Kreuzfahrer - Die Pforte des Hermes (Izu, Nikolavitch, Zhang Xiaoyu)

kreuzfahrer 21

Verlag: Splitter; (März 2012)
Gebundene Ausgabe: 127 Seiten; 19,80 €
ISBN-13: 978-3868693355

Genre: Mittelalter/ Horror


Klappentext

Zu Beginn des siebten Kreuzzugs wird der Großmeister des Templerordens, Wilhelm von Sonnac, vom Papst in geheimer Mission nach Ägypten geschickt. Gemeinsam mit einer Elitetruppe, dem Pugnus Templi, soll er das Rätsel der Katakomben der Stadt Damiette lösen. Doch die Kreuzfahrer müssen beim Kampf mit dämonischen Wesen beinahe ihr Leben lassen …

Es ist ein Abstieg in die Hölle und ein Kampf mit finsteren Mächten, und er führt sie an eine Pforte, die die Grenzen von Raum und Zeit aufzulösen vermag …


Rezension

Am Ende von Das Gespenst mit den Silberaugen drang die Gruppe um Wilhelm von Sonnac in die Katakomben von Damiette ein und machte dort eine grausame Entdeckung. Die einzige Möglichkeit zu überleben, bestand in der Flucht, an deren Ende eine weitere Überraschung auf sie wartete. Plötzlich fanden sie sich in einem metallischen Raum wieder. Und hier setzt Die Pforte des Hermes direkt an.

Nachdem sie schon einige Verluste hinnehmen mussten stehen Wilhelm von Sonnac und seine Gefährten vom Pugnus Templi vor der Frage, wie ihr weiteres Vorgehen aussehen soll. Sie beschließen sich zu trennen. Gunter, der eine sehr ambivalente Beziehung zu seinem Bruder Wilhelm hat, kennt einen Rabbi in Alexandria, der ihnen bei der Entschlüsselung diverser Zeichen und Symbole helfen könnte. Er und der Rest des Pugnus Templi ziehen also in die Stadt, die Alexander der Große einst gründete. Wilhelm hingegen beschließt, die Forschungskommission in Akko aufzusuchen und erlebt dort eine große Überraschung, die vier Jahre später, während des von Ludwig IX. Angeführten Kreuzzug, zu folgenschweren Ereignissen führen soll.

Mit Band 1 von Kreuzfahrer hatten Izu, Nikolavitch und Zhang Xiaoyu einen beeindruckenden und vor allem komplexen und vielfältig verflochtenen Comic vorgelegt. Da stellt sich die Frage, ob sie das hohe Niveau des Vorgängers auch mit Die Pforte des Hermes halten können. Sie können.
Die Pforte des Hermes beginnt wie schon Das Gespenst mit den Silberaugen mit einem atmosphärisch intensiven Prolog, der erste Antworten und Einblicke darüber gibt, was in Damiette vor Jahren geschah. Zumindest der Verbleib des päpstlichen Legaten Pelagius wird geklärt und zeigt auf, was noch alles Wilhelm von Sonnac und seinen Gefährten bevorstehen könnte. Ein sehr starker Auftakt. Da die beiden französischen Abschlussbände hier in einem zusammengefasst wurden, gibt es in der Mitte noch einen zweiten Prolog, der zur Zeit der Eroberung Ägyptens durch Julius Cäsar spielt und dem Ersten in nichts nachsteht. Hier zeigt sich auch wieder die große Stärke der Autoren. Scheinbar mühelos verweben sie Geschichte und Fiktion. Realität mit Phantastik. Personen und Orte existierten genauso, wie die angesprochenen Ereignisse. Zumindest grob. Denn dort, wo im Comic übernatürliche Erklärungen für die Vorfälle und für tatsächlich stattgefundene Ereignisse herangezogen werden, hatte dies in der Geschichte natürliche Ursachen. Und so wird der Leser in eine düstere Geschichte förmlich hineingezogen, die immer wieder neue Facetten entfalten und so die Spannung aufrecht erhalten kann. Dazu benutzen die Autoren auch häufige Rückblicke in die Vergangenheit, umso Erklärungen und neue Einblicke in das Geschehen zu liefern. Dadurch wird die Handlung relativ komplex und als Leser sollte man sehr aufmerksam sein, bevor einem ein Detail entgeht. Schnell drüber lesen ist nicht möglich. Die Geschichte sollte genau verfolgt werden, um wirklich alles richtig mitzubekommen. Das mag vielleicht abschreckend wirken, aber der Comic belohnt einem auch mit einer clever konstruierten Geschichte und Auflösung, die vielleicht nicht jedem zusagt, aber durchaus ihre Berechtigung hat. Der Aufwand an Recherche, der gewiss nicht klein war, ist jederzeit zu erkennen und hebt Kreuzfahrer allein schon aus Comics mit dem gleichen Thema heraus.
Die Charaktere sind facettenreich gestaltet und bieten immer wieder neue Einblicke in ihr Innenleben, vor allem von Gunters Vergangenheit wird relativ viel enthüllt und er wird in seinem Handeln sehr gut nachvollziehbar. Auch Wilhelm, sein Bruder steht ihm darin in nichts nach. Die Figuren haben alle entsprechende Beweggründe und dienen nicht nur rein der Geschichte.

Zhang Xiaoyu fängt das Geschehen wieder in passenden Bildern ein. Kampfszenen sind wie gewohnt sehr dynamisch und lassen auch den Leser kaum zur Ruhe kommen. Dabei geht es durchaus blutig zur Sache. Aber auch ruhige Momente fängt er sehr gut ein. Und so gibt es genau wie in der Handlung Wechsel zwischen Ruhe und Anspannung, Horror und Action.

Bonusmaterial gibt es dieses Mal leider nicht, aber dafür gibt es außer dem Hardcover noch einen Schutzumschlag, der das Covermotiv aufgreift.


Fazit

Kreuzfahrer – Die Pforte des Hermes ist ein gelungener Abschluss der Reihe und versteht es mit seinen Wendungen zu überraschen. Handlung und Charaktere können auf ganzer Linie überzeugen. Ebenso die Zeichnungen von Zhang Xiaoyu. Einzig das Ende lässt den Leser vielleicht mit gemischten Gefühlen zurück.


Pro & Contra

+ komplexe Struktur und Geschichte
+ Verflechtung von Geschichte mit Fantasy in glaubwürdiger Form
+ offensichtlich hoher Rechercheaufwand

0 das Ende ist etwas ambivalent, es passt, dürfte aber nicht jedem gefallen

Bewertung:


Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4,5/5
Zeichnungen: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 4,5/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Izu, Nikolavitch und Zhang Xiaoyu:

Rezension zu Kreuzfahrer - Das Gespenst mit den Silberaugen