Illusion - Das Zeichen der Nacht (Ana Alonso und Javier Pelegrín)

Arena (Februar 2012)
Hardcover mit Schutzumschlag
432 Seiten, 17,99 EUR
ISBN: 978-3401066561

Genre: Urban Fantasy / Jugendbuch


Klappentext

Ein Zeichen, so alt wie die Menschheit selbst.
Ein Zeichen, das Freund von Feind unterscheidet.
Ein Zeichen, das Liebe bedeutet und Tod.

Vieles hat sich verändert, seit Erik in der heiligen Höhle gestorben ist. Die Magie ist nicht mehr nur den Medu vorbehalten, sondern nun auch den Menschen frei zugänglich. Auf den Spuren eines Verräters hält Jana sich in Venedig auf, wo sie sich schon bald in einem verwirrenden Netz aus Täuschungen und Betrug gefangen sieht und abwägen muss zwischen ihren ehrgeizigen Zielen und ihrer Liebe zu Alex.


Rezension

Die Welt hat sich verändert, seit Alex die Magie der heiligen Höhle befreit hat. Nun bleibt die Magie nicht mehr nur den geheimnisvollen Medu vorbehalten, sondern steht auch den Menschen zur Verfügung. Diese nutzen sie allerdings nur für lächerliche Zaubertricks wie spontane Wechsel der Haar- oder Augenfarbe. Jana kommt in dieser neuen Welt nicht zurecht, ebenso wenig wie die ehemaligen Wächter, die inzwischen fast Freunde geworden sind. Die Wächter entdecken ihre Sterblichkeit notgedrungen neu, während Jana sich immer noch um ihren Klan sorgt und am liebsten ihre Macht wiederherstellen würde. Alex hingegen ist mit der neuen Weltordnung zufrieden, auch wenn sein bester Freund Erik dafür sterben musste. Doch als Jana und Alex durch den sterbenden Argo auf die Spur des Buches der Schöpfung kommen, könnte sich alles erneut verändern …

Die Beziehung von Jana und Alex leidet unter Misstrauen und Missverständnissen und so erlebt man neben wenigen Höhen vor allem die Tiefen dieser Liebe. Man spürt, wie nah sich die beiden eigentlich sind, doch die Ereignisse treiben das Paar unweigerlich auseinander – und als Leser tut man sich mit den Streitgesprächen schwer. Es ist offensichtlich, dass Jana und Alex manipuliert werden, doch die vertrackte Situation lässt ihnen kaum Möglichkeiten und so entwickelt sich alles, wie man es befürchtet hat. Jana ist dem Leser dabei sehr nah und ihre Beweggründe bleiben nachvollziehbar, während zu Alex eine gewisse Distanz entstanden ist. Die Veränderungen, die er am Ende von „Vision“ erfahren hat, bleiben spürbar und so wirkt er anfangs unterkühlt und beinahe arrogant. Erst in der zweiten Hälfte des Romans erkennt man wieder den Alex, der im ersten Band so unverhofft in die finstere Welt der Medu geschlittert ist.

Während sich der erste Band „Vision“ stark an Alex Sichtweise orientierte, erlebt man „Illusion“ weitgehend aus Janas Sicht, wobei diese immer wieder von der auktorialen Erzählweise aufgebrochen wird. Einerseits ermöglicht dies den Autoren, auch die Gedanken und Gefühle der Nebencharaktere einzubringen, doch manchmal wird der Stil dadurch zu unpersönlich – meist ausgerechnet dann, wenn man sich den Protagonisten gerade besonders nah fühlt. Manche Formulierungen lesen sich zudem seltsam und man braucht Zeit, um in den außergewöhnlichen Stil hineinzufinden. Dieser ist von wunderbaren Bildern, aber auch einigen schiefen Sätzen geprägt. Die Geschichte selbst changiert dabei zwischen originellen Ideen und Logiklöchern, die den Leser zwischen Begeisterung und Unverständnis schwanken lässt. „Illusion“ hat wie sein Vorgänger viel Potential, das jedoch wieder nur teilweise ausgeschöpft wird.

In „Illusion“ erfährt man endlich mehr über die Geschichte der Medu-Klane, die sich komplex und spannend gestaltet. Düstere Legenden und okkulte Rituale ziehen den Leser in ihren Bann und diverse Szenen versprühen einen eigentümlichen Charme, der über die Schwächen des Romans hinwegsehen lässt. Denn trotz aller Makel muss man dieser Trilogie eines zugestehen: sie ist etwas völlig Eigenes, das man so selten liest. Mit den Medu haben Ana Alonso und Javier Pelegrín ein faszinierendes Volk kreiert, das im zweiten Band zwar einige seiner Geheimnisse offenbart, aber immer noch von finsteren Legenden verhüllt scheint. Auch die Symbolik um magische Bücher und die Macht der Worte ist unheimlich interessant. Hinzukommen magische Szenen, die den Leser in fremde Dimensionen blicken lassen und im Vergleich zum Vorgängerband eindrucksvoller geschildert werden. Dieses Mal kann man sich in der Magie ganz und gar verlieren.

Wie der Vorgänger trumpft auch „Illusion“ mit einer wunderschönen Gestaltung auf: das stabile Hardcover kommt mit Lesebändchen und Reliefdruck auf dem Buchrücken daher, ebenso wie der Coverumschlag, auf dem sich das magische Tattoo glänzend abhebt. Das Buch sieht schlichtweg toll aus und liegt preislich im akzeptablen Segment. Wer „Vision“ mochte oder auch nur aufgrund einiger origineller Storyelemente etwas abgewinnen konnte, wird an „Illusion“ seine Freude haben. Die Geschichte ist immer noch etwas überladen, doch inzwischen geradliniger und besser durchdacht. Die Trilogie um die Medu eignet sich vor allem für Leser, die abseits der Trendthemen mal etwas Neues lesen möchten.


Fazit

„Illusion – Das Zeichen der Nacht“ ist düsterer und besser durchdacht als sein Vorgänger. In die mystische Welt der Medu findet man sich erstaunlich schnell wieder ein und endlich erfährt man mehr über ihre geheimnisvolle Geschichte. Wer über kleine Logiklöcher hinwegsehen kann, bekommt einen außergewöhnlichen Roman abseits der Trendthemen geboten, der mit originellen Ideen verzaubert.


Pro & Contra

+ faszinierendes Volk der Medu
+ finstere Legende und Geheimnisse
+ originelle Ideen und Symbole
+ düstere, magische Atmosphäre
+ überraschende Wendungen
+ flüssig zu lesender Schreibstil

- Alex ist anfangs zu kühl
- stellenweise unpersönlicher Erzählstil
- kleine Logikschwächen

Wertung:

Handlung: 3/5
Charaktere: 3/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 3/5


Rezension zu "Vision - Das Zeichen der Liebenden" (Band 1)