Apartment 16 (Adam Nevill)

Verlag: Heyne (09.April 2012)
Taschenbuch: 496 Seiten, € 14,99
Sprache: Deutsch
Originaltitel: Apartment 16
ISBN-13: 978-3453528765

Genre: Horror


Klappentext

Im Barrington House, einer exklusiven Wohnanlage in einem der teuersten Viertel Londons, steht das Apartment 16 leer. Düstere Legenden ranken sich um die Wohnung, denn einst sollen sich dort grauenhafte Dinge ereignet haben, und noch immer geht eine eigentümliche Bedrohung von den Räumlichkeiten aus, sodass niemand es wagt, Apartment 16 zu betreten.
Als die junge Amerikanerin April erfährt, dass sie die Londoner Wohnung ihrer Großtante Lillian geerbt hat, kann sie ihr Glück zunächst kaum fassen. Sofort reist sie nach London, um ihr Erbe im Barrington House anzutreten. Dort angekommen stellt sie fest, dass Lillian unter äußerst mysteriösen Umständen aus dem Leben geschieden ist. Bald wird Apryl klar, dass ihre Großtante panische Angst vor irgendetwas hatte. Obwohl ihre eigene Beklemmung mit jedem Tag, den sie in Barrington House verbringt, wächst, ist sie entschlossen, den Tod ihrer Tante aufzuklären. Die Spuren führen Apryl zu Apartment 16, und je näher sie der Lösung des Rätsels kommt, desto größer wird ihre Angst. Und sie hat allen Grund sich zu fürchten - denn die Tür zu Apartment 16 ist das Tor zur Hölle ...


Rezension

Voller Erwartungen kommt Apryl nach London, um dort ihr Erbe zu sichten: Die Wohnung ihrer Großtante Lillian. Einerseits ist die junge Frau fasziniert vom prunkvollen Ambiente des Hauses, zum anderen merkt sie aber sehr rasch, dass mit diesem Gebäude etwas ganz und gar nicht zu stimmen scheint. Auch beim Tod ihrer Tante ergeben sich immer mehr und immer haarsträubendere Ungereimtheiten, sodass sich Apryl entschließt, der Sache auf den Grund zu gehen. Alle Fäden scheinen im geheimnisvollen Apartment 16 zusammenzulaufen, einer schon seit Jahren leer stehenden Wohnung im selben Haus, die niemand betreten darf. Dafür gibt es auch handfeste Gründe ...

Alle Zutaten zu einer spannenden Gruselstory scheinen hiermit gegeben, allerdings bleibt die Umsetzung ein erhebliches Stück hinter den Erwartungen zurück.
Die Erzählperspektive wechselt zwischen Apryl und Seth, einem Künstler, der im Barrington House als Nachtportier jobbt, hin und her, wobei beide Handlungsstränge vielversprechend durchstarten und sich unterhaltsam lesen. Das Gänsehaut-Feeling steigt zunächst kontinuierlich an, doch dann häufen sich detaillierte Beschreibungen von Dingen, die oft weder für den Fortgang noch das Verständnis der Story vonnöten sind. Dem gegenüber steht eine Handlung, die ein wenig mager ausgefallen ist; und darüber trösten auch die sich wiederholenden Schilderungen vom gespenstischen Eindruck des geheimnisvollen Appartements nicht hinweg. Der Plot verliert seinen anfänglichen Schwung, plätschert vor sich hin und alle zuvor aufgebaute, beklemmende Stimmung schlägt in Langeweile um.
Faszinierend klingende Nebenstränge verlaufen im Nichts, sodass sich der Leser dabei nach Sinn und Zweck fragt. Dadurch entsteht gelegentlicher Lesefrust, denn einiges davon, wie beispielsweise der illustre Hessen-Freundeskreis, wäre sehr interessant weiter zu verfolgen gewesen.
Gut gelungen erscheint die Entwicklung des Kunstmalers Seth, dessen Psyche systematisch zu verfallen scheint und dessen Erlebnisse regelrecht surrealistische Züge annehmen. Die anderen Charaktere bleiben jedoch eher farblos und es ist schwierig, zu ihrem Tun und Dasein eine Beziehung aufzubauen. Nicht einmal die Todesfälle gehen dem Leser wirklich nah.
Insgesamt drängt sich der Eindruck auf, dass dem Autor die Ideen etwas knapp geworden sind, oder dass er nach der Hälfte die Lust an der Sache verloren hat. Zudem finden sich einige seltsam holprige Satzkonstruktionen, deren Ursachen aber auch in der Übersetzung liegen können. Für schlampige Recherche ist allerdings der Autor alleine verantwortlich: Die im Roman erwähnte Waffen-SS, die Mr. Nevill ins Jahr 1937 verlegt hat, gab es in Wirklichkeit erst zwei Jahre später.
Als eine zusätzliche Enttäuschung entpuppt sich dann noch der Schluss, der regelrecht lieblos zusammengeschustert wirkt und eine ganze Menge wesentlicher Fragen unbeantwortet hinterlässt.


Fazit

Eine Gruselstory mit zwar toller Idee, aber ohne wirklichen Grusel und in unterdurchschnittlicher Umsetzung. Hier wurde viel Potenzial verschenkt!


Pro & Kontra

+ gruselig/spannende Idee
+ gelungener Anfang
+ streckenweise gute Charakterentwicklung

o leichter Ekelfaktor
o wechselnde Erzählperspektiven

- sich wiederholende Beschreibungen
- Handlungsarm
- Im Nichts verlaufende Nebenstränge
- stellenweise holperiger Schreibstil
- viele Längen
- fehlerhafte Recherche
- unbefriedigendes Ende

Wertung:

Handlung: 2/5
Charaktere: 2,5/5
Lesespaß: 2/5
Preis/Leistung: 2/5