Survive – Wenn der Schnee mein Herz berührt (Alex Morel)

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Ink (Egmont Verlag), 1. Auflage Januar 2013
Gebundene Ausgabe, 256 Seiten,
14,99 € (D)
Aus dem Amerikanischen von Michaela Link
ISBN: 978-3-86396-047-6


Genre: Jugendbuch/ Abenteuerroman


Klappentext

Das hochdramatische Abenteuer einer starken Heldin, die im erbitterten Kampf ums Überleben zu sich selbst findet und dabei ihrer großen Liebe begegnet. Aufreibend, ergreifend und herzzerreißend! Wie durch ein Wunder überlebt Jane einen Flugzeugabsturz mitten in den Rocky Mountains. Ironie des Schicksals – genau für diesen Tag hatte sie ihren Selbstmord geplant. Außer Jane hat es nur noch ein einziger Passagier geschafft: Paul. Gemeinsam schlagen sich die beiden Teenager durch die eisige Wildnis, und dabei erkennt Jane zum ersten Mal seit Langem: Sie will leben. Das ist vor allem Paul zu verdanken, der ihr Bestes zum Vorschein bringt. Nie zuvor hat Jane so etwas für jemanden empfunden, und für diese unverhoffte Liebe wächst sie über sich selbst hinaus …


Über den Autor

Alex Morel lebt in New Jersey. Er ist Vater von zwei Kindern und hat einen Hund namens CC. “Survive – Wenn der Schnee mein Herz berührt” ist sein erster Roman.


Rezension

Jane ist suizidgefährdet. Ihr Vater, dessen Mutter und noch andere Verwandte der väterlichen Linie – sie alle haben ihr Leben vorzeitig beendet. Seit dem Tod ihres Vaters kann auch Jane keine Freude mehr am Leben finden. Ihr erster ernsthafter Versuch wurde jedoch von ihrer Mutter vereitelt und so lebt sie seit fast einem Jahr im Life House, einem Heim für gefährdete Teenager. Monatelang hat sie rebelliert, seit einiger Zeit verhält sie sich allerdings ruhig, spielt nach den Regeln und lässt die Therapeuten scheinbar an sich heran. Denn sie hat einen Plan, und endlich, kurz vor Weihnachten erhält sie die Erlaubnis nach Hause zu fliegen. Unbeaufsichtigt. Am Tag des Abflugs kauft sie eine Mischung der verschiedenen freiverkäuflichen Medikamente, um sich im Flugzeug endlich mit ihrem Vater wieder zu vereinen. Ein Sturm zieht auf, und noch während sich Jane in der Toilette aufhält, gerät das Flugzeug in Turbulenzen und stürzt ab. Jane überlebt – eine Ironie des Schicksals. Außer ihr gibt es nur noch einen Überlebenden, ihren Sitznachbarn Paul. Dieser hängt mit seinem Sitz jedoch in einem Baum fest, über einem bodenlosen Abgrund. Um sich und ihn zu retten, muss Jane über sich hinauswachsen und etwas finden, dass sie lange verloren glaubte: ihren Lebenswillen.

Unter den widrigsten Umständen wachsen Menschen oftmals über sich selbst hinaus. So auch die beiden Teenager Paul und Jane, als sie bemerken, dass ihr Flugzeug inmitten eines unzugänglichen Talkessels abgestürzt ist und Hilfe wochenlang entfernt scheint. Sie haben kaum Vorräte, die Temperaturen liegen unter Null – Hoffnung ist das einzige, was sie antreibt. Paul, ein erfahrener Kletterer übernimmt schon bald die Führung und schafft es Jane aus ihren festgefahrenen Gedankengängen zu reißen. Sei es der Situation oder der Chemie geschuldet, die beiden Teenager kommen sich erstaunlich schnell näher und schon nach wenigen Stunden teilen sie ihre schlimmsten Kindheitserinnerungen miteinander. Nach diesem raschen Einstieg flachen die Gespräche allerdings ab. Kein Kennenlernen, keine Dialoge, die über die Situation und die Dramen in ihren jeweiligen Leben hinausgehen. So bleiben die beiden Charaktere, trotz tiefer Gespräche, oberflächlich, insbesondere Paul, da Jane zumindest noch die Erzählperspektive innehat und der Leser von den vielschichtigen Problemen und Gedankengängen der jungen Frau erfährt.

Oberflächlich bleibt auch die Situation. Morel schreibt zwar flüssig und schafft es, Spannung aufzubauen, vieles wird allerdings zu schnell aufgelöst und insgesamt ist Morels Stil zu schnell und zu detailarm, um die trostlose Atmosphäre des Absturzes aufrechtzuerhalten. Schon bald klettern die beiden nur noch von Berg zu Berg, hadern mit ihrem Schicksal oder liegen in einer Erdhöhle. Nach der ausführlichen Einführung Janes ist der Absturz und der Weg in die Zivilisation erstaunlich kurz gehalten und ohne große Momente. Fast scheint es, dies wäre dem Autor bewusst gewesen, denn gegen Ende stößt er den Leser mit einer unerwarteten Wendung fast vor den Kopf.

Erwähnenswert ist allerdings die wundervolle Gestaltung der gebundenen Ausgabe. Abgesehen von der Eis umkrusteten Rose zieren nebelverhangene Berge, nicht nur den Schutzumschlag, sondern auch das aktuelle Buch. Kälte und Trostlosigkeit atmen aus dem Blaugrau, noch verstärkt durch die einsame Gestalt, die in der Front zu sehen ist, und machen das Buch zu einem Blickfang im Regal.


Fazit

Alex Morels Survive wird den Lobpreisungen auf dem Klappentext leider nicht gerecht, denn abgesehen von der Dramatik des Absturzes, schafft es der Autor nicht die Situation in ihrer tragischen Weite einzufangen. Nach anfänglicher Einführung flachen die Charaktere schnell ab, so dass für manch einen die Beziehung zwischen Jane und Paul wohl nicht überzeugend sein wird. Schade, denn ein paar Seiten mehr und etwas Entschleunigung hätten Survive sicherlich aus dem Mittelmaß heben können.


Pro und Contra

+ Idee und Setting
+ Ausbau
+ Cover
 
- Handlung nach Absturz zu schnell
- Logiklücken
- fehlende Dramatik

 

Bewertung: alt

Handlung: 3/5
Charaktere: 3/5
Lesespaß: 3,5/5
Preis/Leistung: 3,5/5