James Bond - Liebesgrüße aus Moskau (Ian Fleming)

Verlag: Cross Cult (März 2013)
Taschenbuch: 382 Seiten; 12,80 €
ISBN-13: 978-3864250781

Genre: Thriller


Klappentext

Die klassischen JAMES BOND 007-Romane von Ian Fleming – erstmals in ungekürzter und originalgetreuer Übersetzung.

James Bond 007


Jede wichtige Regierung der Welt hat eine Akte über James Bond, den britischen Geheimagenten. Nun hat ihn Russlands tödliche SMERSCH-Organisation auf ihre Abschlussliste gesetzt – und wählt als perfekten Köder die unwiderstehliche Tatjana Romanowa. Ihre Mission lautet, Bond nach Istanbul zu locken und ihn dort zu verführen, während ihre Vorgesetzten den Rest erledigen. Aber als Bond bereitwillig in die Falle tappt, folgt ein Spiel aus Finten und Verrat – und Bond ist gleichzeitig Einsatz und Preis …

„Neu übersetzt, erstmals ungekürzt und in optisch sehr hübsche Taschenbücher verpackt. Kurzweilige, spannende und genüssliche Lektüre für kalte Winterabende.“
Claudia Reicherter, Südwest Presse


Rezension

James Bond steht auf der Abschussliste. Zu oft hat er den russischen Geheimdiensten dazwischengefunkt und ihre Pläne durchkreuzt. Le Chiffre, Mr. Big und Hugo Drax wurden von ihm außer Gefecht gesetzt und so sehen sich die Offiziere und Verantwortlichen unter Zugzwang. James Bond muss sterben und das möglichst so, dass sein Tod auch gleichzeitig dem Secret Service schadet. Ein Plan wird ausgeheckt und beschlossen. Tatjana Romanowa soll im Dienste ihres Landes überlaufen und eine Verschlüsselungsapparat als Köder mitnehmen. Dabei spielt Bond eine wichtige Rolle, denn vorgeblich hat sie sich in ihn verliebt und sie besteht darauf, dass er sie nach England bringt. James Bond steigt ein und muss schnell feststellen, wie viel mehr hinter diesem verlockenden Angebot steckt. In Istanbul beginnt ein Spiel, das erst in Paris sein Ende finden und nachdem mehr als nur eine Leiche zurückgelassen wird.

Liebesgrüße aus Moskau gilt für viele Fans neben Goldfinger als bester Bond-Film der Connery-Ära und ebenso insgesamt betrachtet. Zudem ist der Film gleichzeitig der härteste Bond dieser Zeit. Lange wurde die Kampfszene im fahrenden Zug nur geschnitten im Fernsehen gezeigt. Der Roman ist dagegen vergleichsweise harmlos, musste Bond doch schon schlimmeres in früheren Romanen durchstehen. Dafür punktet Ian Flemings Buch auf andere Weise.
Bond trifft hier zum ersten Mal direkt auf Agenten des sowjetischen Geheimdienstes. Zwar hatte er schon vorher mit SMERSCH zu tun, aber nur durch Mittelsmänner, die er letztendlich immer tötete. Jetzt also soll es zur großen Abrechnung kommen. Ein offenes Attentat wäre aber zu plump und von daher wird ein perfider Plan ausgeführt. Ein Plan dessen Entstehen der Leser zum Großteil direkt miterleben darf, denn auf den ersten 135 Seiten steht nicht Bond im Mittelpunkt der Handlung, sondern seine Widersacher. Ian Fleming nimmt sich dieses Mal die Zeit der Bedrohung durch SMERSCH ein Gesicht zugeben oder vielmehr mehrere. Ob Rosa Klebb oder der englische Killer Grant im Dienste von SMERSCH, sie alle bekommen individuelle Charakterzüge und eine Hintergrundgeschichte, die nicht nur auf einer Seite abgehandelt wird. Dadurch gewinnt Liebesgrüße aus Moskau an Spannung und sogar etwas Tiefe. Auf den ersten Blick etwas ungewöhnlich ist dieses Vorgehen Flemings auf jeden Fall ein geglücktes Experiment, welches seine Romanreihe noch einmal besser werden lässt.
Wenn dann Bond seinen ersten Auftritt hat, ist der Leser schnell in gewohnten Gewässern, obwohl es schon etwas ungewohnt ist, James Bond mit Liebeskummer zu erleben, da ihn seine Freundin Tiffany Case (siehe Diamantenfieber) verlassen hat. Aber Bond wäre nicht Bond, wenn er nicht sofort bereit wäre, sich in das nächste Abenteuer zu stürzen, sobald M ihn ruft, zumal es auch um eine hübsche, vermeintlich feindliche, Agentin handelt, die übergelaufen ist. Bei Bond selbst gibt es also nicht viel Neues zu vermelden, obwohl er durch die Erfahrungen seiner letzten Erlebnisse sich weiterentwickelt hat und vielleicht sogar etwas zugänglicher geworden ist, was hier eine eindeutige Schwachstelle ist, die SMERSCH ausnutzt.

Interessant sind auf jeden Fall die Nebenfiguren. Kerim Bey als Leiter der Zentrale in Istanbul ist eine schillernde Persönlichkeit mit vielen kleinen und großen Tricks in der Hinterhand und mit etwas fragwürdigen Moralvorstellungen, die sich allerdings aus seinem Hintergrund ergeben und auch mit Blick auf die Zeit des Entstehens des Romans betrachtet werden müssen. Bey ist absolut treu gegenüber M und England und würde alles für Bond und den Secret Service tun. Gleiches gilt auf der anderen Seite für Grant, dem Elite-Killer von SMERSCH. Ihn inszeniert Ian Fleming als einen berechnenden Wahnsinnigen, der das Töten genießt. Dazu kommt noch eine Rosa Klebb, die unsympathischer nicht sein könnte.

Jedes einzelne Element, Handlung, Charaktere und Atmosphäre und Flair Istanbuls, nimmt Ian Fleming und verbindet es mit den anderen zu einem hochspannenden Thriller, der von jedem seiner Einzelteile gleichviel mitbekommt und lebt. Und das alles in Ian Flemings flüssig zu lesenden Schreibstil, der den Leser das Buch nicht weglegen lässt. Allein die Anfangssequenz mit der Planung der Operation ist es wert, den Roman in die Hand zu nehmen und auf einmal durchzulesen. Nur sollte jeder der den Film kennt, versuchen, diesen zu vergessen, denn die Handlung des Films hält sich ausnahmsweise nah an den Roman.


Fazit

Liebesgrüße aus Moskau ist der bisherige Höhepunkt der Bond-Romane. James Bond muss zwar nicht körperlich durch die Hölle, aber die seelische Belastung ist dafür umso größer. Viel hat er zu gewinnen und ebenso zu verlieren. Ein Thriller bei dem alles stimmt.


Pro & Contra

+ Grant ist ein eindrucksvoller Gegner, den Ian Fleming fast zu leichtfertig hergibt
+ Planungsphase der Operation
+ Atmosphäre
+ Kerim Bey

Bewertung:

Handlung: 5/5
Charaktere: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 4,5/5


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