauso ihre Geheimnisse. Natürlich ist das Ende unerwartet und beweist wieder einmal, dass in keiner Gesellschaftsschicht nur ehrbare Leute vertreten sind. Der Hauptteil des Buches spielt zwar vor Gericht, aber auch als Laie erklärt Connelly ausführlich die Aspekte des Gerichtswesens, ohne allzu belehrend zu werden.


Fazit

Unerwartet, unvorhersehbar und spannend – Mickey Haller steht überraschend wieder vor Gericht. Was er dort wieder einmal erlebt, zwingt ihn dazu, sein Leben zu überdenken und schwerwiegende Entscheidungen zu treffen.


Pro und Contra

+ Spannend und unerwartete Wendungen
+ vielschichtige Charaktere
+ Gerichtsthriller
+ interessanter Fall
+ Wiedersehen mit Harry Bosch

° trockener Stoff im Gericht

- manchmal etwas langatmig
- manche Charaktere bleiben fremd

Wertung

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 3,5/5
Lesespaß: 3,5/5
Preis/Leistung: 3,5/5