Die Dämonen – Freiheit oder Finsternis (Tobias O. Meissner)

Piper (Mai 2011)
Taschenbuch 480 Seiten, 9,95 Euro
ISBN-13: 978-3492267960

Genre: Fantasy


Klappentext

Jetzt beginnt die Apokalypse.
Zwei Dämonen sind genug, um einen Kontinent in Brand zu setzen. Hundert Dämonen können eine Welt vernichten. Doch jetzt kommen hunderttausend! Eine gigantische Armee fällt in die Menschenwelt ein. Die Menschen formieren Truppen und schmieden Allianzen, aber die Übermacht ist erdrückend. In dieser Schlacht geht es nicht mehr um Besitztümer, Ländereien oder das eigene Überleben. Das Einzige, was noch zählt, ist das Schicksal der Menschheit…

Nach „Die Dämonen“ der neue Bestseller von Tobias O. Meissner.


Rezension

Die Dämonen war wahrlich kein Meisterwerk. So blieb die  Hoffnung, dass sein Nachfolger alles bisher Gesagte und Geschriebene ins Gegenteil führen könnte. Doch nach dem Zuklappen von Die Dämonen - Freiheit oder Finsternis wird eines sofort klar: Tobias O. Meissner hat auch hier wieder einen Roman abgeliefert, dem es über weite Strecken schwer fällt, sympathische Charaktere, sowohl auf Seiten der Dämonen als auch unter den Menschen zu kreieren. Beginnend mit der Grundgeschichte des Fortsetzungsbandes bis hin zu Schauplätzen, Kriegsbeschreibungen und zwischenmenschlichen Beziehungen, bleiben entweder viele Fragen offen oder es fehlen Hinweise auf das ein oder andere Geschehen, was den Gesamteindruck hätte stärken können. Immer noch fühlt sich die Atmosphäre größtenteils gezwungen und lieblos an.

Mehr als 100.000 Dämonen entfliehen dem Schlund der Dämonen. Eine große Herde starker, böser Kreaturen, von denen zu Beginn schon Einige sterben bzw. verenden. Die anderen übernehmen das Land Orison, das auch im ersten Band der Schauplatz allen Geschehens war. Nicht lange und die einzelnen Baronate fallen ihnen zum Opfer. Hier begegnet der Leser weiteren, obskuren Dämonen mit verschiedenen tierischen Attributen und ziemlich gewöhnungsbedürftigen Namen, wie beispielsweise Orogontorogon. Die Dämonen erhalten Attribute, die sie sehr menschlich machen und kaum besondere Eigenschaften besitzen, was man aufgrund der Tatsache, dass sie Dämonen sind, eigentlich erwarten könnte.
Die Menschen können das Geschehen nicht einfach so hinnehmen und formieren unter Königin Lae I einen neuen Widerstand, zu dem ein bekanntes Gesicht aus dem ersten Band erneut stößt: Minten Liago, der Held aus dem ersten Dämonenkrieg soll auch dieses Mal mit seiner Präsenz dabei helfen, die Dämonen zurückzuschlagen. Schnell wird auch ihm klar, dass dieser Kampf anders ist, denn im Gegensatz zum ersten Krieg ist es nicht nur eine Handvoll Dämonen. Etwas Brisanz bringt der König der Dämonen in das Geschehen, da er zum ersten Mal überhaupt eine Erwähnung findet.

Im Großen und Ganzen birgt die Geschichte keine neuen Ideen und bleibt wie sein Vorgänger ohne Spannung. Alles ist vorhersehbar, die Menschencharaktere sind  sogar noch farbloser als im ersten Teil. Zu wenig Dämonen in Band Eins, viel zu viele hier. Meissner verfällt entweder in das einer oder andere Extrem. Dieses Extrem leitet die Geschichte in einen, nicht enden wollenden Roman, der potenzielle Vielfältigkeit an den falschen Stellen ausschöpft. Das Gleichgewicht zwischen Mensch und Dämon ist in puncto Interesse ausgeglichen, da die schier unnötigen Details verschiedener Kreaturen und ihrer Kämpfe nicht die einfallslosen Charaktere übertrumpfen, sondern sie noch ergänzen.

„(…) Blieben noch fünfzehn.  Fünfzehn mal 5000 zum Erobern:75000 (…). Fünfzehn mal 500:7500.“

„(…) Beim ersten Schritt waren es zwei von acht gewesen, eine dritte Einheit hatte versagt. Bedeutete das einen Schwund von 30%? Dass er von seinen knapp noch 80000 Dämonen 25000 von vornherein vergessen konnte? (…)“

Freiheit der Finsternis gleicht einer gigantischen Rechenaufgabe, da man sich ein ums andere Mal dabei erwischt, wie viele Dämonen noch übrig sind, wenn sie gegen so und so viele Menschen gekämpft haben. Die Rechnerei wird jedoch nach einer gewissen Zeit sehr lästig, da es sich durch den gesamten Roman zieht. Nicht ganz so extrem ist die Zählung bei den Menschen, was den Lesefluss aber auch nicht verbessert.

Diejenigen, die viel Blut und herumliegende Gedärme faszinierend finden, werden nicht enttäuscht. Nach knapp 100 Seiten wird nicht mehr viel, außer diesen kleinkarierten Detailbeschreibungen in den Vordergrund geworfen. Es wirkt übertrieben und unplatziert. Als Autor eines Fantasy - Romans unterhält Meissner eine viel zu große Distanz zu seinen Charakteren, sodass der Eindruck entsteht, dass ihm nicht viel an seiner Geschichte liegt.

Meissner versucht mit humoristischen Mitteln eine gewisse Tollpatschigkeit unter dem Dämonenvolk zu verbreiten, was durch den gesamten Grundton der Geschichte selten bis gar nicht gelingt. Wie auch beim Vorgänger führt eine seltsame Kapitelauswahl den Leser durch das Buch, denn auch hier wird wie bei einer tickenden Zeitbombe der Timer nach unten gedreht: „Noch vierunddreißig bis zum Ende“, „Noch achtzehn bis zum Ende“, … Falls der Leser wissen möchte, wie viel er noch lesen muss, um das Buch wieder ins Regal stellen zu können, dann reicht ein Blick auf die übrig geblieben Seiten, was auch ohne diese Countdown – Strategie funktioniert.

Piper hat sich erneut keinen Gefallen mit der Präsentation des Romans getan. Abstände zwischen den Zeilen und bei den Rändern sind viel zu groß. Wären sie gerechter aufgeteilt worden, so wäre dies wahrscheinlich ein Buch mit knapp 250 Seiten geworden. Positiv zu vermerken ist das nett anzuschauende Cover, dessen Gestaltung Einiges für den Roman verspricht. Nicht nur das Titelbild wird dem Inhalt nicht gerecht. Der Klappentext könnte der eines jeden anderen Romans sein und impliziert Nichts Neues oder gar Aufregendes. Der Preis ist aufgrund dieser Einzelheiten zu hoch.


Fazit

Dieses Werk ist leider nicht besser als sein Vorgänger. 480 Seiten, sehr viele Zahlen, sehr viele, übertriebene Kriegsbeschreibungen und vor allem sehr wenig Handlung und Liebe zu den einzelnen Charakteren. Ein Spannungsbogen ist praktisch nicht vorhanden. Man möchte das Buch nach 100 Seiten eigentlich zuklappen, da die Atmosphäre einen nicht mitzureißen vermag. Ab und an finden sich humoristische Stilmittel wieder, die im Großen und Ganzen leider aufgrund des faden Grundtons des Geschehens eine Randerscheinung bleiben müssen. Vor dem Kauf sollte man sich dann doch überlegen, ob der Platz im Regal nicht zu wertvoll und die 9,99 Euro zu kostbar sind.


Pro/ Contra

+ Titelbild

-langweilige, vorhersehbare Handlung
-sinnlose und übertriebene Detailbeschreibungen
-unverschämte Präsentation des Buches mit einem zu hohen Preis
-nervige Rechenaufgaben

Bewertung:

Handlung: 1/5
Charaktere: 1,5/5
Lesespaß: 1/5
Preis/ Leistung:1/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Tobias O. Meissner:

Rezension zu Die Dämonen
Rezension zu Die Dämonen - Am Ende der Zeiten