Departement 19 – Die Mission (Will Hill)

Lübbe, 1. Auflage September 2012
Originaltitel: Departement 19
Aus dem Englischen von Axel Merz
Hardcover, 493 Seiten
€ 14,99 (D) | € 15,50 (A) | sFr 21,90
ISBN: 978-3-7857-6080-2
Leseprobe

Genre: (Jugend-)Fantasy-Thriller mit wenigen historischen Zügen


Klappentext:

Die Zeiten ändern sich.
Die Jagd bleibt die gleiche.


In Jamie Carpenters Leben war (fast) alles ziemlich normal. Bis dieses seltsame Mädchen auftaucht, das dunkle Erinnerungen in Jamie wachruft: Seine Mutter verschwindet spurlos. Er wird von einem dämonischen Kerl bedroht. Und ein monströser Hüne namens Frankenstein entführt ihn.

Plötzlich findet Jamie sich in der geheimsten Organisation der Regierung wieder, von der niemand etwas ahnt: Departement 19. Verantwortlich für die Bekämpfung des Übernatürlichen, gegründet im Jahr 1891 – von niemand Geringerem als Abraham Van Helsing und seinen Mitstreitern im Kampf gegen den Grafen Dracula.

Gemeinsam mit Frankenstein und dem Vampirmädchen Larissa, das ganz eigene Pläne hat, versucht Jamie alles, um seine Mutter aus der Gewalt des mächtigsten Vampirs der Welt zu befreien. Und gleichzeitig regt sich etwas viel Älteres, das selbst das Departement 19 nicht aufhalten kann …


Rezension:

Als Jamies Vater eines Tages von der Arbeit nach Hause kommt, wirkt er sehr verstört und fahrig, ganz offensichtlich hat er große Angst. Die sonst so vertrauten Schatten im Garten wirken plötzlich bedrohlich und dann wird die Familie auch noch von schwarzgekleideten Menschen besucht. Jamies Vater stirbt an diesem Abend vor den Augen seines Sohnes und für Jamie und seine Mutter ist das Leben von einem Moment auf den anderen völlig verdreht. Sie ziehen mehrfach um, kommen jedoch nirgends richtig zur Ruhe, und zwei Jahre nach diesem schicksalhaften Tag soll Jamies Leben noch einmal auf den Kopf gestellt werden – dieses Mal aber richtig. Denn als Jamie nach Hause kommt, ist seine Mum spurlos verschwunden und nirgends ist eine Nachricht von ihr zu entdecken. Dann tauchen auch wieder rätselhafte Schatten auf, ein beängstigender Mann baut sich in Jamies Wohnzimmer bedrohlich vor ihm auf, ein riesenhafter anderer Kerl kommt Jamie erst zur Hilfe und entführt ihn dann in der nächsten Bewegung.
Doch es handelt sich dabei um keine stinknormale Entführung, denn dieser Koloss stellt sich Jamie nicht nur als Frankenstein vor, sondern bringt mit wenigen Worten auch alles zu Fall, woran Jamie jemals geglaubt hat – auch und vor allem seinen Vater betreffend. Denn dieser stand im Dienst des sogenannten Departement 19, einer streng geheimen Organisation, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Welt vor übernatürlichen Wesen zu schützen. Eine Organisation, in der Jamies Vater eine wichtige Rolle spielte, weshalb auch die gesamte Familie ins Visier des mächtigsten Vampirs der Welt geraten ist. Jamie setzt alles daran, den Aufenthaltsort seiner Mutter ausfindig zu machen, um sie zu befreien – natürlich ist er dabei nicht auf sich allein gestellt, doch viel zu spät merkt er, wer wirklich Freund und wer wirklich Feind ist …

In einer literarischen Welt, in der im Sonnenlicht nicht verbrennende, sondern nur harmlos glitzernde Vampire die Bücherregale zuhauf bevölkern, ist es für einen Jungautor schwierig, mit der nicht vegetarischen Ursprungsversion der Blutsauger überhaupt Fuß zu fassen. Will Hill hat den Sprung gewagt und bietet mit Departement 19 – Die Mission endlich wieder genau das, was man eigentlich lesen will, wenn man zu einem Buch mit Vampiren greift: Jede Menge Blutrünstigkeit. Und die mit einem überaus ansprechenden Hintergrund, der sogar Geschichtsmuffel hinter dem Ofen vorlockt und zumindest in Grenzen für die Vergangenheit begeistern kann. Denn für die Entstehungsgeschichte des Departements und um den Hintergrund der ganzen Aufregung erfassen zu können, muss der Leser sich auf eine Reise ins düstere 19. Jahrhundert einlassen. Geschickt verknüpft der Autor hier die Vergangenheit mit der Gegenwart und baut das aktuelle Geschehen quasi wie eine Rahmenhandlung um zurückliegende Geschehnisse auf.
Diese im Grunde zwei Geschichten werden zusätzlich von einer optischen Aufmachung unterstützt, denn die Erzählung der Entstehung vom Departement 19 ist auf wunderbar alt gestalteten Seiten untergebracht. Ein Rahmen, der sich schon bei der Covergestaltung bemerkbar macht und sofort beim ersten Betrachten des Buches auffällt. Dabei ist dem Leser allerdings nicht auf Anhieb klar, was ihn beim Lesen des Buches wohl erwarten wird – die äußere Verpackung lässt viele Vermutungen zu, die auch alle ein kleines Stück zutreffend sind. Der Inhalt des Buches kann also in weiten Teilen halten, was die optische Aufmachung verspricht. Dem Leser wird hier nicht nur eine interessante Grundidee geboten, auch mit den Charakteren und dem Verlauf der Geschichte erreicht Will Hill einen Unterhaltungsgrad, der in Vampirgeschichten lange vermisst wurde.

Natürlich gibt es hier und da auch die typischen Stolpersteine, die in nahezu jedem Debüt-Roman zu finden sind. So hat man zum Beispiel bei Jamie manches Mal das Gefühl, dass selbst der Autor beim Schreiben nicht ganz sicher war, welcher Art sein Protagonist nun eigentlich sein soll. Als Leser schwankt man immer wieder zwischen einer Ohrfeige und einer Umarmung, was den Jungen angeht, denn er benimmt sich wie ein typischer pubertierender Jugendlicher – besonders in Bezug auf das Vampirmädchen Larissa, das ihn eigentlich töten soll, was für richtig tolle Dialoge und verbale Schlachten zwischen den beiden sorgt. Das macht die Story einerseits recht amüsant, stößt an einer oder anderer Stelle aber auch an die nervlichen Grenzen des Leser, und selbst am Ende dieses Reihenauftaktes weiß man noch nicht, was man von Jamie halten soll.
Bei der Gestaltung der nicht gerade wenigen Kampfszenen hingegen war Will Hill alles andere als zimperlich. Vampire werden in Departement 19 – Die Mission endlich wieder als die blutrünstigen, abgrundtief bösen, niederträchtigen Kreaturen dargestellt, als die man sie schon immer kannte. Das wirkt sich auch auf den gnadenlosen Umgang mit ihnen aus und macht die ohnehin sehr plastisch beschriebenen Kampfdarstellungen durch umherspritzendes Blut auch noch sehr farbenfroh. In Anbetracht des jugendlichen Hauptcharakters ist dies erstmal ziemlich erschreckend und sicherlich ist das Buch daher nicht unbedingt für jüngere Jugendliche zu empfehlen – ältere Teenager und vor allem Erwachsene werden aber in jedem Fall ihren Spaß haben.

Wie sehr Will Hill die verirrten Seelen von Vampir-Freunden nun wieder auf den richtigen Weg zurückschubsen kann, bleibt wahrscheinlich davon abhängig, wie sich die Geschichte um das Departement 19 weiterentwickelt. Mit dem Auftakt-Roman hat der Autor jedoch bereits den ersten Stein gelegt und man kann sich wohl darüber freuen, dass Dracula und Co hier ein würdiges Erbe gewidmet wurde. Dass ein zur Geschichte passend fieser Cliffhanger das vorübergehende Ende gestaltet, ist nur ein weiterer Punkt auf der Beweisliste dafür, dass Vampire – die echten! – noch längst nicht ausgerottet sind.


Fazit:

Mit Departement 19 – Die Mission beweist Will Hill sehr souverän, dass es auch fernab von glitzernden Vampiren lesbare und unterhaltsame Geschichten um die sagenumwobenen Blutsauger geben kann. In dieser Geschichte bekommt man eigentlich alles geboten, was das Leserherz begehrt: Man kann lachen, weinen, staunen, sich wundern und angenehm, aber auch unangenehm überrascht sein. Ein wunderbares Debüt, das sowohl von älteren Jugendlichen als auch von Erwachsenen gelesen werden kann, und ein vielversprechender Einstieg in eine Welt, die nicht mehr ganz unbekannt ist, aber so noch nie betrachtet wurde.


Wertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4,5/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5