Bourbon Street Bd.1 - Die Geister des Cornelius (Philippe Charlot, Alexis Chabert)

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Verlag: Ehapa Comic Collection; (Juni 2012)
Gebundene Ausgabe: 56 Seiten; 13,99 €
ISBN-13: 978-3770435500

Genre: Roadmovie/ Musik


Klappentext

Fast schon resigniert sah Alvin, dass er anonym sterben könnte. Ein dem Jazz gewidmetes Leben und eine redliche Karriere auf den Straßen Louisianas, das Vorspiel zu einer friedlichen Rentenzeit … Bis ihn dieser Artikel über den Buena Vista Social Club daran erinnert, dass es keine Altersgrenze gibt, um den Ruhm kennenzulernen.

Um Erfolg zu haben, das weiß Alvin, muss er seinen Freund Cornelius wiederfinden, diesen wundervollen Trompeter, der vor fünfzig Jahren plötzlich verschwunden ist. Gestorben? Geflohen? Einige behaupten, sein Jazz käme gelegentlich aus dem Wasser des Mississippi … im gespenstischen Schatten von Louis Armstrong.


Rezension

In den 90er Jahren hatte der Buena Vista Social Club plötzlich unerwarteten Erfolg. Eine Gruppe alter Männer, die sich mit einem Mal aufschwangen die Welt mit ihrer Musik zu erobern.
Inspiriert davon versucht in Bourbon Street Alvin zusammen mit seinen Freunden wieder eine Band auf die Beine zu stellen. Alle sind sie jenseits der Sechzig/ Siebzig. Ihr Leben hatten sie der Musik gewidmet, doch keiner hatte großen Erfolg. Doch wittert Alvin Morgenluft und er setzt alles daran, einmal den großen Erfolg zu bekommen, den er verdient. Aber dazu muss er seinen alten Freund Cornelius wiederfinden, jenen Mann, der vor fünfzig Jahren, nach dem Tod der Frau, die er liebte spurlos verschwand. Und selbst dann braucht es erst die Fürsprache eines bedeutenden Musikers, um ihn davon zu überzeugen, wieder zur Trompete zu greifen.

Chabert und Charlot präsentieren mit Bourbon Street - Die Geister des Cornelius einen einzigartigen Comic. Auch wenn Alvin und seine Freunde die handelnden Personen sind, ist doch der Hauptcharakter des Comics die Musik. Sie durchzieht den ganzen Comic und er atmet ihre Atmosphäre in jedem Bild. Die Figuren dienen nur dazu, sie zu transportieren und illustrieren. Der erste Hinweis hierauf ist die Wahl des Erzählers. Mit Louis Armstrong wurde die perfekte Wahl getroffen, um den Jazz zu verkörpern, den er in der Geschichte mehr als nur symbolisiert. Er spricht und lebt für ihn.
Aber auch so erkennt man recht schnell, dass auch die anderen Charaktere, wie Alvin und Cornelius nur eine Facette der Musik verkörpern, der sie ihr ganzes Leben gewidmet haben. Sie mögen vielleicht in der Versenkung verschwunden sein, aber sie leben noch, sind noch voller Tatendrang, wollen sich zeigen. Ebenso wie der Jazz und Swing wieder aus ihnen herausbricht.
Wie viel Emotionen in dieser Musik steckt zeigt sich z.B.: im Verhalten von Cornelius, der nicht mehr fähig war, zu spielen und erst von Louis „Satchmo“ Armstrong aufgerüttelt werden muss. Zeigt sich in der Geschichte der beiden Freunde Alvin und Cornelius, die seit der frühestens Jugend zusammengespielt haben und sich aus den Augen verloren. Deutlich gemacht durch die Darstellung ihrer Opfer und ihrer Karriere in der Vergangenheit. So bekommt man auch einen kleinen Einblick, in die Bedeutung des Jazz und Swing für die damalige Zeit. Das Louis Armstrong dabei mehr als einmal ihren Weg kreuzt ist nur logisch und das er aus seinen Leben erzählt, z.B.: wie er als Junge in eine Besserungsanstalt musst und so seine Liebe zur Musik ausgelöst wurde, ist mehr als nur eine nette Anekdote in diesem Zusammenhang.
Es geht hier weniger um die Geschichte, die der Comic erzählt, sondern mehr um das Gefühl für die Musik und das Lebensgefühl des Jazz und Blues. Und Satchmo ist dafür die ideale Identikfikationsfigur.

Beim Lesen sollte am Besten eine Jazz- oder Blues-CD im Hintergrund laufen, die einem mit ihrer Musik die Bilder spüren und weiter in die Welt des Jazz eintauchen lässt. Selten haben Autoren eine so dichte Atmosphäre kreiert. Das mag dem Umstand geschuldet sein, dass sowohl Zeichner als auch Autor, selbst Musiker sind. Philippe Charlot spielt in einer Jazzband, die auch auf mehrere Alben blicken kann. Der Leser merkt seine Liebe zum Jazz und seinen überaus geglückten Versuch diese zu ihm zu transportieren.

Eine große Hilfe sind dabei Alexis Chaberts Zeichnungen. Er fängt die Charaktere und die Atmosphäre in Bildern ein, die die schwüle Hitze des amerikanischen Südens einfangen und symbolisieren. Einer Atmosphäre in der diese Musik nur aufblühen konnte. Die Szenen mit Louis Armstrong sind geradezu mythisch von ihm inszeniert und überhöhen diesen Musiker verdientermaßen.

Am Ende des Comics erzählen die beiden Autoren vom Entwicklungsprozess von Bourbon Street. Wie die einzelnen Figuren gefunden und wem sie teilweise nachempfunden wurden.
Dies ist durchaus interessant und eine schöne Ergänzung, die den Band abrundet.


Fazit

Ein lauer Sommerabend, ein guter Wein, eine alte Jazz- oder Bluesplatte und dieser Comic, so könnte ein perfekter Abend aussehen.


Pro & Contra

+ einzigartige Atmosphäre, die die Musik spürbar macht
+ Louis Armstrong als Erzähler

 

Bewertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4,5/5
Zeichnungen: 5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4/5

 


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Philippe Charlot und Alexis Chabert:

Rezension zu Bourbon Street Bd. 2 – Abschiedstournee