Ich blogg dich weg (Agnes Hammer)

alt

Loewe-Verlag, 1. Auflage März 2013
Taschenbuch, 160 Seiten
5,95 € (D) | 6,20 € (A)
ISBN: 978-3-7855-7706-6
Leseprobe

Genre: Jugendbelletristik / aktuelle Themen


Klappentext:

Julie ist schön, beliebt und kann wundervoll singen. Zusammen mit ihrer Band will sie am Schulfest auftreten. Doch wie aus dem Nichts erhält Julie gemeine E-Mails, Beschimpfungen, Drohungen. Dann taucht im Internet ein gefaktes Facebook-Profil auf, das Julie als arrogante Zicke darstellt. Im Nu lästern Klassenkameraden und wildfremde User online über sie.
Julie verzweifelt. Wer tut ihr das an? Als sie auch noch die Band verlassen soll und die Drohungen in Gewalt umschlagen, eskaliert die Situation.


Rezension:

Im Grunde läuft Julies Leben ziemlich rund: Sie ist in der Schule beliebt bei Mitschülern und Lehrern, hat tolle Freunde und liebevolle Eltern, wohnt in einem hübschen Haus und ihre Band „Jase Noju“ ist zumindest regional recht erfolgreich. Natürlich gibt es auch Personen, die nicht allzu gut auf sie zu sprechen sind, doch die Anzahl dieser hält sich in Grenzen. Zumindest nimmt Julie das an und fällt aus allen Wolken, als sie plötzlich E-Mails erhält, in denen sie beschimpft und bedroht wird. Anfangs tut sie diese noch als harmlosen Streich ab, obwohl sie ihr ein ungutes Gefühl geben und sie auch mit Alpträumen plagen. Doch als auch noch ein Fake-Profil mit echten Fotos von ihr auftaucht und sogar Leute, die Julie nicht kennen, mit wüsten Beschimpfungen anfangen, weiß sie nicht mehr, was sie machen soll. Aus Scham vertraut sie sich auch ihren Eltern nicht gleich an, sondern versucht, allein wieder Herr über die Situation zu werden – erfolglos. Als schließlich auch der Auftritt ihrer Band beim Schulfest gefährdet ist, weil ihr die Stimme völlig versagt, und sie mitten am Tag auf offener Straße angegriffen wird, ist Julie klar, dass sie etwas unternehmen muss und sich der Sache nicht länger allein stellen kann.

In Zeiten, wo fast jeder ein SocialMedia-Profil hat, findet Mobbing nicht mehr nur direkt statt, sondern hat sich auch auf das Internet ausgebreitet. Die Anonymität des World Wide Web bietet hier leider auf vielfache Weise Schlupflöcher, denn niemand weiß wirklich, wer sich hinter einem Profil oder einem Nickname versteckt. Agnes Hammer nimmt sich hier ein wichtiges und ernstes Thema zur Brust, denn durch die Internetfreiheit kann Mobbing heutzutage sehr viel weitere Kreise ziehen. In Ich blogg dich weg geht es jedoch nicht um Mobbing in Bloggerkreisen, wie der Titel eventuell weis machen will, sondern um die Möglichkeit, jederzeit ein Fake-Profil für jeden Menschen zu erstellen und damit einen riesigen Schaden anzurichten. Was leider auch die Gefahr mit sich bringt, dass durch dieses Buch nicht nur Aufklärungsarbeit geleistet wird, sondern vielleicht auch neue Ideen gesät werden. Trotzdem gehört dieses 160 Seiten starke Werk wahrscheinlich zu den wichtigsten in der heutigen Zeit und sollte von möglichst vielen, vor allem jungen Menschen gelesen werden – um sich der Gefahr bewusst zu werden und noch besser auf sich aufzupassen.

Agnes Hammer bringt mehrere Charaktere ins Spiel, von denen jeder der „Übeltäter“ sein könnte, der Julie das Leben zur Hölle macht. Dabei schießt sich der Leser recht schnell auf eine bestimmte Person ein, die tatsächlich das größte Potential hat. Aber auch alle anderen scheinen ein echtes Motiv zu haben, was es schwer macht, sich auf einen Charakter festzulegen. Natürlich klärt sich am Ende alles auf, doch obwohl der Verursacher schließlich gestellt wird, bleiben viele Fragen offen. Für erfahrene Leser ist die Aufklärung nicht unbedingt überraschend, vor allem aber liefert die Autorin keine richtigen Lösungen für solche Fälle. Was, wenn man bedenkt, dass Ich blogg dich weg trotz aller Ernsthaftigkeit immer noch ein Unterhaltungsroman ist, nicht besonders ins Gewicht fällt. Trotz einiger Verwirrungen bietet der Roman tatsächlich kurzweilige Unterhaltung und kann wegen seiner leserfreundlichen Sprache auch in einem Rutsch durchgelesen werden. Das Thema hallt noch lange nach und hat sicherlich eine Menge Potential für angeregte Gespräche und hitzige Diskussionen. Neben den Klassikern sollten Lehrer in der Mittel- und Oberstufe durchaus darüber nachdenken, das Buch und die Thematik in den Lehrplan aufzunehmen.


Fazit:

Ich blogg dich weg eignet sich nicht nur, auch wegen des geringen Seitenumfangs, perfekt als Schullektüre mit ausgiebigen Diskussionsrunden, sondern schafft es auch, ein ernstes Thema in angemessener Ausführung bei heranwachsenden Lesern anzusprechen. Agnes Hammer liefert eine gut lesbare und den Ernst vermittelnde Geschichte, die zeigt, wie gefährlich das eigentlich harmlose Internet sein kann und wie leicht sich auch ungewollt eine Lawine lostreten lässt. Ein wichtiges und aktuelles Buch!


Wertung: alt

Umgang mit dem Thema: 4,5
Handlung: 3,5/5
Charaktere: 4,5/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 5/5