Sarah Burrini (24.08.2013)

Interview mit Sarah Burrini

Literatopia: Hallo Sarah, der zweite Band Deines Comics „Das Leben ist kein Ponyhof“ ist gerade erschienen. Worauf darf man sich freuen?

about ichSarah Burrini: Auf viele absurde Gags und Geschichten um die Pop- und Nerdkultur. Auf ein  größeres Format im Vergleich zum Vorgänger und auf eine Special Edition mit Glow-In-The-Dark-Cover.

Literatopia: Du hast eine Zeit lang in einem amerikanischen Studio gearbeitet und fährst auch heute noch immer wieder für ein paar Wochen dort hin. Inwiefern unterscheidet sich das Arbeiten hier und dort? Fördert solch ein Austausch die Kreativität?

Sarah Burrini: Auf jeden Fall. Man lernt professionelle Tricks, für die man sonst viel länger gebraucht hätte, um diese herauszufinden. Bei so viel geballtem Talent konnte ich von jedem etwas anderes lernen. Ein Unterschied im Vergleich zum Arbeiten in Deutschland ist zum Beispiel, dass es öfters vorkommt ein Projekt durch Arbeitsteilung zu realisieren. Skript, Vorzeichnung, Tusche, Koloration und Lettering kommen nicht immer aus einer Hand.

Literatopia: Du warst auch schon in den Verlagsräumen von Dark Horse. Hast Du dort zufällig eine Comicgröße getroffen wie beispielsweise Mike Mignola?

Sarah Burrini: Hehe, leider nein, das hätte ich toll gefunden, da ich ein großer Fan bin. Im Dark Horse Verlagsgebäude gibt es kein Zeichnerstudio, weshalb man da eher selten auf Zeichner trifft. Aber ich habe dort sehr interessante Einblicke in die Arbeitsweise des Verlags bekommen. Und sie haben  dort einen riesigen Raum mit fantastischen Actionfiguren.

Literatopia: Würdest Du gerne für einen der beiden großen Superhelden-Verlage zeichnen oder bleibst Du lieber bei Deinen eigenen Sachen und genießt es, Superheldencomics nur zu lesen?

Sarah Burrini: Ich persönlich lese zwar auch, aber eher selten Superheldencomics. Mich interessieren eher die Stoffe von Vertigo (Watchmen, V wie Vendetta), Image Comics (Witchblade, The Walking Dead), IDW Publishing (Star Trek, Angel, Dungeons & Dragons) oder Oni Press (Courtney Crumrin, Scott Pilgrim). Für diese Verlage würde ich wirklich gerne zeichnen und es passiert da auch gerade etwas. Leider darf ich das noch nicht ankündigen.

Literatopia: Welche Künstler/Comiczeichner haben Dich beeinflusst?

about ngumbeSarah Burrini: Das ist die Frage, bei der ich immer das Gefühl habe Jemanden zu vergessen.

Jeff Smith (Bone), Carl Barks (Disney/ Entenhausen), Don Rosa (Dagobert Duck), Jaime Hernandez, Brian Lee O Malley (Scott Pilgrim) und jetzt habe ich bestimmt wieder Jemanden vergessen.

Literatopia: Jetzt die wichtigste Frage für alle Nerds: Marvel oder DC?

Sarah Burrini: Ich bin da nicht so rigoros. Wenn mir die Story und die Umsetzung gefällt, ist mir der Verlag erstmal egal.

Literatopia: Du hast in einem Zeichentrickstudio gelernt und gearbeitet. Woran hast Du da gewerkelt und vermisst Du diese Arbeit?

Sarah Burrini: Ich habe da an einigen echt schönen Projekten gearbeitet wie z.B. bei bekannten Sendungen wie  Käpt'n Blaubär, die Sendung mit der Maus und Löwenzahn. Aber auch an Perlen wie „Der Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat“. Mir hat die Arbeit Spaß gemacht, aber ich vermisse sie nicht wirklich. Trickfilm war nie mein Wunschmedium.

Literatopia: Woher bekommst Du die Ideen für Deinen Comicstrip?

Sarah Burrini: Aus dem Alltag. Alles, was mich umgibt, kann potenziell in meinen Comics vorkommen.

Literatopia: Wie lange dauert es von der Idee bis zur Fertigstellung?

Sarah Burrini: Ungefähr 6-8 Stunden.  Die Ideenfindung dauert dabei am Längsten.

Literatopia: Nun aber zu Deiner doch recht ungewöhnlichen WG. Wie lebt es sich zusammen mit einem Elefanten, einem Pony und einem sprechenden Pilz?

Sarah Burrini: Meistens ist es ganz okay. Sie stiften zwar viel Unruhe, aber im Prinzip haben sie ein gutes Herz. Vielleicht bin ich aber auch zu nachgiebig.

  

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Literatopia: Ngumbe war einmal kurzfristig im Zoo eingesperrt. Hat dies Narben auf der empfindlichen Künstlerseele des Elefanten hinterlassen? Und was ist aus seiner großen Liebe geworden?

Sarah Burrini: Das weiß man noch nicht so ganz. Er spricht nicht gern über seine Gefühle. Ich habe den Eindruck, dass er da zu viel mit sich selbst ausmacht. Aber ich bin mir sicher, dass er sich mit seiner Herzensdame noch aussprechen muss.

Literatopia: Was macht Deine entlaufene Frisur? Ist sie immer noch auf Tour?

Sarah Burrini: Jepp. Sie schickt öfters mal Postkarten aus aller Welt. Mexiko City, Las Vegas, Bad Salzufflen. Aber ich habe gehört, die Band ist schon leicht genervt von ihr. Vielleicht lösen sie sich ja bald auf.

about buttiLiteratopia: Butterblume, oder kurz Butti, hat ja eine finstere Vergangenheit? Wird diese ihn noch einmal einholen? Und wird das Pony wieder sprechen?

Sarah Burrini: Das weiß keiner. Da gibt’s sich der Hufling geheimnisvoll. Aber irgendwo da draussen muss ja noch sein kleiner Bruder Fredo herumlaufen. Vielleicht kommt er ja mal wieder…

Literatopia: Der chaotischste und geschäftstüchtigste Deiner Mitbewohner ist mit Sicherheit El Pilzo. Wie schafft Du es ihn immer wieder zu bremsen, so dass noch was von der Wohnung übrig bleibt und nicht alle im Gefängnis landen?

Sarah Burrini: Das weiß ich nicht und ich würde auch nicht mit Sicherheit behaupten, dass das nicht irgendwann passieren wird. Bisher haben wir einfach nur Glück gehabt.

Literatopia: Wie häufig musstest Du Deine Wohnung wegen Deiner Mitbewohner schon renovieren?

Sarah Burrini: Ach, wir haben einfach über alle Problemstellen Bilder gehängt. Sehr sehr große Bilder.

Literatopia: Hast Du Deine Nutellasucht überwunden?

Sarah Burrini: Tatsächlich ja. Das ist etwas, was nur noch in meinen Comics vorkommt. Mein reales Ich sucht sich dafür aber immer neue Süßigkeitensubstitute. Momentan sind es Schoko-Flakes.

Literatopia: Wird Dein Comic Alter Ego ein weiteres Mal ins Kostüm von Nerdgirl schlüpfen?

Sarah Burrini: Da bin ich ziemlich sicher. Dafür hat mir die Storyline zu viel Spaß gemacht.

Literatopia: Wann wird es El Pilzo als Plüschfigur geben? Und was hat er dazu gesagt, dass Butti und Ngumbe in Bezug darauf bevorzugt wurden?

Sarah Burrini: Ach, er ist nicht so der neidische Typ. Er hat nur die Dollarzeichen in den Augen. Damit muss er sich aber noch gedulden. Die Produktion der Plüschfiguren war immer sehr aufwendig und der finanzielle Ertrag daraus geringer als man denkt. Es ist eher ein Liebhaberprojekt, das ich angehe, wenn ich wieder mehr Zeit habe.

about elpilzoLiteratopia: Hat Dich der Erfolg Deines Comicstrips eigentlich sehr überrascht? Schließlich gibt es schon recht viel Merchandise. Wie stolz bist Du auf diesen Erfolg?

Sarah Burrini: Ich bin natürlich sehr glücklich darüber, dass das, was man sich da im stillen Kämmerlein so ausdenkt da draußen ankommt. Ich bin schon immer noch überrascht und sehr dankbar, dass das so ist.

Literatopia: Du warst auf der Spielemesse 2012 in Essen? Womit hast Du mehr Zeit verbracht. Signieren oder einkaufen?

Sarah Burrini: Definitiv signieren.

Literatopia: Wo bist Du dieses Jahr zwecks Signierstunde anzutreffen?

Sarah Burrini: Am 3.8. war ich gemeinsam mit meinen Kollegen Marvin Clifford und Mario Bühling im COMIX in Hannover, dann werde ich noch im Oktober auf der Comic Action in Essen und im selben Monat auf der Buchmesse sein. Wahrscheinlich signiere ich auch noch auf der Intercomic im November in Köln.

Literatopia: Dieses Jahr wird auch ein zweiter Comic von Dir erscheinen, „Astrum Noctis“. Kannst Du darüber etwas erzählen?

Sarah Burrini: "Astrum Noctis" ist ein schwarz/weiß-Comic in klassischer italienischer "Fumetti"-Tradition. Er erzählt die Geschichte einer jungen Internatsschülerin, die dunkle Kräfte in der elitären Internatsschule, einer mittelalterlichen Abtei entdeckt.

Der Comic entstand in Zusammenarbeit mit meiner Kusine in Italien und ich freue mich sehr, dass Dani Books ihn aufgegriffen hat, um ihn auf deutsch herauszugeben. Der Comic enthält zwar keinen Ponyhof-Humor, dafür darf man sich etwas gruseln.

Literatopia: Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg bei den anstehenden Veröffentlichung und Grüße an Deine Mitbewohner.

 

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Sehenswerter Beitrag über Sarah Burrini auf Youtube

 


Autorenfoto und Bildmaterial: Copyright by Sarah Burrini

Rezension zu "Das Leben ist kein Ponyhof"


Dieses Interview wurde von Markus Drevermann für Literatopia.de geführt. Alle Rechte vorbehalten.