The Walking Dead Bd.1 - Gute Alte Zeit (Robert Kirkman, Tony Moore)

walking dead 1

Verlag: Cross Cult (8. Auflage, November 2012)
Hardcover, sw, 160 Seiten, 16 Euro
ISBN-13: 978-3-936480-31-3

Genre: Horror/ Drama


Klappentext

Wie viele Stunden hat ein Tag, wenn man nicht die Hälfte davon vor dem Fernseher verbringt? Wie lange ist es her, dass wir uns WIRKLICH anstrengen mussten, um etwas zu bekommen, das wir wollten? Wie lange ist es her, dass wir etwas WOLLTEN, das wir wirklich BRAUCHTEN? Die Welt, die wir kannten, ist Vergangenheit. Die Welt des Kommerzes und der Dekadenz ist einer Welt der Verantwortung und des Überlebens gewichen. Eine Epidemie apokalyptischen Ausmaßes lässt rund um den Globus die Toten auferstehen, um sich an den Lebenden schadlos zu halten. Nach ein paar Wochen ist die Gesellschaft am Ende. Es gibt keine Regierung mehr. Keinen Supermarkt. Kein Internet. Kein Kabelfernsehen. In einer Welt, die von den Toten regiert wird, sind wir gezwungen, endlich unser Leben selbst in die Hand zu nehmen.


Rezension

Robert Kirkman hätte, als er The Walking Dead erschuf, wohl kaum mit diesem durchschlagenden Erfolg gerechnet. Sowohl die Comic-, als auch die TV- Serie, gehören zu den erfolgreichsten Veröffentlichungen des letzten Jahrzehnts. Allein die Nachfrage für den Comic ist so groß, dass Cross Cult mit dem Druck kaum nachkommt. Der erste Band ist mittlerweile in seiner achten Auflage erschienen. The Walking Dead bricht einen Rekord nach dem anderen und es ist noch keine Ende dieses Erfolges in Sicht. Zu Recht, denn wer die Comics liest und die Serie regelmäßig verfolgt, dürfte verstehen, warum sie mittlerweile zu den beliebtesten Serien weltweit gehört. Nach den ersten drei Staffeln im deutschen Fernsehen gilt es erst einmal zu warten, denn eine Fortsetzung wird wohl erst im Herbst zu sehen sein, da die Dreharbeiten im Mai erst beginnen. In dieser „zombielosen“ Zeit, tut man gut daran, sich in die Comics zu vertiefen.

Der erste Band, Gute alte Zeit, erzählt die Geschichte des Polizisten Rick Grimes, der in einem Polizeieinsatz angeschossen wird und seitdem im Koma im Krankenhaus liegt. Nachdem er sein Bewusstsein wieder erlangt, überschlagen sich die Ereignisse. Die Welt, die er kannte, existiert nicht mehr. Menschenleere Städte, Leichen pflastern buchstäblich alle Wege und Tote greifen an. Rick, der seinen Sohn und seine Frau das letzte Mal vor dem Einsatz gesehen hat, muss feststellen, dass niemand, den er kannte, da ist. Er trifft zwei Überlebende, die ihn in die Geschehnisse des vergangenen Monats einweihen und ihm helfen sich zu orientieren. Rick darf keine Zeit verlieren, denn er muss Lori und Carl wiederfinden. Auf seiner Suche lernt er eine weitere Gruppe kennen, der er sich anschließt, denn nach seiner ersten Begegnung mit den untoten Kreaturen ist ihm klar geworden, dass man sich ihnen nicht allein stellen sollte.

Jeder Charakter in der Geschichte nimmt eine besondere Rolle ein und Kirkman versteht es, sie sich immer weiter entwickeln zu lassen. Von Seite zu Seite entdeckt man neue Facetten und Tiefen, die denjenigen ausmachen. Beispielsweise Rick: Früher hat er für Recht und Ordnung gesorgt, jetzt kämpft er mit Waffen ums Überleben, die er in seinem Beruf bis dahin vermutlich nie benutzt hat und Kriminellen abnahm. Zombies, die mal Menschen waren, die er kannte, müssen beseitigt werden, um nicht selbst an dieser Krankheit zu Grunde zu gehen. Egal ob Familie, Freunde oder Fremde: Jeder, der sich verwandelt, ist eine potenzielle Gefahr. Ein weiterer, interessanter Charakter ist Dale, der Gruppenälteste. Er ist derjenige, der versucht, jedem die richtige Weisheit mitzugeben, um sich der Welt annehmen zu können. Interessant ist es, warum er handelt, wie er handelt und man darf gespannt sein, wie sich sein Charakter weiterentwickelt. Shane, Ricks bester Freund und ehemaliger Partner bei der Polizei, ist ebenfalls Mitglied der Gruppe und weiß nicht so recht, ob er sich freuen kann, dass Rick überlebt hat.  Glenn, der Rick in Atlanta findet und vor einer großen Herde Zombies rettet, ist flink und begibt sich für die Gruppe in jede nur erdenkliche Gefahr. Er hat ein gutes Herz, was in diesen Zeiten wahrlich nicht mehr allzu oft der Fall ist. Auch die weiblichen Charaktere spielen in dieser Welt eine Rolle, vor allem wegen ihrer Unentbehrlichkeit. Sie sind es, die von essentieller Wichtigkeit sind, wenn es vielleicht wieder darum gehen wird, die Welt neu zu bevölkern. Kirkman bringt in diese kaputte Welt den Alltag zum Vorschein, den jeder aus seinem früheren Leben kannte. Arbeitsteilung und das Bedürfnis nach Gesellschaft. Menschen sind Herdentiere und tun sich größtenteils schwer damit, allein zu sein. Einsamkeit bedeutet bei The Walking Dead meist den Tod. Der erste Band einer langen Reihe zeigt bereits sehr gut, dass die Welt sich vielleicht verändert hat, aber nicht die Menschen, die sie noch bevölkern.

Nach der Lektüre des ersten Bandes wird klar, dass es sehr viele Parallelen zwischen der Serie im Fernsehen und dem Comic gibt. Einige Dinge wurden für die TV – Ausstrahlung verändert, komprimiert oder neu erfunden. Alles geschieht jedoch unter der Aufsicht Kirkmans, der den größten Teil mitgestaltet. Eines fällt auch hier auf: Kirkman weiß, was er tun muss und vor allem wie. Sowohl Comic, als auch TV Serie hegen ein unfassbar großes Pensum an Intensität, Gefühlen, Schrecken, interessanten Charakteren und Überraschungen. The Walking Dead ist in jeder Form einfach nur mitreißend und man darf sich nicht der Illusion hingeben, dass pausenlos nur Zombies abgeschlachtet werden. In Wahrheit spielen die Untoten eher eine zweitrangige Rolle, da der Fokus auf den Überlebenden und ihr zwischenmenschliches Verhalten liegt. Zombies überrennen die Welt, doch sind sie schlussendlich nur das kleinste Übel.

Genauso atemberaubend und spannend wie die Geschichte, sind Moores Zeichnungen. Mit viel Feinarbeit vermag er mit seinen Bildern die Atmosphäre des Comics zu untermauern und noch einmal aufzuwerten. Die Zeichnungen sind in schwarz und weiß gehalten, was für den Ton der Reihe auch richtig ist, denn so kann der Leser Leid und Freude empfinden und den Atem der Zombies neben sich fühlen. Gänsehaut, Ekel, Spaß, Humor, Trauer und Frohsinn stecken in jeder Schattierung und in jedem noch so kleinen Detail. The Walking Dead ist ein Fest für die Sinne und ein wahrer Augenschmaus. Darüber hinaus hat Cross Cult hier eine hochwertige und sehr schöne Hardcoverausgabe veröffentlicht, die neben der Geschichte noch einen umfangreichen Bonusteil und etliche Zusatzinformationen bereit hält. Für den Preis mehr als gerechtfertigt.


Fazit

Für alle, die Zombies mögen, aber auch diejenigen, die sie meiden: Kaufen, Lesen und Genießen. The Walking Dead kann nicht enttäuschen.


Pro/Contra

+ facettenreiche Charaktere
+ stimmungsvolle Grundgeschichte
+ coole Zombies
+ atmosphärische schwarz/weiß Zeichnungen

Bewertung:
alt

Charaktere: 5/5
Handlung: 5/5
Lesespaß: 5/5
Zeichnungen: 5/5
Preis/Leistung: 5/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Robert Kirkman:

Rezension zu The Walking Dead Bd.2 - Ein langer Weg
Rezension zu The Walking Dead Bd.3 – Die Zuflucht
Rezension zu The Walking Dead Bd.4 - Was das Herz begehrt
Rezension zu The Walking Dead Bd.5 - Die beste Verteidigung
Rezension zu The Walking Dead Bd.6 - Dieses sorgenvolle Leben