Malena – Das letzte Puzzleteil (Julia Tarach)

CreateSpace, 1. Auflage Oktober 2012
Taschenbuch, 138 Seiten
€ 6,99 (D)
ISBN: 978-1-47911-778-9

Genre: Jugendliche Fantasy


Klappentext:

Allein das Wort »Pubertät« lässt einen bereits an zahlreiche mehr oder weniger schwerwiegende Probleme denken. Wenn man allerdings wie Malena Gräfe zudem noch ein Engel ist, bekommt das Wort »Probleme« eine ganz neue Dimension. Findet sie zumindest. Als endlich ihre offizielle Ausbildung startet, ist sie gezwungen, mitsamt ihren Eltern in ein Kaff namens Altendorf zu ziehen. Malena ist entsetzt. Allein der Name klingt für sie schon danach, »als würden da nur ein paar Rentner wohnen und ihre Kühe spazieren führen«. Doch der Protest nutzt nichts, für sie beginnt ein neues Leben – mit neuen Freunden, neuen Feinden und himmlischen Aufträgen.


Rezension:

Noras Blick blieb immer wieder an einem Wort hängen, während sie den heute angekommenen Brief überflog. Altendorf. Sie fuhr mit den Fingern über das Mobilteil des Telefons, das sie bereits geholt hatte, doch noch zögerte sie.
Altendorf. Dort sollte Malenas zukünftiger Arbeitsbereich sein. Nora konnte sich ihre Reaktion darauf nur zu gut vorstellen. In den letzten sechs Wochen hatte sie ihren Eltern immer wieder deutlich klargemacht, was sie von einem Umzug hielt.
(Seite 17)


Es ist das letzte Jahr, das Malena auf dem Internat verbracht haben wird – nach den Sommerferien startet ihre offizielle Ausbildung als Engel. Und das bedeutet einen Umzug an ihren zukünftigen Einsatzort, das schon langweilig klingende Altendorf. Die Sommerferien verbringt sie deshalb bei ihrer besten Freundin Hortense, um ihren Eltern eins auszuwischen. Trotzdem kommt sie nicht drum herum, zum Beginn des neuen Schuljahres doch ihr Zimmer in diesem Kaff zu beziehen, das von nun an ihre Heimat sein wird. Und obwohl ihre Eltern alles versuchen, ihr diese neue Situation so angenehm wie möglich zu machen, kann sich Malena einfach nicht damit anfreunden. Daran ändert auch der Nachbarsjunge Flip nichts, der zwar irgendwie Malenas Interesse weckt, was sie aber natürlich niemals zugeben würde – schon gar nicht vor ihren Eltern.
Als Malena dann endlich ihr sehnsüchtig erwartetes Arbeitsmittel für Engel erhält, wird die Enttäuschung noch größer: Es ist ein komplett weißes Puzzle, bei dem kein Teil ans andere zu gehören scheint. Eine Bedienungsanleitung liegt natürlich nicht dabei, doch um ihre Tochter so gut wie möglich zu unterstützen, engagieren Malenas Eltern den Lehrer, der auch bei ihrem Bruder wunderbare Arbeit geleistet hat. Was jedoch nicht bedeutet, dass sie sich darüber freut – denn dieser fremde Mann soll nun auch noch bei ihnen wohnen. Malena findet sich wohl oder übel damit ab, denn sie benötigt seine Hilfe, wenn sie ihr Puzzle lösen und zum Einsatz bringen will, um ihren ersten Auftrag als Engel zu erhalten.

Was im Klappentext als neues Leben – mit „neuen Freunden, neuen Feinden und himmlischen Aufträgen“ – angepriesen wird, ist in Wirklichkeit nur das Vorgeplänkel zu diesem. Zwar findet der Umzug statt und Malena lernt auch neue Leute kennen, die evtl. zu Freunden und/oder Feinden werden können, doch wirklich ausgereift ist diese Idee in Malena – Das letzte Puzzleteil leider noch lange nicht. Was auch für das gesamte Buch zutrifft, das sich leicht als Zwischendurch-Lektüre lesen lässt, dem Leser aber nicht im Gedächtnis bleibt. Malena ist eine recht unsympathische Protagonistin, eigentlich eine typische Jugendliche, die möglicherweise junge Leser überzeugen kann, doch bei älteren eher auf Unverständnis trifft. So richtig warm wird man mit ihr leider nicht, was sicherlich auch an dem sehr geringen Umfang des Buches liegt, der der vielversprechenden Grundidee in keiner Weise gerecht werden kann. Am spannendsten Punkt ist es nämlich schon wieder zu Ende, auch wenn sich das Ende als wirklich guter Cliffhanger zum nächsten Band macht – von dem man jedoch nicht weiß, ob er überhaupt jemals erscheinen wird. Im Grunde genommen wird man von Julia Tarach in eine Geschichte gezogen, von der man gefühlt nur den Prolog vorgesetzt bekommt, und nun muss man unbestimmte Zeit warten, bis es weitergeht. Denn obwohl diese 138 Seiten einerseits kaum mit Story, Charakteren und Sprache überzeugen können, so hat die dahinter liegende Idee durchaus großes Potential und Entwicklungsspielraum.

Eine eventuelle Fortsetzung wäre also durchaus einen Blick wert, auch wenn diese definitiv einen deutlichen Sprung in vielen Punkten machen müsste, um den Leser tatsächlich zu erreichen. So sind zum Beispiel die Charaktere nur sehr oberflächlich und können kaum etwas beim Leser auslösen. Einzig Hortense, ihres Zeichens Malenas beste Freundin und eigentlich nur eine Nebenrolle, kann ab und an ein Lächeln entlocken, während die beiden Hauptpersonen Flip und Malena irgendwie unscheinbar – Malena fällt vor allem durch ihre eher negative Einstellung allem gegenüber auf und Flips Unsicherheit erscheint anfangs noch ganz süß, wird aber im Laufe der Seiten relativ schnell lästig. Hier darf sich Frau Tarach für Folgebände gern um etwas mehr Ausgeglichenheit bemühen, wenn sie ihre Helden auf spannende Missionen schicken möchte. Auch der Storyaufbau bedarf noch so mancher Änderung, um dem Leser nicht nur irgendwelche Buchstaben um die Augen zu werfen, sondern tatsächlich eine interessante Geschichte mit passenden Spannungsbögen zu liefern. Alles in allem bleibt Das letzte Puzzleteil eher blass und kann sich auch nach dem Lesen kaum im Kopf verankern. Schade, weil Potential unterschwellig doch zu erkennen ist.

Was sofort positiv ins Auge sticht und auch im Hinterkopf bleibt, ist die zum Titel passende optische Aufmachung des Buches. Das fehlende Puzzleteil, das zwar nicht wortwörtlich zentrales Thema, aber im übertragenen Sinne wichtiger Bestandteil des Buches ist, wurde visuell prima umgesetzt. Wenn der Inhalt der Folgebände nun noch nachzieht und Charakter sowie Spannungsbögen ausbaut, könnte die Autorin mit dieser Jugendbuchreihe möglicherweise mehr Leser begeistern.


Fazit:

Malena – Das letzte Puzzleteil ist entgegen des Titels der erste Band einer offensichtlich mehrteiligen Reihe um das Thema Engel – was man dem Buch leider auch anmerkt. Nur bedingt vermag Julia Tarach zu überzeugen, denn sowohl Story als auch Charaktere bleiben weitestgehend flach. Gut unterhalten fühlt man sich kaum und der geringe Seitenumfang für ein an sich sehr komplexes Thema macht schnell klar, dass hier zwar Potential zu finden ist, dieses aber noch nicht einmal ansatzweise ausgeschöpft wurde. Wann jedoch weitere Bände um Malena erscheinen werden und ob die Autorin dann mehr aus der Geschichte holen kann, bleibt abzuwarten.


Wertung: 

Handlung: 2/5
Charaktere: 2,5/5
Lesespaß: 2/5
Preis/Leistung: 2,5/5