Das Haus unter den Zypressen (Katja Maybach)

maybach k-das haus unter den zypressen

Knaur Verlag, 1. Auflage, März 2013
Taschenbuch, 382 Seiten,
9,99 Euro [D] 10,30 Euro [A]
ISBN-13: 978-3-426-63997-9

Genre: Roman


Klappentext

Großes Gefühlskino – aufwühlend und extrem spannend!

1940: Erst nach dem Tod ihres Großvaters erfährt Giuliana etwas über jene skandalöse Affäre, die ihre Großmutter Sophia einst zum schwarzen Schaf der Familie machte. Als Giuliana sie nun in einem toskanischen Dorf aufspürt, entsteht zwischen den beiden Frauen sofort ein intensives Band. In Maria, einer jungen Frau aus dem Dorf, findet Giuliana zudem eine enge Freundin.
Doch als die beiden einen deutschen Deserteur verstecken, werden aus den Freundinnen Rivalinnen – eine Feindschaft, die ein blutiges Opfer fordern wird …


Die Autorin

Katja Maybach lebte viele Jahre in Paris und arbeitete in der Modebranche. Ihre Arbeiten wurden in zahlreichen Zeitschriften, unter anderem der italienischen »Vogue«, veröffentlicht. Nach einer schweren Krankheit begann sie erfolgreich, Romane zu schreiben. Die Autorin hat zwei erwachsene Kinder und lebt heute in München.


Rezension

Es ist 1940. Die junge Italienerin Giuliana hat mit ihrem Großvater gerade ihren letzten lebenden Verwandten verloren. Zeit zur Trauer bleibt ihr jedoch nicht, denn Mussolini verkündet den Krieg und führt Italien so eine Zeit voller Unruhe und Leid. Rom, Giulianas Heimat, ist nicht mehr sicher. Zu ihrer Überraschung entdeckt die junge Frau in den Unterlagen ihres Großvaters einen Brief an ihre Großmutter. Diese galt seit Jahren als tot, und niemand könnte überraschter sein, als Giuliana. Spontan entschließt sie sich, die Frau zu suchen, die noch vor ihrer Geburt so kaltherzig ihren Großvater verlassen hatte und nicht einmal bei der Beerdigung der gemeinsamen Tochter erschienen ist.
In der Toskana trifft sie schließlich auf Sophia und ist erstaunt über deren offene, freundliche Art. Sophia nimmt ihre Enkelin auf und bietet ihr in den scheren Zeiten des Krieges ein Heim. Ein Freundschaft entwickelt sich, obwohl viele Geheimnisse ungeklärt sind.
Neben ihrer Arbeit in der Manufaktur der Großmutter freundet sich Giuliana mit Maria an, eine unabhängige Frau, die im Dorf eine Bäckerei besitzt. Als sich Sophia auf Geschäftsreise befindet, stoßen Maria und Giuliana auf einen verletzten Deutschen. Entgegen besseren Wissens verstecken sie den Deserteur. Während seiner Genesung suchen beide Frauen seine Nähe, doch es ist letztendlich Giuliana, die das Herz des Deutschen gewinnt. Gekränkt von der Zurückweisung sinnt Maria auf Rache. Es kommt zum Eklat, und alle Beteiligten müssen lernen, mit ihren Entscheidungen und deren Auswirkungen zu leben.

Obwohl Maybach rund 10 Kriegsjahre in ihre 382 Seiten verarbeitet, zieht sich die Geschichte um Giuliana recht träge. So dauert es bereits über hundert Seiten bis sich Giuliana und ihre Großmutter das erste Mal treffen. Der erwartete Eklat bleibt aus. Stattdessen dümpelt sich die Handlung über unspektakuläre Dialoge dahin, bis der deutsche Deserteur Carl auftaucht. Dessen Besuch gleicht jedoch einem Intermezzo, denn kaum ist er da, ist er auch schon wieder verschwunden und Giulianas Leben geht weiter. Den Kreig kriegt man bis auf eine Szene ebenfalls kaum mit, so dass Das Haus unter den Zypressen  daher mehr einer Teilbiographie gleicht, in der die Liebe und der Krieg eine Nebenrolle spielen. Wirkliche Spannung kommt kaum auf.

Dies mag vielleicht an der Art des Erzählens liegen oder auch an den flachen Charakteren. Weder Carl noch die anderen Nebenfiguren erhalten wirklich Raum, um sich zu entwickeln. So bleibt unklar, wieso sich Giuliana in ihn verliebt, und auch Marias Verliebtheit in Carl ist unbegründet und ihr Handeln im Anschluss kommt daher mehr unerwartet. Vielleicht hätte Maybach bei ihrer Hauptfigur bleiben sollen, anstatt, in dem scheinbaren Bemühen, jedem Gerecht zu werden, von Giuliana zu Sophia, zu deren Liebhaber Mattia, zu Maria, zu Carl usw. zu wechseln. Dabei sticht keiner der Charaktere wirklich heraus, markante Eigenheiten fehlen.

Insgesamt bleibt Das Haus unter den Zypressen sowohl in Stil als auch Handlung schwach bis nichtssagend. Es gibt keine stilistischen Eigenheiten, keine besondere Figur, keinen wirklichen Höhepunkt, der haften bleibt. Zudem ergeben sich im Laufe der Zeit zu viele Zufälle, um Giulianas Hintergrund zufriedenstellend aufzuklären.


Fazit

In Das Haus unter den Zypressen verfolgt der Leser die junge Italienerin Giuliana in den schweren Jahren des zweiten Weltkriegs. Neben dem Krieg hat sie allerlei eigenen Probleme zu bewältigen, darunter familiäre aber auch die Liebe zu einem deutschen Deserteur. Katja Maybach versucht ein Rundumpaket, eine Mischung aus Roman und Historie, Liebesgeschichte und Drama. Das Gelingen scheitert allerdings an der Kürze des Buches sowie unangenehm viele Erzähler auf zu lang gestreckter Zeitlinie. Dadurch kommt es weder zu einer wirklichen Identifikation noch Spannung.


Pro/Contra

+ Idee
o Kürze des Buches
o viele Erzähler
- Löcher in der Geschichte werden durch offensichtliche Zufälle gestopft
- Charaktere bleiben zu blass

Bewertung: stern2

Charaktere: 2,5/5
Handlung: 2/5
Lesespaß: 2/5
Preis/Leistung: 3/5