Bestimmt - House of Night 9 (P.C. und Kristin Cast)

cast p.c und k-bestimmt

Verlag Fischer FJB, Mai 2012
Aus dem Amerikanischen von Christine Blum
Gebundene Ausgabe, 544 Seiten,
€ (D) 16,99 | € (A) 17,50 | SFR 28,50
ISBN 978-3-8414-2009-1
Gelesen im englischen Original

Genre: Fantasy/ Jugendbuch


Klappentext

Zoey ist wieder zurück im House of Night in Tulsa, gemeinsam mit ihrem Krieger Stark, der sie beschützt. Doch nun wird ein Treffen mit der nach Rache dürstenden Hohepriesterin Neferet unausweichlich. Neferet ist noch immer mit den Mächten der Finsternis im Bunde, ihre Macht größer denn je. Ist Zoey wirklich sicher in diesem Haus? Und weiß sie, wer ihre wahren Freunde sind? Auch für Rephaim, der Stevie Rae nicht mehr aus den Augen lässt, entscheidet sich jetzt alles: Durch eine Gabe der Göttin Nyx hat er menschliche Gestalt angenommen und kann auf diese Weise endlich mit ihr zusammen sein. Doch wird er den Weg des Guten auch weiterhin gehen? Kann die Liebe siegen, wenn sie von den Mächten der Finsternis auf den Prüfstand gestellt wird?


Über die Autorinnen

P.C. Cast ist zusammen mit ihrer Tochter Kristin Autorin der House-of-Night-Bestseller. Die beiden sind das erfolgreichste Mutter-Tochter-Autorengespann weltweit. Die Serie »House of Night« hat Millionen von Fans in über 40 Ländern. Die Serie »Mythica« schrieb P.C. Cast ohne ihre Tochter. Sie wendet sich an alle, die dem »House of Night« bereits entwachsen sind. P.C. und Kristin Cast leben beide in Tulsa, Oklahoma.


Rezension

Bereits seit einigen Bänden dümpelt die ‚House of Night‘-Serie nur mäßig vor sich hin, die Bücher umspannen meist nur den Zeitraum weniger Tage, und abgesehen von den sich überschlagenen Enden, lässt sich die Handlung in wenigen Worten zusammenfassen.

Band 8 nun endete mit einem Paukenschlag, denn Zoeys Mutter wurde Opfer eines blutigen Rituals, aus dem die ‚Finsternis‘ Neferet eine mächtige Waffe schmiedete: Aurox. Das magische Wesen, das zuerst nur willenloses Werkzeug ist, entwickelt, dank Heaths Seele, die die Göttin Nyx während der Entstehung in den Körper schmuggelte, zunehmend aber immer mehr Bewusstsein. Aurox ist also das zentrale Thema des Buches, wie das Cover bereits vermuten ließ. Diese Entwicklung von Marionette zur „menschlichen“ Persönlichkeit mit moralischen Bedenken könnte Interesse wecken, hätte es nicht Ähnliches mit Rephaim gegeben und wüsste der Leser nicht bereits, was es mit Aurox auf sich hat. So läuft dieser Erzählstrang in gequält gewohnten Bahnen, ohne den Leser noch überraschen zu können. Ähnliches zeichnet sich leider auch für den Antihelden Kalona ab, der plötzlich unter der Trennung von seinem Sohn leidet und zunehmend seine Fähigkeiten als Vater infrage stellt. Es bleibt zu hoffen, dass wenigstens dieser Charakter seinem Weg treu bleibt und nicht in die Fußstapfen von Rephaim und Aurox tritt.

Derweil trauert die Clique um Zoey mit dieser und deren Großmutter so pathetisch herzzerreißend, dass Neferet mit ihren Weltherrschaftsplänen und die Entzweiung des bis dato albernen Zwillingsgespanns Shaunee und Erin herrlich erfrischend ist. Endlich kann man hier einzelne Persönlichkeiten ausmachen. Leider scheint dies nur begrenzt möglich zu sein, denn Stark, der überzeugende Krieger aus Band 7 und 8, verkommt nun zum Lustknaben mit Eifersuchtstendenz und einer Fürsorge und Anhänglichkeit, die die Nerven strapaziert. So dass man die Seiten, die Zoey und Stark als Pärchen vertiefen sollen, am liebsten überblättern möchte. Das Paar Rephaim und Stevie Rae tritt in den Hintergrund, während Erik Night an das House of Night zurückkommt und als Sucher berufen wird. Bei seinem ersten Auftrag geht dann auch gleich so einiges schief, aber zum Glück stehen ihm und all den anderen mit der neuen Schulleiterin Thanatos eine mächtige Verbündete zur Seite, die es sich zum Ziel gemacht hat, nicht nur Neferets Bündnis mit dem Bösen zu offenbaren, sondern ihr das Handwerk zu legen.

Wie in den Vorgängern kann man allerdings auch in Band 9 der Serie auf die letzten 30-50 Seiten springen, ohne wirklich viel verpasst zu haben. Zoey benimmt sich immer noch viel zu kindisch für ihre Rolle als Hohepristerin und scheint tatenlos in der Gewalt ihrer Gefühlswelt, während der Rest der Charaktere, mit einigen wenigen Ausnahmen, wie ein Bienenstaat um sie herumschwirrt. Fast scheint es, als könnten P.C. und Kristin Cast ihre Charaktere nur bei der Einführung interessant gestalten, denn sobald die Figuren etabliert sind, verlieren sie ihre Ecken und Kanten und wandern alle irgendwann auf dem Pfad des Guten. Zudem fällt das Ungleichgewicht der Machtverteilung auf. Bis auf Zoey und ihr Kreis sind alle anderen Figuren unbegabt und dementsprechend hilflos und simpel gestaltet – einfache Opfer Neferets. Wer nichts kann, wird gar nicht erst erwähnt, so erhalten von den roten Vampiren neben Stevie Rae nur Kramisha mit ihrem Talent der Vorhersage und Dallas, der die Fähigkeit besitzt, elektrische Blitze zu erzeugen, ein wenig mehr Beachtung.

Sprachlich liest sich Bestimmt gewohnt flüssig und unkompliziert. Trotz einer großen Fangemeinde und einer Reihe, die nun bereits mehrere Jahre umfasst, versucht sich das Autorenduo auch in Stilfragen nicht an etwas Forderndem, so dass die Einfachheit des Textes nur von den Beschwörungen des Zirkels und einigen Gedichten Kramishas aufgewertet wird. Hier lesen sich aber wie so oft die englischen Variationen gelungener als die deutschen Übersetzungen.


Fazit

Auch Band 9 der „House of Night“-Serie bleibt dem bekannten Schema F treu. P.C. und Kristin Cast verlieren sich im Gefühlschaos ihrer Protagonistin bzw. lassen ihre Antihelden seitenlang ein Gewissen entdecken, um dann auf den letzten Seiten in hektischen teils unbedachten Wendungen zu explodieren. Sprachlich wie inhaltlich gibt es in Bestimmt wenige wirkliche Neuerungen, so dass einen eigentlich nur noch der Drang nach dem wahren Ende bei der Stange hält.


Pro und Contra

+ keine Liebesverwirrungen
+ Zwillinge werden endlich zu Individuen
o abgelöste bzw. tote Charaktere kommen zurück

- spannende Charaktere aus den Vorgängern werden vernachlässigt bzw. verkümmern zu Stereotypen
- Zoeys Hilflosigkeit ist in anbetracht ihrer Übermacht unglaubwürdig
- Handlung ballt sich nur auf letzten Seiten

Wertung: alt

Handlung: 2,5/5
Charaktere: 2,5/5
Lesespaß: 2,5/5
Preis/Leistung: 3/5

Tags: Vampire, P.C. und Kristin Cast