Pinguinwetter (Britta Sabbag)

Verlag Bastei: Lübbe, Juli 2012
Klappbroschur, 253 Seiten, € 8,99
ISBN 978-3404166527

Genre: Belletristik


Klappentext

Charlotte wird auf dem Höhepunkt ihrer Karriere gefeuert. Außerdem erhält sie von ihrer Mutter äußerst fragwürdige SMS aus der U-Haft in Grönland. Dann entscheidet sich ihr Immer-mal-wieder-Mann Marc auch noch, endlich in den Hafen der Ehe einzuschiffen – allerdings nicht mit ihr. Und nun? Rein in die rosa Babyelefantenhose und rauf aufs Sofa. Um Charlotte auf andere Gedanken zu bringen, drückt Freundin Trine ihr Sohnemann Finn aufs Auge. Als es bei einem Zoobesuch zu einem Beinahe-Unfall kommt, steht Charlotte der alleinerziehende Eric als Retter in der Not zur Seite. Weil der jedoch glaubt, Charlotte sei Finns Mutter, geht der Schlammassel erst richtig los...


Rezension

Charlotte wird aus Betriebsgründen gekündigt, woraufhin sie in Selbstmitleid versinkt – und in ihrer rosa Babyelefantenhose, weil die so schön dehnbar ist. Ihre Tage sind ausgefüllt mit rumsumpfen, Süßigkeiten essen und allgemeinem Couchpotaten. Waschen wird eh überbewertet, soll doch ruhig jeder sehen, dass sie nun ohne Job und am Ende angekommen ist. Einen zusätzlichen Tritt verpasst der am Boden liegenden Charly auch noch ihr Gelegenheitsfreund Marc, der so praktisch für kuschelige Schäferstündchen war. Will er doch tatsächlich eine feste Beziehung eingehen – und dann auch noch mit Sauberfrau Doppelnamen. Geld weg, Mann weg – kann es für Charly noch schlimmer kommen? Es kann, in Gestalt von Terrorkeks Finn, der ihr von ihrer Freundin Trine aufs Auge gedrückt wird, damit sie in Ruhe ihre neue Schwangerschaft genießen kann. Da kann dann Charly schon mal mit Finn üben, rät ihr doch eh jeder zu einem Kind, wo sie doch jetzt arbeitslos ist. Der Zeitpunkt ist doch wohl günstig. In all diesen Tiefpunkten läuft ihr auch noch ständig Eric über den Weg, den irgendwie so absolut gar nichts abhalten kann, sich in Charly zu verlieben, sei es auch noch so ekelig.

Das Genre Chicklit lebt von überspitzten Situationen, die Kunst ist es, hier eine ausgewogene Mischung zu finden, ohne in den Klamauk oder ins Lächerliche abzurutschen. Britta Sabbag gelingt dies meistens ganz gut, ist Charlys Verhalten doch erst einmal ganz gut nachvollziehbar. Nach so einem Schock kann man durchaus in eine gewisse Starre verfallen, in der einem alles egal ist, besonders das eigene Aussehen. Nach Murphys Gesetz trifft man natürlich genau dann den eigenen Traumtyp – und in solchen Büchern erst recht. Trotzdem sind es dann doch der Zufällt zuviele, sie werden einfach unwahrscheinlich. Das Aufeinandertreffen mit Eric nimmt schon fast stalkerhafte Züge an, besonders da Charly auch nicht unbedingt freundlich und nett auf ihn reagiert. Eric bekommt eine Menge Mitleid vom Leser, lernt er doch Charly wirklich erst einmal von ihren allerschlechtesten Seiten kennen. Da kann es ja nur noch besser werden.

Charly hat ihre Bonuspunkte allerdings bald ausgereizt, es dauert einfach zu lange, bis sie endlich wieder ihr Leben angreift. Mit einer ganz charmanten Wendung schafft es Britta Sabbag dann aber doch noch, dass ihr am Ende alle Herzen zufliegen. Einzig beim Terrorkeks Finn bleibt ein mulmiges Gefühl, seinen unangenehmen Eigenschaften sollten Grenzen gesetzt werden – und nicht auch noch durch Zoobesuche belohnt. Mit ihm hat die Autorin kein so glückliches Händchen bewiesen, dafür sind ihr die anderen Personen durchaus besser gelungen, in denen man sich doch ein bisschen wiederfinden kann. Allen voran allerdings Charlys Oma Melitta, deren Figur einer realen Person entspricht, nämlich der eigenen Oma von Britta Sabbag. Ansonsten sind die Nebencharaktere auf ihre hervorstechendsten Eigenschaften karikiert, deren Spektrum viele menschliche beliebte Charakterzüge abdeckt. Erwähnenswert ist neben der gelungenen Aufmachung des Covers auch das Daumenkino, ein Pinguin, der uns jede Seite begleitet und ein absolut gelungenes, unverwechselbares und niedliches Accessoire dieses Buches ist. Auch das Charlottexikon ist ein gelungenes Extra und zeigt die liebevollen Gedanken, die sich die Autorin zusätzlich rund um das Buch gemacht hat.


Fazit

Pinguinwetter von Britta Sabbag springt alleine schon durch seine Aufmachung ins Auge, mit liebevollen Details gespickt schenkt es ein paar Stunden Vergnügen, wenn es mit dem nötigen Augenzwinkern gelesen wird. Situationskomik und witzige Wortgefechte sind durchaus vorhanden, auch wenn Charly lange braucht, um in Fahrt zu kommen, so gleichen das die Nebencharaktere längst aus.


Pro und Contra

+ Situationskomik
+ liebenswerte und skurrile Charaktere
+ interessante Probleme und deren Lösung
+ spritzige Dialoge
+ ein Fettnäpfchen nach dem nächsten
+ liebevolle Details bei der Buchgestaltung

- zuviele Zufälle bei den Begegnungen mit Eric
- Eric lässt sich durch nichts abschrecken, wirkt unglaubwürdig
- Finns Verhalten
- Charly zu lethargisch und ohne Hirn nach der Kündigung

Wertung

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 3,5/5
Lesespaß: 3,5/5
Preis/Leistung: 3,5/5