Der Glöckner von Notre Dame Bd.1 - Der Tag der Narren (Robin Recht, Jean Bastide)

Verlag: Splitter; (Februar 2013)
Gebundene Ausgabe: 48 Seiten; 14,80 €
ISBN-13: 978-3868695700

Genre: Historik
/ Drama


Klappentext

NOTRE DAME

„Heute Abend herrscht verkehrte Welt,
und die Noblen küssen den Arsch der Bettler!
Heute Abend hat das Unkraut blaues Blut!“

„Heute Abend feiern wir das Narrenfest!“


Rezension

Victor Hugo gehört zu den bedeutendsten Schriftstellern der Welt. Während er in Deutschland hinter anderen seiner Landsleute zurücksteht, ist er in seinem Heimatland Frankreich bekannter und beliebter als ein Voltaire, Molière oder Balzac. Seine in Deutschland berühmtesten Werke dürften Die Elenden/ Les Misérables und Der Glöckner von Notre Dame sein. Beide sind schon mehrfach verfilmt und für andere Medien bearbeitet worden. Im Fall vom Glöckner von Notre Dame dürften die Verfilmungen von Disney und die mit den Weltstars Anthony Quinn und Gina Lollobrigida am beliebtesten und bekanntesten sein. Beide sind im Gedächtnis der Menschen geblieben. Und so ist es kein Wunder, dass es auch viele Umsetzungen in andere Medien von dieser tragischen Geschichte gibt. Robin Recht und Jean Bastide haben Victor Hugos Roman nun als Comic umgesetzt. Ein gewagtes Unterfangen, aber auch eins welches sich lohnt, bietet allein der Handlungsort genug Möglichkeiten für Schauwerte und mit Der Esmeralda ist auch eine weibliche Protagonisten vorhanden, die ebenfalls zu beeindrucken weiß.

Und so entfaltet sich die tragische Geschichte um den Glöckner von Notre Dame erneut. Alles beginnt noch recht harmlos. Der gealterte Dichter Pierre Gringoire verspricht seiner Enkelin, die Geschichte eines Mädchens zu erzählen, welches er einst kannte. Eine Geschichte über Liebe und Eifersucht. Zunächst erzählt er ihr aber eine andere. Die, eines von Zigeunern gestohlenen Kindes und eines anderen, entstellten, welches vom Erzdiakon von Notre Dame aufgenommen wurde. Erst dann kommt er auf die Ereignisse in Paris zu sprechen, die ihn selbst prägten. Denn dieser alte Herr, Pierre Gringoire, ist eine der Hauptpersonen in der sich entfaltenden Geschichte. Und gleich im ersten Band überschlagen sich die Ereignisse. Esmeralda wird von Quasimodo angegriffen und von Hauptmann Phoebus gerettet und Gringoire selbst gerät auf den Wunderhof. Ein Ort an dem die Bettler und Strolche herrschen und ihren eigenen König besitzen, der ihr Recht spricht. In Folge soll Gringoire hingerichtet werden. Das einzige, das ihn rette könnte, wäre, wenn eine Frau ihn für sich beansprucht - und das Wunder geschieht. Esmeralda taucht plötzlich auf und nimmt den Dichter zum Mann.

Sicher muss bei einer Umsetzung in ein anderes Medium als den Roman, manches verkürzt, abgeändert und weggelassen werden, aber Robin Recht hat es verstanden, dies so behutsam zu tun, dass der Geist von Hugos Geschichte erhalten bleibt. Der Kern der Erzählung ist vorhanden und nicht nur rudimentär, sondern der Leser bekommt einen wirklich Einblick in die Figuren und ihre Motivationen. Ein Vorteil für Robin Recht ist mit Sicherheit die Tatsache, dass er auf längere Beschreibungen verzichten konnte, da sich diese in den Zeichnungen wiederspiegeln sollten.
Das hängt natürlich vom Zeichner und der Qualität seiner Zeichnungen ab. Aber hier hat Recht einen wirklichen Glücksgriff getätigt.

Jean Bastide zaubert einfach betörende Bilder aufs Blatt, die alle die Magie und unterschwellige Romantik der Geschichte einfangen können. Quasimodos Häßlichkeit, in der sich eine gewisse Melancholie verbirgt, stellt Bastite genauso perfekt dar, wie die Schönheit Der Esmeralda. Besonders Esmeralda nimmt den Blick des Lesers gefangen. Mehrfach zeigt Jean Bastite nur ihre Augen, die so ihren Charakter transportieren können. Und nicht zuletzt fängt er das Ambiente des Paris jener Zeit ein. Die eindrucksvollen Gebäude und die kleinen Häuser, alles entfaltet seine ganz eigene Pracht. Auch wenn die titelgebende Kirche noch nicht zu sehen ist. Die Farbgebung ist dann das I-Tüpfelchen. Es herrschen dunklere Töne vor, die Die Esmeralda in ihrem roten Kleid umso mehr hervorstechen lassen und sie etwas vom Rest der Menschen entrücken. Besser hätte dieses Album zeichnerisch nicht umgesetzt werden können.

Wie bei Splitter üblich ist Der Glöckner von Notre Dame gebunden und allein das Titelbild ist schon ein echter Hingucker und wert, es sich als Poster an die Wand zu hängen.


Fazit

Robin Rechts und Jean Bastides Umsetzung des Glöckner von Notre Dame ist mehr als nur gelungen. Eine perfekte Umsetzung von Victor Hugos Klassiker in das Medium Comic. Der zweite Band wird sehnlichst erwartet.


Pro & Contra

+ Blickwinkel
+ Zeichnungen, die einfach malerisch sind
+ Robin Recht gelingt es den Roman behutsam anzupassen

Bewertung:


Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4,5/5
Zeichnungen: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 4/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Robin Recht:

Rezension zu Der Glöckner von Notre Dame Bd.2 - Quasimodo
Rezension zu Das Dritte Testament: Julius Bd.1
Rezension zu Conan – Ymirs Tochter