Rust Blaster (Yana Toboso)

Carlsen (Februar 2013)
Taschenbuch, 226 Seiten, 7,95 EUR
ISBN:  978-3-551-72321-5

Genre: Dark Fantasy


Klappentext

Die Millennium-Akademie ist eine ganz spezielle Militärakademie für Vampire. Als der eher untypische Vampir Al und der gerade erst an der Schule angenommene Mensch Kei sich auf dem Campus begegnen, ahnen sie nicht, dass es ihr Schicksal ist, die ganze Welt vor dem Verderben zu retten …


Rezension

Aldred ist der einzige Vampir an der Millennium-Akademie, der keine Familienwaffe besitzt. Trotzdem ist er Truppenführer und bei den meisten Mitschülern sehr beliebt, wobei einige ihm seine Position auch neiden und seinen Status auf seinen Adoptivvater, den Leiter der Akademie, zurückführen.  Als der Mensch Kei an der Schule aufgenommen wird, soll Aldred sich um ihn kümmern. Der seltsame Kei spricht wenig und scheint etwas über die Nacht der Zwillingsmonde und den Untergang der Welt zu wissen. Als der Mond sich tatsächlich in zwei Himmelskörper trennt, greifen einige Vampire ihre Artgenossen an. Aldred wird von Kei angewiesen, sein Blut zu trinken, um damit die Heilige Lanze zu erschaffen …

Yana Toboso feierte mit „Black Butler“ große Erfolge. „Rust Blaster“ ist nicht etwa ihr neustes Werk, sondern ihre Erstveröffentlich aus dem Jahr 2006, die erst jetzt in Deutschland erscheint. Man merkt dem Oneshot sein Alter auch an, denn im Storyaufbau gibt es einige Schwächen. Die Geschichte um den Vampir Aldred, der mit Kei eine magische Waffe erschaffen kann, würde sich besser für eine mehrbändige Serie eignen. Innerhalb von nur sechs Kapiteln bleibt einfach zu wenig Zeit, um die Entwicklungen der Charaktere glaubhaft zu schildern und den Leser für sich zu gewinnen. Die Nebencharaktere werden in rasendem Tempo vorgestellt und manche verschwinden genauso schnell von der Bildfläche, wie sie erschienen sind.

Aldred als Protagonist ist der einzige Charakter, bei dem man Zeit hat, sich in seine Gedanken- und Gefühlswelt einzufinden. Er leidet unter der Tatsache, keine Familienwaffe zu besitzen, trotzdem ist er eine Art Klassenclown und ein guter Anführer für seinen Trupp. Anfangs ist Aldred nicht gerade begeistert davon, sich um Kei kümmern zu müssen, doch durch ihre magische Bindung entwickelt sich eine tiefe Freundschaft – die Schritte dorthin kann man jedoch nur schwer nachvollziehen. Dafür ist der Manga einfach zu kurz. Kei wirkt still und geheimnisvoll, auch ein wenig melancholisch. Sein Leben wurde darauf ausgerichtet, irgendwann einem Vampir als Heilige Lanze zu dienen. Kei weiß also ganz genau, was passieren wird und dass die Erschaffung der Lanze aus seinem Körper ihn das Leben kosten soll. Von Aldred und seinen Freunden wird er jedoch dazu ermuntert, seine eigenen Entscheidungen zu treffen und weiterzuleben.

„Rust Blaster“ entwickelt mit der Problematik um die Heilige Lanze eine Melodramatik, die nicht jedermanns Sache ist. Andererseits sind solch extreme Situationen beinahe schon manga-typisch und Yana Toboso setzt diese Grundidee charmant um. Dabei führt sie für einen Einzelband zu viele Charaktere ein und schafft es nicht, einen ordentlichen Spannungsbogen zu kreieren. Die Ereignisse stürzen ineinander und zwingen zu aufmerksamem Lesen.  Hinzu kommt eine gehörige Portion Kitsch, die man erst einmal verkraften muss. Trotzdem hat „Rust Blaster“ einen gewissen Charme und wer keine allzu hohen Erwartungen hat, kann sich einer unterhaltsamen Vampirgeschichte erfreuen.

Die Zeichnungen sind insbesondere für eine Erstveröffentlichung durchaus gelungen, wobei man bereits den besonderen Stil von Yana Toboso erkennt. Der Panelaufbau ist stellenweise zu chaotisch und auf einige Seiten wurde viel zu viel belangloser Text gequetscht. Phasenweise sieht der Manga großartig aus, doch es gibt auch Teile, die sich schwer lesen lassen und für das Auge wenig bieten. Trotz aller Kritikpunkte ist „Rust Blaster“ auf einem zeichnerisch eher hohen Niveau und lässt bereits das Potential der Mangaka erkennen. Für Fans von Yana Toboso ist „Rust Blaster“ ein Pflichtkauf, doch auch für Neueinsteiger eignet sich der Oneshot gut – man sollte nur im Blick behalten, die Mangaka es noch viel besser kann.


Fazit

„Rust Blaster“ ist kitschig, schräg und leidet unter der Kürze, die es unmöglich macht, so viele Charaktere authentisch darzustellen. Zeichnerisch kann sich der Manga sehen lassen und trotz Schwächen entfaltet er einen eigentümlichen Charme, der sowohl Fans von Yana Toboso als auch neue Leser begeistern kann.


Pro & Contra

+ dramatische, schräge Geschichte
+ spannende Grundidee
+ sympathischer Protagonist mit Ecken und Kanten
+ düstere und emotionale Atmosphäre
+ schöner Zeichenstil

- Thema leicht abgedroschen
- vorhandenes Potential kann sich in der Kürze nicht entfalten
- Beweggründe der Charaktere schwer nachvollziehbar

Wertung:

Handlung: 3/5
Charaktere: 3/5
Zeichnungen: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 3/5