Vermiss mein nicht (Cecelia Ahern)

Krüger Verlag, 1. Auflage Mai 2007
Originaltitel: A Place Called Here
Aus dem Englischen von Christine Strüh
HC mit SU, 432 Seiten
€ (D) 16,90 | € (A) 17,40 | SFR 25,90
ISBN: 978-3-8105-0143-1
Leseprobe

Genre: Belletristik


Klappentext:

»Hör nie auf, mich zu finden.«

Als Sandy Shortt zehn Jahre alt ist, verschwindet ein Mädchen aus ihrer Klasse. Seit dieser Zeit sucht sie leidenschaftlich nach allem, was vermisst wird: nach Socken, Schlüsseln und später auch nach Menschen. In ihrer Suchagentur macht sie Angehörigen Mut, denn sie gibt niemals auf.

Doch als Sandy den Auftrag bekommt, den Bruder von Jack Ruttle wiederzufinden, verirrt sie sich im Wald und verschwindet selbst – an einen geheimnisvollen Ort, den alle nur „Hier“ nennen. Dort begegnet sie Menschen, die sie schon lange gesucht hat, und auch jemandem, den sie fast vergessen hätte: sich selbst.

Währenddessen macht sich Jack auf die Suche nach Sandy ...

Fantasievoll, spannend und tief berührend macht sich Cecelia Aherns neuer großer Roman auf die Suche – nach dem Leben, der Liebe und uns selbst.


Rezension:

Hauptberuflich arbeitet Sandy Shortt als Polizistin, doch auch privat ist sie mit Leib und Seele dabei, verlorene Dinge und Menschen wiederzufinden. Mit diesem von vielen liebevoll Spleen genannten Drang, anderen Menschen bei der Suche nach vermissten Personen zu helfen, stellt sie für viele ihrer Kunden die letzte Hoffnung dar – oft beginnt ihre Suche dort, wo die Polizei längst aufgegeben hat. So gelangt Sandy auch an den Auftrag von Jack, dessen Bruder seit einem Jahr vermisst wird. Auf dem Weg zu dem Café, in dem sie sich für eine genaue Besprechung der Sachlage mit Jack treffen will, verirrt Sandy sich in einem kleinen Wald. Sie entdeckt einen versteckten Ort, an dem sie Menschen trifft, die zu finden sie vor einiger Zeit ebenfalls beauftragt wurde. Doch irgendwas stimmt mit diesem Ort nicht – alle nennen ihn nur geheimnisvoll „Hier“, und wenn Sandy nach dem Weg zurück nach Hause fragt, kann ihr niemand eine Antwort geben. Und während Sandy immer mehr offenbar gar nicht verschwundenen Personen begegnet, macht sich ein besorgter Jack auf die Suche nach der Frau, die eigentlich seinen Bruder finden sollte – denn plötzlich ist auch Sandy verschwunden.

Cecelia Aherns vierter Roman fährt mit einer für die Autorin bisher ungewöhnlichen Geschichte auf: Dieses Mal dreht es sich nicht (in erster Linie) um die Liebe und ihre Hürden, wobei natürlich auch hier wieder dieses zwischenmenschliche Gefühl eine wichtige Rolle spielt. Allerdings nicht in der Form, in der eingefleischte Ahern-Fans es erwarten würden. Und es ist gut, dass die Autorin sich an etwas Neuem ausprobiert, dabei jedoch nicht komplett von ihrer Schreibart Abstand nimmt. Denn wie in den Vorgängerromanen bietet sich dem Leser auch hier eine angenehme Mischung aus realistischen und phantastischen Elementen – eine Mischung, die wie erwartet Spaß macht und unterhält, aber auch Überraschungen bereit hält. Wie von Ahern gewohnt liest sich auch Vermiss mein nicht sehr locker und schnell weg, sodass die Seiten nur so dahin fliegen. Sandys Geschichte ist dabei eine, die dem Leser auch die Möglichkeit gibt, über sich selbst und sein Leben nachzudenken, sich an besondere Momente und Menschen zu erinnern und sich vielleicht sogar an der einen oder anderen Stelle zu fragen, wen aus dem eigenen, vergangenen Leben man an diesem geheimnisvollen Ort „Hier“ wohl treffen würde.

Phantasievoll und behutsam geht Cecelia Aher in ihrem vierten Buch mit dem Thema des Vergessens um, jedoch auf eine Weise, die man im ersten Moment nicht in Betracht ziehen würde. Dinge gehen verloren, Menschen verschwinden, man macht sich Gedanken und Sorgen und würde alles dafür tun, dieses Verschwinden rückgängig zu machen. Doch wo bleibt man selbst dabei, wenn man sich nur auf andere(s) konzentriert? Die Autorin hat nicht nur eine liebenswerte Geschichte geschrieben, sondern übermittelt mit Vermiss mein nicht auch einen Aufruf: Dass man niemals aufhören sollte, auch an sich selbst zu denken und auch sich selbst Acht zu geben. Denn dies ist genauso wichtig wie sich um andere zu kümmern.

Bezaubernd und auf eine wunderbare Weise realistisch sowie unrealistisch zugleich vereinnahmt auch dieser Roman, der kein typischer Ahern zu sein scheint, aber doch Parallelen zu den Vorgängern aufweist, den Leser und lädt ihn zu einer Reise ins „Hier“ ein – einem Ort, an dem man bei sich selbst ankommen und verweilen kann.


Fazit:

Eine zauberhafte Mischung aus Realität und Märchenwelt bekommt der Leser in Cecelia Aherns viertem Roman geboten. Vermiss mein nicht ist anders als seine Vorgänger, der typische Liebesroman-Stempel wird hier abgestreift. Fans der Autorin dürften auch dieses Buch mögen, Kritiker sich gern ein neues Urteil erlauben. Süße Unterhaltung zum schnellen Lesen und eine Geschichte, die den Leser nicht nur mit einem Lächeln zurücklässt, sondern auch wieder daran glauben lässt, dass verloren geglaubte Dinge und Personen an einem sicheren Ort sind.


Wertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 5/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5


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