Die Dämonen (Tobias O. Meissner)


Piper (August 2010)
Taschenbuch, 459 Seiten; 9,95 €
ISBN-13: 9783492267403

Genre: Fantasy


Klappentext

Die Welt wird untergehen. Und alle Menschen mit ihr.
Sie sind Geschöpfe der Finsternis. Ihre Macht über die Menschen ist grenzenlos. Und nun ziehen sie aus, um eine ganze Welt zu unterwerfen. Die Dämonen Irathindur und Gäus gelangen nach Jahrtausende währender Gefangenschaft in Freiheit. Ihr Ziel ist das Menschenreich Orison. Bald allerdings erweist sich, dass die Welt der Menschen zu klein für zwei Dämonen ist. Einer muss den anderen vernichten, um zu überleben. Irathindur und Gäus versammeln gewaltige Heere hinter sich und beschwören einen apokalyptischen Krieg herauf, der alles in den Schatten stellt, was das menschliche Auge je gesehen hat…

Das Actionspektakel, das kein Fantasy-Leser je vergessen wird!


Informationen zum Autor

Tobias O. Meissner, geboren 1967, studierte Kommunikations- und Theaterwissenschaften und lebt als freier Schriftsteller in Berlin. Seine Romane „Starfish“, „Hiobs Spiel“ und „Das Paradies der Schwerter“ sind Kult. Sein von Lesern und Kritikern hoch gelobter Fantasy- Zyklus „Im Zeichen des Mammuts“ erscheint bei Piper. Mit seiner Reihe um „Die Dämonen“ führt Tobias O. Meissner seine Leser in eine apokalyptische Welt.


Rezension

Dämonen! Sie sind der personifizierte Schrecken und begleiten den Menschen tagein, tagaus. Innere Dämonen erschweren den Alltag, doch was passiert wohl, wenn aus inneren Dämonen plötzlich wirkliche Kreaturen werden, die drohen, die Welt in Schutt und Asche zu legen? Es kann eigentlich nur noch eins geben: Krieg. Wie hoch sind wohl die Chancen solch einen Krieg zu überleben? Wer hofft auf diese Fragen eine Antwort in Meissners Buch zu finden, dürfte über weite Strecken enttäuscht werden, denn das von Piper  durch Titel, Überschrift und Klappentext propagierte Bild eines Dämons und seines Überfalls auf die Welt der Menschen, spiegelt sich nur in geringem Maße im Inhalt wider. 

Die Dämonen gehört in Bereich der Fantasy zu den Völker-Romanen, in denen die meistens Wesen aus dem Herrn der Ringe eine zentrale Rolle spielen. Eingefleischte Leser dieser  Romane dürften jedoch recht schnell  Die Dämonen nach nur wenigen Seiten  zur Seite legen, denn es hält quasi Nichts von alledem ein, was es verspricht. Im Grunde genommen scheint die Idee, die diesem Roman zugrunde liegt, plausibel und vielversprechend zu sein. Doch hat man ein Werkzeug, so muss man wissen, wie damit umzugehen  ist. Ein Aspekt, den Meissner wohl ignoriert hat. Logikfehler und oberflächlich lieblose Charakterbeschreibungen durchziehen die gesamte Geschichte und  machen es dem Leser unnötig schwer zu folgen, da der Drang unbedingt weiter zu lesen praktisch nicht vorhanden ist. Das erste Kuriosum sind die Dämonen selbst. Sie sind in einem Dämonenschlund gefangen und können nicht ausbrechen, da ein mächtiger Magier namens Orison, der gleichzeitig auch Namensgeber der Welt in „Die Dämonen“ ist, sie dort eingeschlossen hat. Der Dämonenschlund ist ein Ort zu dem jeder beliebig reisen und hineinschauen kann, wie ein Tourist der gerade einen Berg bestiegen hat und die unendliche Weite genießt. Der Leser erfährt sonst eher spärlich etwas über diese Wesen. Lediglich ein paar plumpe und gezwungene Beschreibungen ihres Erscheinungsbildes finden sich in den ersten Kapiteln ein. Die dämonischen Protagonisten Irathindur und Gäus gelingt die Flucht, da ein junger König Gegenständen in den Schlund wirft, an denen sie sich im Strudel festhalten und so nach oben gelangen können. Übermächtige, bösartige, unsterbliche Wesen benötigen also einen Gegenstand, um zu fliehen. Dieser Teil der Charakteristika der Dämonen scheint doch eher zweifelhaft zu sein, denn wenn sie so mächtig sind, wie beispielsweise der Klappentext es verspricht, dann bräuchten sie eigentlich keinen menschlichen Tand dafür. Indirekt könnte die Behauptung aufgestellt werden, dass Orison wohl doch kein so mächtiger Magier war, denn er hätte bei der Verbannung der Dämonen in den Dämonenschlund dafür sorgen können, dass sie in Anbetracht der Nähe zu den Menschen, nicht bzw. zumindest höchst unwahrscheinlich aus ihrem Gefängnis fliehen können. Schließlich kann ein Gegenstand immer mal einen Besucher herunterfallen. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist recht hoch und lässt Orison damit nicht so wirken, als habe er alles durchdacht.

Nicht nur die Dämonen werden völlig farblos gelassen, auch einige der Protagonisten stechen nicht besonders hervor. Es fällt beim Lesen schwer eine Verbindung zu ihnen aufzubauen. Die Baroness, ihr Hofstaat, der König und seine Gefolgsleute, ein Kneipenschläger, der später zu einem wichtigen Bestandteil des Romans wird - sie alle erhalten nur das Nötigste, um in der Geschichte überhaupt eine Rolle zu spielen. Man weiß im Prinzip Nichts über auftretende Personen, bis auf die Tatsache, dass zwei von ihnen als Wirte für Gäus und Irathindur dienen, da Dämonen Körper brauchen, um zu überleben. Die beiden Dämonen entschließen sich Körper zu nehmen, die in unterschiedlichen, nicht angrenzenden Ländereien liegen, um in die  Plänen des jeweils anderen nicht einzufallen. Sie können nicht wissen, in welchem Körper sich der jeweils andere befindet, doch trotzdem wird genau das in der gesamten Geschichte angenommen, ohne jeglichen Beleg. Später taucht noch ein weiterer Dämon auf, von dem Gäus und Irathindur anscheinend wissen, sich aber nicht erklären können, wie er es geschafft haben soll, dem Schlund zu entkommen. Was einfach lieblos durchdacht und wie Seitenschinderei wirkt und nicht wie ein zu lösendes Rätsel.

Der Verlauf ist äußerst zäh, geht schleppend voran und man kommt zwangsläufig zu dem Schluss, dass die Geschichte nach ungefähr 100 Seiten vorbei ist, da die Fronten klar verteilt sind und jeder Schritt vorhersehbar wird. Die reizvolle Idee eines bösen, machtgierigen Dämons verläuft komplett im Sand und kann nicht einmal durch Minten Liago, dem wohl noch am besten beschriebenen Charakter, gerettet werden. Man erfährt ein paar Dinge aus seiner Vergangenheit, muss jedoch schnell die Erfahrung machen, dass selbst hier keine Liebe zum Detail aufkommt. Darüber hinaus sind die beschrieben Kampfszenen klischeehaft, überzogen und wenig durchdacht. Hätte Meissner an diesen Stellen vielleicht selbst die Techniken ausprobiert, dann hätte auch er zu dem Schluss kommen müssen, dass sie größtenteils nicht durchführbar und als Verteidigung auf der Straße wenig dienlich sind.

Es sind aber nicht nur Farblosigkeit, Eintönigkeit, Tristesse und logische Fehler, die eine wirklich gute Grundlage einer Fantasy- Geschichte zerstören, sondern auch die gesamte Aufmachung des Buches. Positiv zu vermerken ist nur das Cover, das rein oberflächlich zum Inhalt passen könnte. Die Kapitelaufteilung erweckt schnell den Anschein, dass Meissner selbst Angst gehabt hätte sich in seiner Geschichte zu verlaufen, da die einzelnen „Umdrehungen“, wie die Kapitel hier genannt werden, relativ kurz sind, nur wenige Erzählstränge enthalten und vieles parallel in einzelnen, kleinen Geschichten abläuft. Zusammenhänge sind irgendwie zusammen geschustert worden, denn sonst wäre es wohl eher ein Band mit vielen, kleinen Kurzgeschichten geworden. Angesichts der Kapitelaufteilung, die stets durch das Coverbild begleitet wird, und der Darstellung des Textes, ist der Preis von 9,95 Euro für ein Taschenbuch eine Frechheit: Denn die 459 Seiten sind im Grunde genommen nur 200. Piper hat sich mit der Optik keinen Gefallen getan, denn viele Leser dürfte es abschrecken, für eine so geringe Menge diese dann doch hohe Summe zu zahlen. Sehr große Abstände zwischen den Zeilen, breite Ränder und das Unnötige Einsetzen des Titelbildes nehmen den Spaß am Kauf und vor allem am Lesen.


Fazit

Wer blutrünstige Kämpfe zwischen Dämonen, gefallene Welten und Völker, Tod und Verwesung  erwartet, der wird sie hier ganz gewiss nicht finden. Der Inhalt ist nicht konform mit dem, was Klappentext und Cover versprechen. Eine dreiste und sehr platzsparende Aufmachung der Seiten verderben das Bild zusätzlich. Tobias O. Meissner macht mit Die Dämonen den Eindruck, als ob ihm selbst nicht viel an diesem Roman läge und er ihn schnellstmöglich, wie eine unangenehme Hausaufgabe, runter geschrieben hätte. Schade, denn dadurch ist dieses Buch leider nicht empfehlenswert. Bleibt zu hoffen, dass seine Nachfolger besser werden und  interessantere Protagonisten und Erzählstränge bieten.


Pro/ Contra

+ Grundidee

- Titel, Beschreibung und Cover halten nicht das, was sie versprechen
- langweilige, vorhersehbare Charaktere
- zu viele Logikfehler
- keine Glaubhaftigkeit
- lieblos und keine Liebe zum Detail erkennbar
- Aufmachung und Darstellung des Textes
- Preis definitiv zu hoch

Bewertung:

Handlung: 1,5/5
Charaktere: 1/5
Lesespaß: 1/5
Preis/ Leistung:1/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Tobias O. Meissner:

Rezension zu Die Dämonen - Freiheit oder Finsternis
Rezension zu Die Dämonen - Am Ende der Zeiten