Anna und die flüsternden Stimmen (Sabine Städing)

Verlag Boje, August 2012
Hardcover, 256 Seiten, € 12,99
ISBN 978-3414821140

Genre: Mystery Thriller
/ Jugendbuch


Klappentext

Sommerurlaub in Qual an der Ostsee: Wenn der Name mal nicht Programm ist! Anna stellt sich auf öde Ferien ein, doch bereits am ersten Abend hat sie das Gefühl, dass mit dem Ferienhaus etwas nicht stimmt. Es scheint zu atmen – und nachts wird Anna von flüsternden Stimmen wach. Vor ihrem Fenster steht ein alter Mann, der sie zu sich heranwinkt, um im nächsten Moment zu verschwinden. Kann es sein, dass es in Qual spukt? Gemeinsam mit Tjark, der gar nicht nach Qual aussieht, beschließt Anna, den unheimlichen Ereignissen auf den Grund zu gehen. Doch die beiden ahnen nicht, dass sie damit die Geisterwelt in Unruhe versetzen. Und das kann richtig gefährlich werden… Quelle: Boje


Die Autorin

Sabine Städing, geboren 1965 und aufgewachsen im Norden Deutschlands, hat sich schon als Kind gerne Geschichten ausgedacht. Ihr Debüt hatte sie mit Magnolia Steel – Hexendämmerung, erschienen 2011 im Boje Verlag. Darin erzählt sie die Abenteuer einer jungen Hexe. Anna und die flüsternden Stimmen ist das erste Jugendbuch der Autorin, in dem Geister, ein uralter Fluch und die Liebe eine große Rolle spielen. Die Autorin schreibt bereits an ihrem nächsten Buch.


Rezension

Glaubst du an Geister? Anna eigentlich auch nicht, aber in Qual ist anscheinend alles möglich. Ist der Name hier wirklich Programm für Anna, die doch so gerne an die Strände Südfrankreichs gefahren wäre. Und nicht an die schnöde Ostsee, gerade mal etwas mehr als ein Katzensprung von zuhause weg. Mit Meerwasser, was niemals Mittelmeertemperaturen erreichen wird. Wo das Wetter ein absolutes Glücksspiel ist und die Dorfjugend bestimmt nur aus Landeiern besteht. Darüber wird sie allerdings schon am ersten Abend eines Besseren belehrt, denn der Junge, der ihnen den Schlüssel überreicht, ist eine echte Sahneschnitte. Tjark heißt er, ist sechzehn Jahre alt und ein Multitalent. Er sieht nicht nur gut aus, ist sportlich und ihr Segellehrer, er scheint auch an Anna interessiert zu sein. Womit die Schmetterlinge in Annas Bauch, die von der Ostseesonne warm beschienen werden, fröhlich zu flattern anfangen. Da sieht das öde Qual gar nicht mehr nach Qual aus – wenn nur die Geister nicht wären. Anna hört das Haus atmen, sie sieht einen alten Mann im Garten, hört das Flüstern von Kinderstimmen und spürt des Öfteren einen eiskalten Windhauch. Wie nimmt man Kontakt zu Geistern auf? Ob der alte Friedhofsgeist ihnen helfen kann? Zum Glück glaubt Tjark ihr, er macht die gleichen Erfahrungen und springt freudig erregt ins Abenteuer.

Die guten alten Mystery Thriller, in genau so einen Plot wird man hier versetzt. Das ganze auch noch im verträumten Qual an der Ostsee, welches immerhin ein Moor aufweisen kann. Anna wird schnell klar, dass sie eine Aufgabe zu erfüllen hat, sie ist einem Geheimnis auf der Spur, bei der ihr die Geister den Weg weisen. Der rationale Geist des Lesers sucht ständig nach einer realistischen Lösung, aber die Autorin hat einfach einen richtig schönen Gruselroman geschrieben. Dabei geht es Schlag auf Schlag, kaum Zeit, sich einmal auszuruhen und die Schönheit eines Sommertages auf sich wirken lassen. Anna und Tjark erleben ein fantastisches Abenteuer, in dem sie sich wie typische Jugendliche verhalten. Der erste Kuss, Eifersucht und das Kribbeln im Bauch, alles ist vorhanden genauso wie unerklärliches, tollpatschiges Verhalten pubertierender Jugendlicher. Dazu kommen noch der nervende kleine Bruder und Eltern, die Anna zwar an der langen Leine lassen, aber immer noch ein abschließendes Auge auf sie haben. Nebenher bekommt man noch eine Menge Lokalkolorit geliefert und unternimmt Ausflüge in die Vergangenheit, in der die Medizin ihre Anfänge nahm.

Es macht einfach Spaß, in die Geschichte einzutauchen und Anna und Tjark auf ihrer Spurensuche zu begleiten. Die Geister sind so authentisch, genauso wie die Nebendarsteller dieser schaurigen Geschichte. Es ist einfach alles vorhanden, um sich mit ein bisschen Phantasie in das kleine Ostseedörfchen zu versetzten. Geheime Wünsche jugendlicher Leser werden bedient, denn wer möchte nicht einen anfangs langweiligen Familienurlaub in ein Disneyland verwandeln. Mit Sicherheit werden auch Leser angesprochen, die der Zielgruppe schon längst entschwunden sind. Die Autorin hat es fulminant geschafft, einen All Age Roman zu verfassen, den man nicht mehr aus der Hand legen mag, da es einfach schaurig schön ist, mit Geistern auf Augenhöhe zu kommunizieren. Natürlich fehlen die üblichen Gruselzutaten nicht, manchmal vielleicht ein bisschen zuviel, aber niemals langweilig. Zudem kommt das Buch noch in einer tollen Aufmachung daher, ein stimmungsvolles Cover und kleine Zeichnungen auf jeder Seite sorgen zusätzlich für unvergleichliches Lesevergnügen.


Fazit

Sabine Städing belebt ein Stück Geschichte auf schaurige Art und beweist mit Anna und die flüsternden Stimmen, dass sich selbst ein eigentlich unaufregender Familienurlaub in einem kleinen Küstenkaff zu einem wahrhaften Abenteuer wandeln kann, wenn man nur die richtigen Leute kennenlernt. Wahre Perlen findet man halt überall, selbst in Qual an der Ostsee.


Pro und Contra

+ geschichtliche Thematik
+ jugendlich, authentische Charaktere
+ spannender Plot
+ gruselige Atmosphäre
+ stimmungsvolles Cover
+ spannende Spurensuche

- durch die Kürze fehlt manchmal die nötige Tiefe

Wertung

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5