Cash – I see a Darkness (Reinhard Kleist)

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Verlag: Carlsen (September 2006)
Softcover: 224 Seiten, 14,90 Euro
ISBN-13: 978-3-551-76837-7

Genre: Graphic Novel, Biographie, Musik


Klappentext

Johnny Cash, bekanntester Country – Sänger aller Zeiten, Rebell, Idol von Musik – Fans aller Generationen – eine Legende bereits zu Lebzeiten.

Fesselnd und in eindringlichen Bildern schildert der renommierte Comic – Autor Reinhard Kleist in seiner Graphic Novel das bewegte Leben des „Man in Black“: Von seinen frühen Sessions mit Elvis über das Konzert im Folsom Prison, das Cash Ende der 60er – Jahre zur berühmtesten Stimme Amerikas macht, bis hin zu seinem spektakulären Comeback an der Seite des Produzenten Rick Rubin. Ein aufregendes Buch, das den Menschen Johnny Cash und seine Songs auf einzigartige Weise erfahrbar macht.

„Mit vielen Details, Andeutungen, Zitaten und Interpretationen kommt Reinhard Kleist der komplexen Persönlichkeit Johnny Cash so nahe wie möglich.“ (Musikjournalist und Cash – Biograf Franz Dobler in seinem Vorwort)

„Anrührend wie ein Gospelsong, hart wie Rockabilly und romantisch wie eine Liebesballade.“ (Matthias Heine, Die Welt)


Rezension

Johnny Cash war schon zu Lebzeiten eine Legende und nach seinem Tod im Jahre 2003 hat sich dieser Status quasi verdoppelt. Er hat Lieder für die Ewigkeit geschrieben, besonders seine American Recordings gehören zu den wohl schönsten und melancholischsten Alben in der Musikgeschichte. Johnny Cash genoss ein sehr hohes Ansehen unter anderen Musikern; so waren es für Sting und U2 Ritterschläge als Cash deren Songs „I Hung My Head“ und „One“ coverte. Der Man in Black prägte die Musikszene mit seiner unvergleichlichen Stimme wie kaum ein anderer. Stücke wie „Ain’t no Grave“, „Hurt“, „God’s gonna cut you down“ oder Klassiker wie „Ring of Fire“ verursachen immer noch Gänsehaut und verlieren kaum an Intensität. Im Gegenteil.

Reinhard Kleist illustriert mit Cash – I see a Darkness das Leben dieses Musikers, der in seinem Leben viele Höhen und Tiefen erlebte und so manches Mal glücklich mit seinem Leben davon kam; nicht zuletzt wegen seiner geliebten June, die bis zu ihrem Tod an seiner Seite blieb. Nur dreieinhalb Monate nach ihrem Tod folgte Ihr Johnny, der Junes Tod in „Hurt“ verarbeitet. Drei Kapitel erzählen in dieser Graphic Novel das Leben eines außergewöhnlichen Talents und nehmen den Leser auf eine Reise mit, die wohl für jeden unvergesslich bleiben dürfte.

Kapitel 1: 1935 - 1956

J.R. Cash wird als viertes von insgesamt sieben Kindern in eine mittellose Familie geboren. Er arbeitet bereits im zarten Alter von sechs Jahren auf der Baumwollplantage seiner Familie in Arkansas, die sie aufgrund Roosevelt’s  New Deals ersteigern konnten. Doch früh muss der kleine Johnny mit Schicksalsschlägen kämpfen. Sein älterer Bruder Tommy kommt bei einem Unfall mit einer Kreissäge ums Leben. Ein Verlust der Cash sein Leben lang begleitet und ihn dadurch immer stark macht, da er sich oft fragen wird, was wohl Tommy in dieser oder jener Situation tun würde. Schon in frühester Jugend klimperte er mit seiner Gitarre und komponierte erste Lieder, die sich meist auf Dinge des Alltags bezogen. Nachdem Johnny die Highschool beendet, zieht es ihn nach Detroit, um dort einen der beliebten Jobs in einer Automobilfirma zu erhalten. Später geht Johnny zur Armee und wird u.a. in Landsberg in Bayern stationiert. Hier gründet er seine erste Band, mit der er mehrere Auftritte hat. Zurück in der Heimat, heiratet er seine Freundin Vivian. Aus dieser Ehe gehen drei Kinder hervor. Mit zunehmenden Erfolg steigt bei Cash der Druck und ein wenig der Größenwahn, sodass er zu seinen sogenannten „Bennies“ (bestimmte Art von Pillen) greift, die ihm angeblich geholfen haben, Tourneen und Auftritte durchzustehen. In Wirklichkeit haben sie ihm mit jeder Einnahme ein weiteres Stück gesunder Realität geraubt.

Kapitel 2: 1957 – 1967

Dieses Jahrzehnt ist gespickt mit einer Menge an Ereignissen, die Cash so unsterblich gemacht haben. Seine Bekanntschaft mit June Carter wird immer enger, Hits wie „I walk the line“ oder „Ring of Fire“ erklimmen die Charts. Leider nimmt seine Sucht Überhand: Er wird am Flughafen in El Paso, Texas festgenommen, nachdem er über 1000 in den Staaten illegale Amphetamintabletten in seiner Gitarre schmuggelt. Später flüchtet er in die obskure Nickajack – Höhle,  in der er vor hat sich zum Sterben hinzulegen. Johnny verursacht auch mehrere kleine (Auto-)Unfälle. Er entschließt sich nach den Tiefschlägen einen Entzug bei seiner Mutter auf dem Land zu machen, bei dem June ihm nicht von der Seite weicht. Unterdessen hat Johnnys Frau, Vivian, die Scheidung eingereicht, da sie mit Johnnys Art und seinen ständigen Eskapaden nicht mehr umgehen kann.

Kapitel 3: Januar 1968


In diesem Kapitel steht besonders ein Ereignis im Vordergrund. Johnny Cashs Konzert in Folsom Prison, in dem er selbst einmal saß. An diesem Tag spielt er ein Lied des Insassen Glen Sherley, dem Cash später hilft wegen guter Führung entlassen zu werden. Cash stellt ihn bei sich während einer seiner Tourneen zwar ein, doch nimmt sein Leben ein tragisches Ende, da er mit seiner Freiheit und seinem neuen Leben nicht klar kommt und Johnnys Schatten einfach zu groß für ihn ist. Glen erschießt sich schließlich.

„I Hurt myself today…to see if I still feel…What have I become? My sweetest friend. Everyone I know…goes away in the end and you could have it all, my empire of dirt.
I will let you down. I will make you hurt.
I wear this crown of thornes upon my liar’s chair. Full of broken thoughts I cannot repair…beneath the stains of time the feelings disappear. You are someone else. I am still right here.
If  I could start again a million miles away…I would keep myself. I would find a way.”


Das Ende des Kapitels beschließt Kleist mit Johnny Cash während seiner Arbeiten an den American Recordings mit seinem Produzenten Rick Rubin. Dabei fällt ihm ein Text von Trent Reznor in die Hände, mit dem er sein Leben und besonders Junes Tod verarbeitet: „Hurt“. Diese Legende hat ohne Zweifel Fehler im Leben gemacht, doch so ist er der geworden, der 1992 in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen wurde, den die Welt heute kennt und liebt. Johnny Cash hat es trotz Drogen, Alkohol und anderen Eskapaden geschafft seinen inneren Dämonen entgegenzutreten und sie zu bekämpfen.

Reinhard Kleist hat mit dieser Graphic Novel eine Legende wieder zum Leben erweckt. Der Leser taucht in die Welt des Man in Black ein und will eigentlich gar nicht mehr so richtig wieder heraus. Kleist verbindet Leser und Cash auf eine besondere Art und Weise. Es sind vor allem seine perfekt melancholischen schwarz- weiß Zeichnungen, die in jedem Detail etwas Besonderes dieser Musiker- Legende enthalten. Schattierungen werden immer richtig gesetzt, damit sie stets zur Atmosphäre passen. Alles ist abgestimmt, nichts wird dem Zufall überlassen. Hier werden wirklich alle Sinne verwöhnt. Kleist schafft es, dass man Johnny Cash vor, während und nach der Lektüre immer noch singen hört.

Carlsen hat hier ein sehr schönes und in den Händen sehr angenehmes Softcover herausgebracht. Im Comic enthalten sind neben einem umfangreichen Bonus Teil, mit einer Art Galerie, auch ein informativer Text als Einleitung und Informationen zum Autor. Der Preis hierfür ist mehr als nur berechtigt.


Fazit

Ein absoluter Pflichtkauf für alle Comic-, Musik- und Johnny Cash Fans. Reinhard Kleist lässt die Legende in seinen fabelhaften Zeichnungen leben und sorgt dafür, dass ihn jeder, der sich in diese Graphic Novel vertieft, kennenlernen darf. Beim Lesen ist es ebenso Pflicht Johnnys Klassiker als Hintergrundmusik einzuschalten, denn so wird das Erleben des Man in Black nur noch intensiver.


Pro/ Contra

+ die Legende lebt
+ wunderbare, melancholische Zeichnungen
+ authentischer Inhalt
+ spricht alle möglichen Emotionen an
+ man hört Cash im Hintergrund singen

Bewertung:

Handlung: 5/5
Charaktere: 5/5
Zeichnungen: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/ Leistung: 5/5


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Tags: Biographie