Der Killer Bd.6 - Modus Vivendi (Jacamon, Matz)

der killer bd 6

Verlag: Ehapa Comic Collection - Egmont Manga & Anime
Gebundene Ausgabe: 56 Seiten; 12 €
ISBN-13: 978-3770432417

Genre: Thriller


Klappentext

Vier Jahre Nichtstun sind ja ganz net, auf Dauer aber langweilig... Das Herumsitzen fing an, mir ernsthaft auf die Nerven zu gehen. Ich musste etwas unternehmen. Und das hieß für mich, das zu tun, wovon ich etwas verstand. Das Einzige, wovon ich etwas verstand...

Der Killer ist zurück! Und er hat nichts von seinen früheren Fertigkeiten verlernt. Das ist sein Glück, denn er gerät in eine undurchsichtige Affäre von beunruhigenden Ausmaßen.


Rezension

Nach dem, was ich gesehen habe, gibt es eine Menge Leute, die es nicht verdient haben zu leben. Das Problem ist, dass diejenigen, die ihre Beseitigung anordnen, nicht unbedingt besser sind. Ich habe mich daran gewöhnt.

Mit dem ersten fünfbändigen Zyklus um den Killer, der mit Querschläger begann und mit Seelensterben endete, legten Jacamon und Matz einen der innovativsten und besten Thriller der letzten Jahre vor. Nun kehren sie zu dem Pragmatiker ohne Gewissen zurück.
Vier Jahre hat es sich der Killer ohne Namen in Venezuela gut gehen lassen. Hat sich um Frau und Sohn gekümmert und ansonsten das Leben genossen. Doch nun kehrt er in seinen alten Beruf zurück. Nicht aus Geldnot, denn bevor er in den Ruhestand ging, hatte er sich finanziell abgesichert. Viel mehr erdrückt ihn die Langeweile und Eintönigkeit seines Daseins. Von neuem sucht er die Herausforderung und testet seine Fähigkeiten.
Etwas eingerostet zwar, erledigt er seinen ersten Auftrag mit Leichtigkeit. Schwierigkeiten treten keine auf. Genauso wenig wie Gewissensbisse. Töten ist sein Beruf und den erledigt der Killer emotionslos. Auch das Opfer darauf ist nur eine weitere Aufgabe, die erledigt wird. Aber dann treten Probleme auf.
Das dritte Mordopfer, welches der Killer für dieselben Auftraggeber töten soll, ist eine Nonne. Eine berühmte und verehrte noch dazu. Der Killer wird stutzig. Wer will eine Ordensschwester, die nichts anderes tut, als Menschen zu helfen, töten?
Er sucht Mariano und dessen Onkel auf, die ihm in der Vergangenheit und Gegenwart Aufträge vermittelt haben. Gemeinsam versuchen sie herauszubekommen, was vor sich geht und stoßen, dabei auf immer mehr Fragen und machen gefährliche Entdeckungen. Der Killer hat zum ersten Mal keine Wahl, er tötet nicht fürs Geld, sondern aus Zwang. Denn er hat eine Familie, die es zu schützen gilt. Koste es was es wolle, selbst wenn er dafür einen Handel eingehen muss, der gegen seinen Berufskodex geht.

Jacamon und Matz machen da mit ihrer Serie weiter, wo sie den Killer in Seelensterben verlassen haben. Nicht nur inhaltlich, sondern auch stilistisch. Zum Glück. Neben der Geschichte, die für sich allein schon spannend und interessant war,  waren es doch die Gedanken und Monologe ihres Protagonisten, die Der Killer aus der großen, breiten Masse heraushoben und es immer noch tun. Abgeklärte, harte Killer gibt es oft in Thrillern, ebenso welche die ihren Beruf eigentlich hassen oder nicht mehr mit sich selbst zurechtkommen. Der Killer ist keins von beiden, er ist Pragmatiker. Sein Beruf ist für ihn nichts anderes als genau das, einfach ein Job der genauso wie andere erledigt wird. Dabei sind seine Gedanken für Außenstehende mitunter durchaus nur als zynisch zu bezeichnen, aber gleichzeitig bei seinem Weltbild nur logisch und von daher nachvollziehbar. So richtig vorwerfen, mag man ihm sein Verhalten nicht und das ist die große Kunst von Jacamon und Matz. Sie schaffen es, ohne aufgesetzte Coolness oder Emotionen, ohne aufblitzendes Gewissen, ohne ihn zum Helden zu stilisieren, den Killer zu einer zeitweiligen Identifikationsfigur für den Leser werden zu lassen, mit der er mitfiebern kann. Und das tut er auf jeden Fall.
Im Leben des Killers hat sich nämlich etwas geändert. Er hat Familie. Und wenn es um die geht, wird jeder zum Raubtier, ihn selbst eingeschlossen. Jacamon und Matz lassen ihre Figur in einem etwas anderem Licht erscheinen, gewinnen ihm eine Facette ab, die so vorher nicht existent war. Er muss für andere Menschen Verantwortung übernehmen und so drehen sich ein Teil seiner Gedanken genau um diesen Umstand. Wie immer hat er seine eigene Sichtweise darauf, die aus seinem Charakter erwächst und nicht einfach behauptet wird. Was für diese Reihe mehr als wichtig ist. Vielfach wirkt die Hinzunahme von Frau und Kind einfallslos, hier nicht. Diese Entwicklung ist stimmig und bringt den Protagonisten wirklich voran. Dafür ein großes Lob an den Autoren und  Zeichner.

Gerade beim Killer ist das eine ohne das andere nämlich gar nicht möglich. Luc Jacamons Zeichnungen illustrieren nicht nur die Geschichte, sondern fangen sie ein, lassen sie eindrucksvoller wirken. Zu jeder Szene findet er das richtige Bild und den richtigen Blickwinkel. Seine Zeichnungen unterstreichen nicht nur die Handlung, sondern treiben sie weiter und entwickeln den Charakter des Killers mit. Somit bedingen sich Wort und Bild und spiegeln einen Mann wieder, der unauffällig, ruhig und überaus gefährlich ist.


Fazit

Hart, zynisch und mehr als nur ein bisschen philosophisch angehaucht, ist Der Killer in altbewährter, bester Form zurück. Damit bleibt er weiterhin im Bereich Thriller eine der Topleseempfehlung, egal in welchem Medium. Jacamon und Matz haben hier eine Reihe geschaffen, die einfach packend ist.


Pro & Contra

+ komplexe Geschichte
+ neue Facetten beim Killer
+ Gedanken und Monologe des Killers

Bewertung:


Handlung: 4,5/5
Charaktere: 5/5
Zeichnungen: 4/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Jacamon/ Matz:

Rezension zu Der Killer Bd.1 - Querschläger
Rezension zu Der Killer Bd.2 - Räderwerk
Rezension zu Der Killer Bd.3 – Schulden
Rezension zu Der Killer Bd.4 – Blutsbande
Rezension zu Der Killer Bd.5 – Seelensterben
Rezension zu Der Killer Bd.9 – Auf eigene Rechnung
Rezension zu Der Killer Bd.10 – Feuereifer
Rezension zu Der Killer Bd.11 – Tödliche Konsequenzen
Rezension zu Der Killer Bd.12 – Die Hand, die dich füttert