Das dritte Testament Bd.2 - Matthäus oder das Gesicht des Engels (Xavier Dorison, Alex Alice)

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Verlag: Carlsen Comics (März 2000)
Softcover,  48 Seiten, 10 Euro
ISBN-13: 978-3-551-76322-8

Genre: Historie, Religion, Krimi, Thriller, Mystery


Klappentext

„Conrad, das gefällt mir nicht! Die Bibliothek entweihen, ihre Geheimnisse bergen…Gott hat uns gewarnt!“


Rezension

„…Wenn alles zu Ende sein wird, halte dich von ihm fern. Finde jemanden, der zu unserer Welt gehört…Jemand, der dir etwas anderes bieten kann, als das Blut seiner Opfer, das er mit einem Schwur rechtfertigt!“

Conrad von Marburg und seine neue Begleiterin, Elisabeth von Elsenor, finden auf ihrer Suche die geheimen Reisetagebücher des Julius von Samaria. Ihr Weg führt sie zu der Handelsstadt Toledo, um in der dortigen Bibliothek nach einem bestimmten Dokument zu suchen. Sie sind jedoch nicht allein, denn stets werden sie von jenen verfolgt, die es auch schon im ersten Band(siehe Rezension zu Das Dritte Testament, Band 1: Markus oder Das Erwachen des Löwen) auf sie abgesehen haben. Diesmal werden die Konturen klarer, wer diese Verfolger eigentlich sein könnten. Ihre Reise führt weiter, als sie vorher vermutet hätten, denn sie gelangen bis zu einem alten, schottischen Kloster, in dem sie die Dienste eines irischen Taschendiebs beanspruchen. Dieser hat schon seit längerer Zeit kirchliche Beweise gesammelt, die nun von Nutzen sein können. Marburg und Elisabeth bekommen jedoch noch weitaus mehr zu sehen, als sie sich erhofft hatten. Doch hinter den Entdeckungen stehen immer diejenigen, die sie dort im Verborgenen halten wollten.

„Ich weiß, wir haben viel durchgemacht…die größte Gefahr erwartet uns erst noch! Dennoch bitte ich dich, kühlen Kopf zu bewahren…Überleg dir gut, wem du dein Vertrauen schenkst!“

Der zweite Band der Tetralogie ist ein würdiger Nachfolger des Ersten. Ging es vorher lediglich um die Vorstellung der Hauptakteure und das grobe Ziel der Mission, so gewinnen Personen und Geschichte immer mehr an Bedeutung und offenbaren Einiges an Brisanz. Man erfährt deutlich mehr aus Marburgs‘ inquisitorischer Vergangenheit, die nicht immer durch Milde und Nächstenliebe geprägt war. Für Elsenor, die den Tod ihres Ziehvaters noch überwinden muss, stellt sich die Frage, ob alles, was passiert ist, den Tod eines Menschen rechtfertigt. Momentan steht sie zwischen zwei Fronten: Nämlich die Mission weiterführen oder einen sicheren Ort suchen, in dem sie das Vergangene vergessen kann. Die Entscheidung wird auch nicht leichter, nachdem sie den irischen Taschendieb kennenlernt, der ihr offensichtliche Avancen macht. Nicht gänzlich abgeneigt von ihm, sträubt sie sich vor einer Liaison. Sie sucht nach einem Sinn für den plötzlichen Lebenswandel, weswegen sie oftmals kritisch und in sich gekehrt bleibt.

„Am siebten Tag tauchen sie wieder auf, Furcht in den Augen. Sie tragen ein in einer Bleiröhre aufbewahrtes Pergament bei sich, das sie Julius von Samarie anvertrauen…“

Eine weitere Frage, die ständig im Raum steht, ist, wer eigentlich dieser Julius von Samaria ist und welche Rolle er im Zusammenhang mit den Geschehnissen inne hat. Seine Geschichte wird im Nachfolgezyklus, Das Dritte Testament: Julius (siehe Rezension zu Band 1), erzählt. Doch in dieser Geschichte bleibt dieser Mann ein Rätsel. Was für ein Pergament hat er erhalten und viel wichtiger, von wem?
Die Entwicklung der Charaktere wird in diesem Band nicht zum Stillstand gebracht. Im Gegenteil: Es werden mehr Tiefen und Geheimnisse aufgedeckt, die der Geschichte noch sehr viele Wendungen geben werden. Der Leser meint Marburg zu kennen, doch dieser Mann vermag von Seite zu Seite neu zu überraschen. Elisabeth ist in ihrem Verhalten noch eine sehr schwankende Persönlichkeit, die ihren festen Stand noch suchen muss. Der Taschendieb ist jemand, der seiner Linie bisher immer treu geblieben ist und ein Mann, der besonders Elisabeth Mut und Leben einhauchen kann. Interessant wird sein, ob er sich seiner neuen Gruppe treu gegenüber verhalten wird oder ob ihm das Geld für einen Auftrag doch wichtiger ist. Matthäus oder das Gesicht des Engels gibt einen Grundton vor, in dem sehr viele Entscheidungen getroffen und vorbereitet werden müssen.  

Das Team um Dorison und Alice hat auch hier in Nichts nachgelassen. Die Komposition zwischen Zeichnungen und Text korreliert wieder wunderbar miteinander, sodass man auch bei der hohen Dichte an Geschehnissen, ein komplettes Werk vor sich hat. Obwohl dies der zweite Band ist und noch zwei weitere folgen werde, ist er an sich geschlossen. Alle Ereignisse hängen miteinander zusammen, doch reißen sie am Ende der Geschichte nicht ein. Sowohl Zeichner, als auch Szenarist haben wohlüberlegt Übergänge zwischen den einzelnen Abschnitten eingeführt, sodass man zwar etwas Ganzes in den Händen hält, aber trotzdem neugierig bleibt. Ein gelungener Spagat. Die Zeichnungen sind wirklich sehr schön anzusehen und sind immer an den richtigen Stellen passend koloriert. Traurigere, melancholischere Bilder sind von denen zu unterscheiden, in denen es gerade um Leben und Tod geht. Alice versteht sein Werk, denn er setzt immer die richtigen Elemente in den Vordergrund, ohne dass sie den Leser bzw. den Betrachter erschlagen. Auch Dorison wird seiner Rolle als Szenarist mehr als gerecht. Die Texte sind sehr gut portioniert und hegen stets ein gewisses Maß an Übersicht, da zu viel Text meist Bild und Motivation verdeckt. Der einzige Makel ist auch hier wieder das Fehlen eines kleinen Bonusteils, in der eine Übersicht über Personen und Geschehnisse gegeben wird. Ansonsten ist Matthäus oder das Gesicht des Engels ein weiteres Meisterwerk der Comic – Literatur.


Fazit

Wer wissen möchte, welche Gefahren auf Marburg und seine Gefährten noch warten, der sollte schnell zugreifen, da das Dritte Testament oftmals schnell vergriffen ist. Der Preis ist mit 10 Euro wirklich gerechtfertigt, da man hier ein wirklich angemessenes Preis-/ Leistungsverhältnis vorfindet.


Pro/Contra

+ weitere Geheimnisse
+ neue Gegner
+ überraschende Wendungen
+ neue Charaktere und Charakterentwicklungen

- kein Bonusteil
- fehlende Übersicht

Bewertung:

Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4,5/5
Lesespaß: 4/5
Zeichnungen: 5/5
Preis/ Leistung: 5/5


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