Wie die Welt endet (Will McIntosh)

Verlag: Heyne (Januar 2013)
Taschenbuch: 416 Seiten, € 8,99
Sprache: Deutsch
Originaltitel: Soft Apocalypse
ISBN-13: 978-3453529243

Genre: Science Fiction


Klappentext

In nicht allzu ferner Zukunft …
sind die Energieressourcen der Erde aufgebraucht, die Städte zerstört, und die Menschen schließen sich zu Nomadenstämmen zusammen. So auch Jasper, der mit seiner Gruppe umherzieht und Windenergie gegen Lebensmittel tauscht. Doch auch er muss sich der Frage stellen, der sich alle Menschen stellen müssen: Was sind sie bereit aufzugeben, um weiterleben zu können?


Rezension

Im Jahr 2023 ist die Erde so übervölkert wie die Ressourcen aufgebraucht, weswegen immer mehr Menschen auf der Straße leben und ein Nomadendasein führen. Auch Jasper ist mit seiner Sippe unterwegs, das Leben bedeutet für die Gruppe einen täglichen Überlebenskampf. Doch dann gelingt ihnen der Sprung aus dem schlimmsten Elend hinaus ...

Gemäß des Klappentextes könnte man hier auf ein vielversprechendes Endzeit – Szenario schließen, allerdings nimmt der Plot einen völlig anderen Verlauf: Jasper und seine Sippe, anfangs an Rande des Verhungerns, schaffen den Schritt zurück in die Gesellschaft, sie finden Unterkunft und sogar ein für herrschende Verhältnisse passables Auskommen.
Von da an rückt das Endzeit–Thema endgültig in den Hintergrund und die Handlung dreht sich fast nur noch um den Protagonisten und seine mehr oder weniger katastrophalen Liebschaften. Jasper, zu Beginn ein junger, sehr unreifer Mann, der mehr wie ein zu groß geratenes Kind wirkt und ständig in Tränen ausbricht, stolpert dabei von einem Desaster zum nächsten, immer auf der Suche nach Glück, Geborgenheit und der großen Liebe.

Aus der Ich-Perspektive erzählt Jasper, was sich gerade in seiner Umgebung abspielt, doch nähere Informationen über die politischen, wirtschaftlichen und ökologischen Sachverhalte fehlen leider völlig und werden nur ab und zu oberflächlich angerissen. Auch eine Hintergrundstory über genaure Ursachen und Auslöser des globalen Niederganges wäre wünschenswert gewesen.
Stattdessen gibt es ausführliche Beschreibungen über gewöhnliche Tagesabläufe, und natürlich über Jaspers diverse nicht funktionierenden Beziehungen zu verschiedenen Frauen. Der eigentliche Weltuntergang erscheint dabei eher nebensächlich und Szenario-typische Ereignisse, die teilweise auch richtig unschön sind, werden nur häppchenweise serviert. Auf diese Weise wirkt die Story extrem schlecht ausbalanciert, es entstehen zu viele Längen und durch die zu vielen Nebensächlichkeiten kommt streckenweise Langeweile auf.

Die Story ist in einzelne Episoden gegliedert, wobei zwischen den einzelnen Zeitabschnitten oftmals mehrere Jahre liegen. Dem Autor merkt man hier seine Herkunft aus dem Kurzgeschichtensektor deutlich an. Das wäre an sich nichts Schlechtes, allerdings wird der Leser hier etwas zu häufig zu sehr in der Luft hängen gelassen, weil  kleinere Handlungsstränge im Sande verlaufen und nicht zuende gebracht werden. Der Episodencharakter geht ebenfalls stark auf Kosten des Spannungsbogens; statt in die Handlung einzutauchen, bleibt man als Leser distanziert und hat auch Schwierigkeiten, einen roten Faden auszumachen.  

Eher einfach und unspektakulär präsentiert sich der Schreibstil, jedoch finden sich häufig auch tiefgreifendere, nachdenkliche, manchmal sogar beinahe poetische Absätze, die überraschen und auch aufwerten. Diese bewahren den Roman vor der endgültigen Belanglosigkeit.
Das Ende kommt dann zwar überraschend aber trotzdem folgerichtig, und es lässt Spielraum für eine mögliche Fortsetzung. Ob etwas in dieser Richtung geplant ist, ist derzeit noch nicht bekannt.


Fazit

Eine eher ungewöhnliche Dystopie mit sehr guten Ansätzen, aus der man aber erheblich mehr hätte machen können.


Pro & Kontra

+ ungewöhnlicher Gesichtspunkt für eine Dystopie
+ einige realistisch anmutende Komponenten
+ poetisch-nachdenkliche Passagen

o Erzählung in Ich-Form

- Story schlecht ausbalanciert
- Protagonist emotional unreif
- Charaktere nicht immer glaubwürdig
- Langatmig und nur mäßig spannend
- episodenhafter Aufbau mit vielen Zeitsprüngen
- keine näheren Erklärungen der politischen Umstände
- irreführender Klappentext

Wertung:

Handlung: 2,5/5
Charaktere: 2/5
Lesespaß: 2,5/5
Preis/Leistung: 3/5