Letzte Worte (Karin Slaughter)

letzte worte

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Verlag Blanvalet, Oktober 2012
Hardcover, 512 Seiten, € 19,99
ISBN: 978-3764504144

Genre: Thriller


Klappentext

Ein totes Mädchen am See. Ein gefälschter Abschiedsbrief. Der vermeintliche Mörder ist schnell gefasst. Er gesteht – und bringt sich dann in seiner Zelle um. Zuvor jedoch schreibt er mit seinem Blut an die Zellenwand: »Ich war’s nicht.« Als Sara Linton davon erfährt, ist sie außer sich. Die Polizistin Lena Adams muss den geistig behinderten Jungen zu dem falschen Geständnis und in den Selbstmord getrieben haben. Sara Linton will Lena ein für alle Mal aus dem Verkehr ziehen und bittet den GBI-Ermittler Will Trent um Hilfe.


Die Autorin

Karin Slaughter, Jahrgang 1971, stammt aus Atlanta, Georgia. 2003 erschien ihr Debütroman Belladonna, der sie sofort an die Spitze der internationalen Bestsellerlisten und auf den Thriller-Olymp katapultierte. Ihre Grant County-Romane um Rechtsmedizinerin Sara Linton und Polizeichef Jeffrey Tolliver sind inzwischen in 30 Sprachen übersetzt und weltweit mehr als 20 Millionen mal verkauft worden.


Rezension

Sara Linton ist auf Heimaturlaub. Vier Jahre nach der schrecklichen Ermordung ihres Mannes kommt sie für ein Wochenende zu ihrer Familie ins Grant County, um mit ihnen Thanksgiving zu feiern. Eine heikle Sache, denn ihre Trauer sitzt immer noch tief und sie versucht, bekannte Plätze zu vermeiden. Dazu gehört vor allem die Polizeistation, in dem Jeffreys Büro immer noch nicht wieder vergeben wurde. Doch dort arbeitet ihre Erzfeindin, Lena Adams, der Sara die alleinige Schuld an Jeffreys Tod gibt. Wenn es nach ihr ginge, würde Lena hinter Gittern sitzen und auf keinen Fall mehr als Polizistin arbeiten. Leider hat sie nichts gegen sie in der Hand, außer ihren Gefühlen voller Rachegelüste. Schon bald wird sie allerdings ihren Vorsätzen untreu, denn ein Hilferuf aus dem Polizeirevier erreicht sie. Ein alter Patient von ihr, mittlerweile natürlich dem Kindesalter entwachsen, bittet sie um Hilfe. Als sie sich dann endlich dazu durchringt, ist er bereits tot, er hat sich in seiner Zelle umgebracht, ohne vorher noch zu beteuern, dass er es nicht gewesen ist. Für Sara ganz klar, Lena ist schuld, sie hat dem debilen Jungen ein Geständnis abgerungen und ihn anschließend verzweifelt zurückgelassen, dabei hat sie ihm noch das Mordwerkzeug zugesteckt. Ihr Rachefeldzug ist eröffnet, mit einem Tunnelblick, der keinerlei Abweichungen zulässt, hetzt sie wie eine Wahnsinnige gegen Lena, die sich eigentlich diesmal nichts vorwerfen kann.

Natürlich gibt es auch noch einen richtigen Fall, ein junges Mädchen wird ertrunken aus einem See gefischt, eigentlich sieht es erst einmal nach Selbstmord aus. Bei der Durchsuchung ihrer Wohnung ereignet sich ein dramatischer Zwischenfall, der mutmaßliche Mörder wird zwar festgenommen, verursacht dabei aber auch Personenschaden. Und alle schieben Lena die Schuld dafür zu. Alles tritt in den Hintergrund, denn fast das ganze Buch lang muss Lena sich rechtfertigen und ihre Unschuld beweisen. Dabei kann sie einem schon fast Leid tun, denn diesmal benimmt sie sich sogar anständig, von ihren früheren Eigenmächtigkeiten ist nicht mehr viel übrig. Einen langen Weg ist Lena für diese Charakteränderungen gegangen, wozu auch der neueste Coup der Autorin zählt. Ihr neuer Freund ist kein Unbekannter, was auch immer die Autorin geritten hat, diese Wendung einzuführen, beim Leser hinterlässt sie Unbehagen.

Zusätzlich gibt es dann ja noch Will Trent, der von Sara hinzugezogen wird, um den Mord aufzuklären und möglichst Lena verhaftet. Immer noch ist es völlig unerklärlich, wie er mit seiner Dyslexie zu seinem hohen Rang gekommen ist, aber für Sara gibt er gerne den Ritter. Er setzt sich über eingeschlichene Konventionen hinweg und deckt so manche Korruption auf, denn das Revier ist nach Jeffreys Weggang ziemlich heruntergekommen. Alkohol und Korruption nehmen überhand, ein jeder ist sich selbst der Nächste und versucht sein möglichstes, den Anderen zu schaden und zu vernichten. Gemeinschaftsgeist fehlt völlig, das Vertrauen ineinander ist zerstört. Dies alles überschattet die eigentliche Geschichte, es kann doch nicht nur an einer einzelnen Person liegen, die alle Fäden in der Hand hält und nach deren Weggang die Polizei zu einem einzigen Sündenpfuhl wird.

Saras Paranoia verleidet allerdings völlig das Lesevergnügen, ihre Hexenjagd nach Lena ist irrealistisch, völlig überzogen und lässt sie selber in einem schlechten Licht erscheinen. Wie gut, dass Will sie zwischendurch immer mal wieder von ihrem hohen Ross herunterholt und eigentlich als Einziger Spuren findet und hinter die Geheimnisse des Falles steigt. Der Schluss kann auch nicht überzeugen, man hätte gerne noch mehr über die Motivation erfahren und vor allem auch über die Ursachen der einzelnen Todesfälle. Wer sich die epischen, lyrischen Ergüsse über Saras Rachegelüste ersparen will, der sollte zum Hörbuch greifen, das beschränkt sich aufs Wesentliche, so dass es wenigstens Spannung garantiert.


Fazit

Langsam driftet die Serie ins Lächerliche, überzeugen kann Karin Slaughter mit Letzte Worte leider nicht. Sehr fragwürdig, warum sie eine beliebte Person geopfert hat, wenn das Niveau danach ins Bodenlose fällt. Ob sie es schaffen wird, den freien Fall aufzuhalten?


Pro und Contra

+ bereits bekannte Charaktere
+ eigentlich interessantes Mordmotiv
+ Lenas Veränderung
+ Straffung im Hörbuch

- Saras Hexenjagd gegen Lena
- Korruption und Alkoholsucht
- grobe Ermittlungsfehler
- eigentlicher Fall gerät über private Geltungssüchte ins Hintertreffen
- Jeffreys Verherrlichung
- allgemeine negative Grundstimmung

Wertung sterne3

Charaktere 3/5
Handlung 3/5
Lesespaß 3/5
Preis/Leistung 3/5


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